
Es ist die Gretchen-Frage der Union: Wie hältst du’s mit der AfD?
Eine Gruppe von Abgeordneten der Unionsfraktion im Bundestag unter Führung des früheren Ost-Beauftragten Marco Wanderwitz (CDU) aus Sachsen möchte die AfD verbieten. Andere CDU-Leute vor allem im Osten weisen hinter vorgehaltener Hand darauf hin, dass mit der AfD die größeren politischen Schnittmengen bestehen. Nicht minder umstritten sind mögliche Bündnisse mit den Grünen. CSU-Chef Markus Söder will sie ausschließen, in der CDU-Spitze hält man sie lediglich für sehr unwahrscheinlich, will die Option aber nicht ganz vom Tisch nehmen.
NIUS wollte es genauer wissen und ließ vom Meinungsforschungsinstitut INSA nachfragen (1005 Befragte), welches Bündnis die Wähler bevorzugen würden. Die relative Mehrheit der Umfrageteilnehmer glaubt, dass die CDU (eher) mit der AfD eine größere inhaltliche Schnittmenge (35 Prozent) als mit den Grünen hat. 30 Prozent halten hingegen die Übereinstimmungen mit den Grünen für größer und elf Prozent halten beide für gleichermaßen ähnlich. Weiter kann oder will dazu knapp ein Viertel (24 Prozent, kumuliert) keine Einschätzung abgeben.
Wenig überraschend: Während Befragte aus Ostdeutschland relativ-mehrheitlich und entsprechend häufiger als jene aus Westdeutschland die Meinung vertreten, dass die CDU mit der AfD größere Schnittmengen hat (40 zu 33 Prozent), sind die Westdeutschen hier geteilter Ansicht (33 Prozent AfD, 32 Prozent Grüne), nennen die Grünen aber deutlich häufiger, als dies Umfrageteilnehmer aus Ostdeutschland tun (32 zu 22 Prozent).
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Interessant ist auch, dass Wähler der Union (40 Prozent) selbst, aber auch die Wähler von SPD (45 Prozent) und Grünen (61 Prozent) größere inhaltliche Überschneidungen zwischen CDU und Grünen sehen, wohingegen BSW- (36 Prozent), FDP- (39 Prozent) und insbesondere AfD-Wähler (78 Prozent) jene zwischen CDU und AfD für größer halten.
Nimmt man einzelne Themenfelder unter die Lupe, so erwarten die Befragten lediglich auf dem Gebiet der Migration relativ-mehrheitlich von einer schwarz-blauen Koalition (36 Prozent) bessere Arbeit als von einer schwarz-grünen (29 Prozent). Bei den Themen Wirtschaft (35 zu 26 Prozent), Energie (39 zu 23 Prozent) und insbesondere Klima bzw. Umwelt (47 zu 18 Prozent) haben die Umfrageteilnehmer jeweils in eine schwarz-grüne Bundesregierung ein höheres Vertrauen als in eine schwarz-blaue. Bezüglich des Bereiches Innere Sicherheit ergibt sich kein eindeutiges Votum (32 Prozent schwarz-blau, 30 Prozent schwarz-grün). Zwischen 16 und 21 Prozent haben in den einzelnen Themenfeldern keine Präferenz. Zwischen zwölf und 14 Prozent können und zwischen fünf und sechs Prozent wollen dazu keine Einschätzung vornehmen.
Auch wenn in beiden Bevölkerungsteilen Deutschlands der Anteil derer überwiegt, welche bei der Migrationspolitik eine Union-AfD-Regierung für fähiger halten, ist dieser Anteil bei jenen aus Ostdeutschland nochmal höher als bei jenen aus dem Westen (42 zu 35 Prozent). Letztere sprechen sich hingegen eher für eine Union-Grüne-Koalition aus (31 zu 22 Prozent).
