
Die Partei Reform UK unter der Führung von Nigel Farage hat eine Nachwahl für sich entschieden, sich damit einen weiteren Sitz im britischen Parlament gesichert, zwei Bürgermeisterposten gewonnen und die Kontrolle über sechs Kommunalverwaltungen übernommen. Farages Partei, die mit dem Versprechen angetreten ist, das überkommene Zwei-Parteien-System „zu zerschlagen“, konnte Wählerstimmen sowohl vom linken als auch vom rechten Lager für sich gewinnen.
Nach dem Sieg bei der Nachwahl im Wahlkreis Runcorn und Helsby – mit nur sechs Stimmen Vorsprung – erklärte sich Reform selbst zur „wahren Oppositionspartei“, die nun die Labour-geführte Regierung herausfordern bieten wolle. Premierminister Keir Starmer nannte das Ergebnis „enttäuschend“ und kündigte an, seine Regierung werde „schneller und entschlossener Veränderungen liefern“.
Wie die BBC am 2. Mai berichtete, gewann Reform im Vergleich zu 2021 rund 40 Prozent hinzu, während die Konservativen 28 Prozent und Labour 8 Prozent ihrer Stimmen einbüßten. In Runcorn und Helsby ging das Mandat nach Auszählung und Neuauszählung an die Reform-Kandidatin Sarah Pochin – womit Reform nun auf insgesamt fünf Sitze im Parlament kommt.
Der Sitz war neu zu vergeben, nachdem der bisherige Labour-Abgeordnete Mike Amesbury bei einer Auseinandersetzung auf offener Straße einem Mann aus seinem Wahlkreis ins Gesicht geschlagen hatte. Amesbury wurde zu zehn Wochen Haft auf Bewährung verurteilt, nachdem er die Tat gestanden hatte.
Auch andernorts konnte Reform UK punkten – besonders in Greater Lincolnshire, einer Region mit über einer Million Einwohnern. Dort gewann die frühere konservative Abgeordnete Andrea Jenkyns überraschend den Bürgermeisterposten für Reform mit deutlichem Vorsprung.
In anderen Regionen konnte Labour zwar teils knapp die Kontrolle behaupten, doch Reform lag vielerorts bereits auf Platz zwei.
Die Labour-Abgeordnete Kim Johnson sprach von einem „Warnsignal, das wir nicht ignorieren dürfen“. Die Wähler wollten echten Wandel – und wenn Labour ihn nicht liefere, werde eine „extreme Rechte“ an die Macht kommen.
Noch während die Auszählung lief, wuchs die innerparteiliche Kritik an der Labour-Führung. Viele Parteifunktionäre forderten öffentlich eine Kurskorrektur, da Reform UK weiter zulegte und Labour sichtbar an Rückhalt verlor.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren noch nicht alle Stimmen ausgezählt – über 1.600 Sitze in Gemeinderäten waren landesweit neu zu vergeben. Die vollständigen Ergebnisse wurden für später erwartet.
Dieser übersetzte Beitrag ist zuerst bei Brussels Signal erschienen.