
Am Samstag gingen riesige Menschenmengen der britischen Arbeiterklasse und der Mittelschicht vereint auf die Straße, um für eine grundlegende Veränderung der Politik im Land zu demonstrieren. Dieser Protest ist das Ergebnis jahrzehntelanger Versäumnisse der Regierenden beider großen Parteien. Doch in den Augen der Demonstranten hat sich die Labour-Partei besonders schuldig gemacht. Lange führte sich die Partei als Beschützerin der einfachen Leute auf, verlor aber deren Interessen zunehmend aus dem Blick – und das ist noch höflich ausgedrückt.
Labour-Politiker gehörten zu denjenigen, die jahrzehntelang wegschauten, wo es um die „Grooming-Gangs“, also um sexuellen Mißbrauch minderjähriger Mädchen und Jungen ging, die vom Alter von neun Jahren an drogensüchtig gemacht wurden, um sie an meist muslimische, häufig pakistanische Männer weiterzureichen und massenhaft vergewaltigen zu lassen. Ereilen Labour nun die Konsequenzen für jahrzehntelange Nachlässigkeit, Ignoranz, Indolenz und Werte-Verirrung? Zwei aktuelle Geschehnisse geben Anlass zu dieser Vermutung.
Die systematischen, organisierten Verbrechen der „Grooming-Gangs“ gegen meist weiße Mädchen und Jungen wurde vor allem aus kleineren Städten des Königreichs bekannt – meist jenen, die früher durch Industrie und heute durch weitverbreitete Armut und Chancenlosigkeit geprägt sind. Dort schienen sich pakistanische Kinderhändler besonders ausgebreitet zu haben, in Orten wie Rotherham, Telford, Rochdale und Bradford.
Aber diese Einschränkung stimmt nicht, wie schon länger bekannt ist. Auch der wohlhabendere Süden des Landes war und ist betroffen. Denn der Skandal ist weit davon weg, zu Ende zu sein. Das zeigt jetzt auch die schockierende Aussage eines Whistleblowers aus der Hauptstadt London selbst. Der Polizeibeamte im Ruhestand John Wedger hat es trotz vielfältiger Drohungen gewagt, seine Erlebnisse aus dem Polizeialltag zu schildern. Gegenüber dem Daily Express erzählte er von „schrecklichen Verbrechen“, die seit sicher 20 Jahren auch in verschiedenen Vierteln Londons begangen werden.
Für Wedger ist klar: Der Bürgermeister ist „eine Bedrohung für die Sicherheit schutzbedürftiger Kinder jeder Ethnie und Klasse. Er ist gefährlich. Er ist der Esel, der die Löwen anführt, wenn es um Kindesmissbrauch geht.“ Wenn man in Khans Gesicht guckt, dann würde man aber eher vom Oberlöwen sprechen.
Das Opfer einer Londoner Grooming-Gang sagte zu diesem Auftritt: „Wenn ein Mann mit der Macht Sadiq Khans Grimassen schneidet und abfällige Bemerkungen macht, wenn er auf das Thema ‚Grooming Gangs‘ angesprochen wird, macht das den Tätern das Leben leicht.“ Im Februar hatte Sadiq Khan eine unabhängige Untersuchung zu Grooming-Banden in London abgelehnt. Zugleich verweigerte er neunmal die Aussage auf die Frage, wie viele der Banden es in London gibt.
Laut Wedger übertrifft die Aktivität organisierter Grooming-Banden in der Hauptstadt das Ausmaß der Verbrechen in Städten wie Rotherham oder Rochdale. Und auch in London galt die Politik der drei Affen: „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.“ Polizeibeamte, die sich zu dem Kindesmissbrauch äußern, werden laut Wedger „gemobbt und vernichtet“. Doch der Beamte ermittelte auf eigene Faust weiter. Wedger schrieb weiterhin Berichte an seine Vorgesetzten, die nun zusammen mit seinen Notizen seine Geschichte untermauern. Vor drei Jahren sagte er gegenüber der ersten offiziellen „Independent Inquiry“ zum sexuellen Kindesmissbrauch aus. Auch in der Folge-Kommission, die Keir Starmer nun widerstrebend eingerichtet hat, wird Wedger aussagen.
Dem Express sagte er nun: „Ich habe Kinder im Alter von neun bis 14 Jahren aufgespürt, die im industriellen Maßstab zum Zweck der Prostitution gehandelt wurden.“ Das ging offenbar am Morgen in „crack houses“ los, wo die Kinder für ein paar Portionen der Droge verkauft wurden. Danach wurden sie in Stundenhotels gebracht, wo Bauarbeiter aus der Londoner Innenstadt sich an ihnen vergehen durften. Später brachte man die Kinder in gehobene arabische Restaurants im Stadtteil Mayfair, wo sie für je 2000 Pfund gehandelt wurden. Das ging so auf täglicher Basis, mit einem besonderen Schwerpunkt an den Wochenenden.
