
Der politisch verkündeten Sorge vor einer weiteren Eskalation des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, dass Russland in absehbarer Zeit auch einen NATO-Staat wie Polen oder Litauen angreifen könnte, stimmen laut einer aktuellen INSA-Umfrage im Auftrag der Bild am Sonntag 62 Prozent der Deutschen zu. 28 Prozent der Befragten halten ein solches Szenario für unwahrscheinlich, zehn Prozent zeigten sich unentschlossen.
Die Ergebnisse fallen in eine Phase wachsender Spannungen zwischen Russland und der NATO. In dieser Woche wurden mehrere russische Drohnen im polnischen Luftraum von den polnischen Streitkräften abgefangen, der Vorfall sorgte jedoch europaweit für Alarmstimmung. Polen als direkter Nachbar der Ukraine sieht sich seit Beginn des Krieges in einer besonders exponierten Lage. Auch in Litauen, Lettland und Estland wächst die Angst, dass Moskau die baltischen Staaten ins Visier nehmen könnte.
Beim richtigen Umgang mit Russland sind laut der aktuellen Umfrage 49 Prozent der Befragten dafür, sämtliche Öl- und Gaslieferungen aus Russland in die Europäische Union sofort zu stoppen. Damit würden noch bestehende Abhängigkeiten konsequent beendet. Ein Schritt, der allerdings umfassende wirtschaftliche Folgen hätte. Knapp die Hälfte der Befragten hält diesen jedoch für notwendig, um Russlands Einnahmequellen weiter zu beschneiden.
Ein weiteres Streitthema ist der Umgang mit eingefrorenen russischen Vermögen in Europa. 51 Prozent der Befragten unterstützen die Forderung, diese Gelder für den Wiederaufbau und die militärische Unterstützung der Ukraine einzusetzen. Gegner warnen hingegen vor möglichen juristischen Auseinandersetzungen und Vergeltungsmaßnahmen durch Moskau.
Die neuen Daten zeigen, wie stark die Darstellung der geopolitischen Entwicklungen in den meisten Medien die Meinung der deutschen Bevölkerung prägen. Der russische Drohnenzwischenfall in Polen hat die Ängste vor einem möglichen NATO-Bündnisfall verschärft – einem Szenario, das unweigerlich auch Deutschland militärisch betreffen würde.
Politikwissenschaftler verweisen darauf, dass Moskau durch gezielte Provokationen den Westen spalten wolle. Mit der Frage, ob bei den russischen Drohnen über Polen auch die Ukraine zu tun haben könnte, beschäftigen sie sich nicht. Die Umfragewerte deuten darauf hin, dass in Deutschland ein wachsender Teil der Bevölkerung nun eher auf Härte gegenüber Russland setzt – sowohl in Form wirtschaftlicher Sanktionen als auch durch die Unterstützung der Ukraine.