
In einer großen Militäroperation hat die Ukraine in der Nacht zum Sonntag mindestens vier strategische russische Luftwaffenstützpunkte angegriffen. Wie der Bild-Journalist Julian Röpcke auf der Plattform X berichtet, wurden die Stützpunkte Belaja, Djagilewo, Olenja und Iwanowo von ukrainischen Drohnen attackiert, die teilweise über Tausende Kilometer hinweg operierten. „Das ist der größte Angriff, der jemals auf Russlands strategische Streitkräfte ausgeführt wurde“, heißt es in dem Beitrag.
Demnach sollen die russischen Stützpunkte bis zu 5000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegen, was die Angriffe einerseits zu einer logistischen Meisterleistung macht, andererseits auch die Gefahr neuer Eskalation birgt: Noch nie hat die Ukraine militärische Stützpunkte so weit um eigenen Staatsgebiet attackiert. Bei den Angriffen sollen mindestens 10 Bomber zerstört worden sein.
Zusätzlich meldeten Augenzeugen Explosionen in Seweromorsk in der Kola-Buch, dem Befehlszentrum der russischen Nordmeer-Flotte und den Standort von Atom-U-Booten. Inwiefern diese im Zusammenhang mit den Drohnenangriffen stehen, ist unklar, sie legen aber nahe, dass die Ukraine ihre Offensive ausweitet und an zahlreichen Orten lanciert, um Russlands militärische Kapazitäten nachhaltig zu schwächen. Auch in Irkutsk unweit des Baikalsees sollen Angriffe stattgefunden haben.
Die Explosionen in Seweromorsk
Seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 hat die Ukraine wiederholt versucht, russische Militärinfrastruktur im feindlichen Hinterland anzugreifen, um Moskaus Fähigkeit zu konventionellen und strategischen Angriffen zu schwächen. Besonders die russischen Luftwaffenstützpunkte, auf denen strategische Bomber wie die Tu-95 und Tu-22M3 stationiert sind, stehen im Fokus: Diese Flugzeuge werden regelmäßig für Raketenangriffe auf ukrainische Städte und Infrastruktur eingesetzt, daher hat Kiew ein Interesse, sie zu zerstören.
Bereits im Dezember 2022 trafen ukrainische Drohnen die Stützpunkte Engels-2 und Djagilewo, was als „Skandal für Russland“ bezeichnet wurde, da es die Schwächen der russischen Luftverteidigung offenbarte. Weitere Angriffe, etwa auf den Stützpunkt Olenya im Norden Russlands im Juli 2024, folgten. Die jüngsten Angriffe markieren jedoch eine neue Dimension.
Clips auf sozialen Medien sollen nämlich nun „zahlreiche brennende strategische Bomber vom Typ Tu-95“ zeigen, die bisweilen tief auf russischem Territorium stationiert sind. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU bestätigte unterdessen, dass die Operation gezielt vier strategische Stützpunkte traf. Auch wurde ein Foto eines Trägersystems für FPV-Drohnen mit direkter Satellitenverbindung nach Kiew veröffentlicht.
Die Angriffe dürften von einer ausgeklügelten Planung und akribischer Vorbereitung zeugen – und Gegenangriffen provozieren. Laut Berichten wurden die Drohnen von LKWs aus gestartet, deren Fahrer angeblich nicht wussten, was sie transportierten, was wiederum eine Parallele zum Anschlag auf die Kertsch-Brücke 2022 auf der Krim darstellt. „Wenn das stimmt, handelt es sich wohl um eine der komplexesten und verrücktesten Geheimdienstoperationen, die je durchgeführt wurden“, schreibt der Bild-Journalist Röpcke. Interessanterweise sei ein Transporter mit einer mobilen Abschussrampe bereits vor zwei Wochen in der Region Moskau von russischen Behörden entdeckt worden, ohne dass deren Zweck damals klar war.Die Angriffe dürften zudem heftige Reaktionen in Russland auslösen. Russische Militärblogger sprechen schon jetzt von „Russlands Pearl Harbor“ und fordern drastische Maßnahmen, darunter einen „Nuklearschlag auf die Ukraine“. Dies spielt auf die russische Nukleardoktrin an, die unter Präsident Wladimir Putin in den letzten Jahren verschärft wurde und solche Angriffe eigentlich mit Erstschlägen sanktionieren will. In jedem Fall dürfte die russische Antwort auf den Angriff verheerend ausfallen.