Ein hochrangiger Scotland-Yard-Beamter drohte Wedger: „Mir wurde gesagt, dass ich mein Haus, meinen Job und meine Kinder verlieren würde, wenn ich jemals irgendwo erwähnen würde, was ich aufgedeckt hatte“. Denn das hätte die Metropolitan Police über alle Zeiten hinweg bloßgestellt („because this would f**k the Metropolitan Police past, present and future“). Die Sache durfte nie ans Tageslicht kommen. Das ist in der Tat die maximale Beschädigung einer Polizei, eines Staats. Die staatlichen Behörden befinden sich demnach in den Händen hochgradig widerwärtiger Verbrecher, sind diesen in einem Maße unterworfen, dass sie ihre Pflichten gegenüber den Bürgern, den Opfern vergessen.
Immer wieder locken Bürger nun muslimische Täter, die sich mit minderjährigen Mädchen treffen wollen, in Fallen und stellen sie. Die Videos sind viele und zeigen die Wut der Briten über diesen Ausverkauf an etwas, das die Täter selbst als islamische Lebensweise benennen: Sie seien ja Muslime, daher würden andere Regeln für sie gelten.
Die Regierung Starmer war es, die eine landesweite Untersuchung der Vorwürfe verhindern wollte und letztlich eine Art „Inquiry“ zugestehen musste, weil der öffentliche Druck zu groß geworden war. Zuvor hatte es Stimmen aus der Labour-Partei gegeben, die skandalöserweise verlangten, dass Opfer und Betroffene „um der Diversität willen“ über die Taten schweigen. Genau das scheint allerdings ohnehin die Politik der britischen Behörden zu sein. Doch was soll auch die neue Untersuchung bringen, wenn sie von Parteien wie Labour verantwortet wird?
Aber tatsächlich ist das Abbruchunternehmen Labour damit noch nicht an sein Ende gekommen. Es gibt weitere Indizien von Machtmissbrauch und Korruption. Innenministerin Yvette Cooper, die gerne geblieben wäre, aber die „Boote“ eben nicht aufhalten konnte, wurde aus dem Amt gefegt. An ihre Stelle setzte Starmer ausgerechnet Shabana Mahmood, die als „sozial Konservative“ nun die Migrationspolitik verschärfen soll, sich aber daneben unverhohlen als Lobbyistin der Muslime im Königreich betätigt.
Zu den größten Spendern der Labour-Partei gehört derweil Waheed Alli oder Baron Alli. ein Fernseh- und Medienunternehmer indo-karibischer Herkunft und einer der wenigen offen schwulen muslimischen Politiker in Großbritannien und wohl in der Welt. Kurz nach Starmers Wahlsieg bekam Alli einen exklusiven Pass für Downing Street und richtete dort Parties für Labour-Spender aus. Auch dieser Labour-Unterstützer hat offenbar einer jungen Familie den Mietvertrag gekündigt, um die Miete danach um 1000 Pfund (oder 25 Prozent) zu erhöhen.
Im Zentrum steht aber der Skandal um Lord Mandelson, bis vor kurzem britischer Botschafter in Washington, der nun über seine jahrelange enge Freundschaft mit dem Finanzier, verurteilter Sexualstraftäter und Mädchenhändler Jeffrey Epstein gestolpert ist. Mandelsons Beitrag zu Epsteins Geburtstagsbuch von 2003 ist einer der umfangreichsten, geht über mehrere Seite. Mehrere Abbildungen finden sich darin, so auch ein Photo der beiden, auf dem Mandelson einen Bademantel trägt. Am letzten Montag veröffentlichte der zuständige Ausschuss des US-Repräsentantenhauses den Geburtstagsgruß, in dem Mandelson den US-Financier als seinen „besten Freund“ betitelte. In einer E-Mail riet Mandelson seinem Kumpel, um eine vorzeitige Entlassung zu kämpfen, und versicherte ihm: „Deine Freunde bleiben an deiner Seite und lieben dich.“
Derweil hat Mandelson bestritten, dass ihm jemals minderjährige Mädchen von Epstein angeboten worden wären, nicht zuletzt weil er homosexuell sei. Mandelson wurde von seinem Botschafterposten abberufen, aber der Skandal geht auf anderer Ebene weiter.
„Normalerweise wird ein Botschafter vor seiner Ernennung einer detaillierten Sicherheitsüberprüfung unterzogen … Das war hier nicht der Fall“, sagt ein hochrangiger Diplomat. Dabei wäre da einiges zu prüfen gewesen. Immerhin hatte auch Starmer vor der Ernennung Mandelsons ein zweiseitiges Dossier erhalten, in dem alles stand, was in der Öffentlichkeit über Mandelsons Verbindungen zu Epstein bekannt war. Damit hatte Starmer anscheinend keine Probleme. Doch nun kam ans Licht, dass Mandelson als Labour-Minister einen Finanzdeal für den britischen Staat mit Epstein aushandelte, und zwar nach dessen Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs. Es ging dabei um den Verkauf eines britischen Energiehandelsunternehmens im Wert von einer Milliarde Pfund an Epstein im Jahr 2010.