Interessant sind auch die Kompetenzzuschreibungen. Wähler der AfD (81 Prozent) sowie von FDP und BSW (je 43 Prozent) vertreten jeweils mehrheitlich die Ansicht, dass die CDU im Bereich Migration mit der AfD eine erfolgreichere Koalition bilden würde als mit den Grünen, wohingegen jene von SPD (48 Prozent) und Grüne (63 Prozent) jeweils mehrheitlich glauben, dass die Union mit den Grünen hierbei bessere Ergebnisse erzielen würde. Unions-Wähler selbst sind hierbei gespalten (38 Prozent AfD, 36 Prozent Grüne).
Befragte aus Westdeutschland erwarten deutlich häufiger als jene aus Ostdeutschland und relativ-mehrheitlich eine bessere Regierungsarbeit von einer schwarz-grünen Regierung als von einer schwarz-blauen (37 zu 26 Prozent). Letztere sind hingegen relativ-mehrheitlich und entsprechend häufiger der Ansicht, dass eine schwarz-blaue Regierung hier bessere Arbeit leisten würde (33 zu 25 Prozent). Ein ähnlicher Trend lässt sich beim Aspekt Energie beobachten.
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Bei der inneren Sicherheit sind es nicht nur Wähler der AfD selbst (76 Prozent), welche mehrheitlich eine schwarz-blaue Regierung favorisieren, sondern auch jene von FDP (39 Prozent) und BSW (42 BSW). Wähler der Union bevorzugen knapp mehrheitlich eine schwarz-grüne Regierung in der Sicherheitspolitik (39 Prozent) und jene von SPD (52 Prozent) und Grüne (63 Prozent) eben jene wieder absolut-mehrheitlich.
Wenig überraschend: Beide Bevölkerungsgruppen halten eine schwarz-grüne Regierung für besser geeignet, um die Umwelt- und Klimapolitik voranzutreiben, wobei dieser Anteil bei Befragten aus Westdeutschland deutlich höher ausfällt (49 zu 37 Prozent) und jene aus Ostdeutschland hierbei häufiger eine schwarz-blaue Regierung bevorzugen (26 zu 17 Prozent).
Eine klare Trennlinie gibt es auch bei den Geschlechtern: Männer halten relativ-mehrheitlich und entsprechend deutlich häufiger als Frauen die inhaltlichen Schnittpunkte zwischen CDU und AfD für größer (41 zu 29 Prozent), wohingegen weibliche Befragte relativ-mehrheitlich und entsprechend häufiger jene zwischen CDU und Grünen für größer halten (33 zu 27 Prozent). Allerdings ist der Anteil an Befragten, welche hierzu keine Einschätzung vornehmen können, bei Frauen deutlich höher (23 zu 12 Prozent).
Eine relative Mehrheit von 28 Prozent wünscht sich eine Regierung unter der Führung der Union. 27 Prozent wollen wenigstens eine Beteiligung der Union. Bei Grünen und AfD sind die Befragten unentschieden: Jeweils 23 Prozent hätten gern die Grünen bzw. die AfD mit dabei, wobei nur fünf Prozent die Grünen an der Spitze einer Koalition sehen wollen. Eine Koalition unter Führung der AfD können sich dagegen 12 Prozent vorstellen.
Interessant ist allerdings, dass den Wählern der Union eine Beteiligung der Grünen (14 Prozent) lieber ist, als eine der AfD (9 Prozent). Der deutlich bevorzugte Koalitionspartner der Unionsunterstützer ist allerdings die SPD (32 Prozent), gefolgt von der FDP (28 Prozent). Danach folgt Sahra Wagenknechts BSW mit 16 Prozent. Für die Wähler der FDP wären Regierungsbeteiligungen der AfD (15 Prozent) und BSW (16 Prozent) nahezu gleich beliebt. Von den BSW-Wählern wiederum hätten 17 Prozent kein Problem mit einer Regierungsbeteiligung der AfD, mit den Grünen könnten nur 11 Prozent leben.