Trump will den Stellvertreterkrieg Ukraine beenden – Macron, Starmer und Merz fortsetzen

vor 4 Tagen

Blog Image
Bildquelle: Tichys Einblick

Der alte Medien-Tenor lautet einheitlich, Trump habe eine Wendung im Ukrainekrieg vollzogen. Hat er nicht. Mehrheitseuropa will den Sieg der Ukraine. Trump will das Ende des Ukrainekrieges. Wie viel die Ukraine dabei kleiner wird, kümmert ihn nicht. Kann er im übrig bleibenden Territorium Rohstoffgeschäfte machen, nimmt der US-Chefeinkäufer diesen Kollateralnutzen mit. Wenn nicht, dann nicht. Hauptsache ist ihm das Kriegsende, und dass der Ukrainekrieg die amerikanischen Steuerzahler keine weiteren Dollars kostet. Er hat genug andere Kriegs-Schauplätze im Vorderen, Mittleren und Fernen Orient, in Afrika und in Amerika.

Österreichs Oberst Markus Reisner hat sich nach Auslandseinsätzen an der Militärakademie Wiener Neustadt früh als Ukraine-Experte etabliert. Vom anfänglich reinen Militär-Strategen ist seine Sicht mehr und mehr politisch zugleich geworden.

Russland sieht Reisner langsam, aber stetig vorankommen – im Schnitt zwischen 15 und 20 Quadratkilometer pro Tag. In den letzten zwei Monaten hätte es knapp über 1.000 Quadratkilometer in Besitz genommen. Das schiene bei der Größe der Ukraine nicht viel, zeige aber Putins Kontinuität im Handeln. Was der Ukraine überhaupt noch gelingen kann angesichts ihrer Mobilisierungsprobleme, die ihrerseits die Unruhe im Land verstärken, und unbeständigen Waffenlieferungen aus dem Westen, setzt dem russischen Vorrücken abnehmend viel entgegen. Trumps Zusage für zehn Patriot-Abfangraketen reichten nicht einmal aus, um auch nur einen Luftangriff ansatzweise abzuwehren. Die Jahresproduktion der USA sdei 600 Stück Patriot-Raketen, die USA könnten nur noch 25 Prozent des Bedarfs an Fliegerabwehr decken, weil sie auf mehreren Kriegsschauplätzen engagiert die eigenen Bestände leeren. Für Reisner lautet die Frage: Was tut eigentlich Europa?

Die erste Aussage sei Propaganda, um den Gegner herunterzumachen und die eigenen Anstrengungen zu erhöhen. Jeder sähe aber, die Russen stehen nicht kurz vor dem Zusammenbruch, sondern sie rücken vor. Die andere Aussage sei einfach Realismus, jetzt der Bevölkerung erklären zu müssen: Wenn wir jetzt nicht ernsthaft nachrüsten, wird es wirklich gefährlich. Dabei befände man sich bereits im hybriden Krieg, dem Krieg in der Grauzone, und täte sich sehr schwer, das einzuordnen.

Der Nicht-Experte könnte zusammenfassen, die Regierungen in Europa sind mit Ausnahme von Polen, Balten und Finnland militärisch nicht verteidigungsfähig. Die Jahrzehnte unter dem US-Schirm haben das kulturell nicht verteidigungsbereite Westeuropa auch militärisch wehrlos gemacht, das eine hat das andere negativ verstärkt.

Woraus es nur einen Schluss gibt: die kulturelle Abwehrbereitschaft herstellen, gegen die kulturelle Übernahme tätig werden − militärisch selbständig werden. Denn nur zu berechtigte Kritik am „Wertewesten“ macht aus Peking und Moskau oder gar Teheran keinen „Werteosten“.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Tichys Einblick

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Tichys Einblick zu lesen.

Weitere Artikel