Ärger bekommt nun allerdings auch Starmers Stabschef Morgan McSweeney – allerdings von seinem Chef, denn der hätte sich angeblich mehr Schutz von seinem Untergebenen gewünscht. McSweeney spielte eine zentrale Rolle bei der Berufung Mandelsons, den er als Mentor sah, wie nun ebenfalls durchsickert.
Der Stabschef hatte Mandelson auf Anweisung Starmers drei Fragen per E-Mail gestellt. Anlass war auch hier die Beziehung zu Epstein, die Gründe für seine Aufenthalte in Epsteins Häusern und Mandelsons Verquickung in eine Epstein-Charity. Konkret: Warum hielt Mandelson nach Epsteins Verurteilung weiterhin Kontakt zu ihm? Warum hielt er sich in einem der Häuser auf, als Epstein schon im Gefängnis saß? Und: Welche Verbindung hatte der Labour-Politiker zu einer von Ghislaine Maxwell gegründeten, von Epstein unterstützten Wohltätigkeitsorganisation?
Für den stellvertretenden Chef von Reform UK, Richard Tice, ist klar, dass Starmer das Unterhaus irregeführt hat. Daneben verliere der Premier im wachsenden Maße die Unterstützung der eigenen Hinterbänkler. Das hob auch Nigel Farage in einem Tweet hervor. Die Tory-Vorsitzende Kemi Badenoch glaubt ebenfalls, dass Starmer die Öffentlichkeit in Sachen Mandelson grob belogen hat. Es ist der typische Fall eines Skandals, der nicht so schnell enden dürfte. Denn Starmer kannte Mandelson über viele Jahre.
Der Mandelson-Skandal hat sich laut Daily Mail in „eine ausgewachsene politische Krise“ ausgewachsen, die zum Ende von Starmers Premierministerschaft führen könnte. Also genau dem, was tausende und abertausende Demonstranten am Sonnabend forderten. Sogar im linken Guardian wächst die Kritik am Labour-Premier: In der Regierungszentrale Westminster werde zunehmend „die Frage gestellt, ob Starmer der Aufgabe gewachsen ist, die Lösungen zu finden, die das Land braucht“. Das ist offenbar der neueste Labour-Klatsch, den die Zeitung hier ausbreitet. Die Diskussion dürfte dabei ähnlich laufen wie im Falle der deutschen SPD: Sinken die Umfragezahlen, dann machen Sozialdemokraten meist ihren nicht ausreichend linken Kurs verantwortlich, während die Wähler eher darauf warten, dass die Partei sich weiter in die Mitte der allgemeinen Vernunft vorwagt.
Daneben fällt freilich ein totaler Mangel an Persönlichkeit und Charakter an diesem Keir Starmer auf, der bei seinen öffentlichen Mitteilungen wie ein aufgeregter Referendar wirkt und fast nur über die schwierigen Ursachen des eigenen Scheiterns spricht, wenn er nicht gerade seine Hingabe an Werte und Ziele beschwört, die er eigentlich gar nicht hat. Immer stärker wird der Eindruck, dass hier Potemkinsche Dörfer für den Wähler gebaut werden, während im Hintergrund unerbittlich eine geheime Agenda durchgezogen wird.
Dass die Labour-Bänke nun voll der Kritik an Starmer sind, das liegt natürlich an den Umfragen. So wird schon heute gesagt, dass der Regierungschef wohl spätestens im kommenden Mai abtreten wird. Denn in den schon absichtlich hinausgeschobenen Lokalwahlen vom Mai 2026 wird Labour aller Voraussicht nach eine heftige Niederlage erleiden. Ob Starmer so lange durchhält, scheint nach dieser Woche für Starmer und Labour – vergleichbar einem „annus horribilis“ – zweifelhaft.
Die Sunday Times schrieb mitleidig von „der schlimmsten Woche unter Starmers Führung“. Es gab sogar noch einen Rücktritt mehr, den eines Strategiedirektors wegen anstößiger E-Mails über die Labour-Veteranin Diane Abbott. Aber das geht uns nicht mehr viel an. Vermutlich ist es ein Bauernopfer, damit der große Keir nicht gehen muss. Dass fast zeitgleich der erste Tory-Abgeordnete mit Danny Kruger zu Reform übergetreten ist, kann den Starmer-Schmerz wohl kaum lindern. Doch klar wird so: Das alte britische Parteisystem löst sich gerade auf.
Doch zumindest ist die Trump-Regierung einen von ihr als unpassend angesehenen Botschafter losgeworden. An diesem Dienstag wird Trump zum Staatsbesuch in London erwartet. Mit der Veröffentlichung der Epstein-Akten hatte die US-Politik das ganze Mandelson-Starmer-Drama ausgelöst.