
100 Gigawattpeak Photovoltaik sind in Deutschland installiert. Ob das kleine Balkonkraftwerk mit 300 Wattpeak oder der Solarpark mit 600 Megawattpeak – beide verbindet eines: Sie benötigen Wechselrichter, um den Gleichstrom, den die Module erzeugen, in Wechselstrom mit der richtigen Spannung für das deutsche Stromnetz umzuwandeln.
Wechselrichter kommen – auch wenn es Hersteller in westlichen Ländern gibt – überwiegend aus China. Einem Bericht von Reuters zufolge wurden in einigen chinesischen Wechselrichtern Kommunikationskomponenten entdeckt, die aus den Unterlagen nicht hervorgehen.
Die neuen Erkenntnisse, die nur durch vollständige Zerlegung der Geräte ans Licht kamen, veranlassen US-Behörden dazu, die Risiken chinesischer Wechselrichter neu zu bewerten. Denn durch die verbaute Technik könnte China theoretisch in der Lage sein, die Wechselrichter aus der Ferne zu steuern und abzuschalten – zumal der Großteil der Geräte mit dem Internet verbunden ist. Die Folge einer plötzlichen Abschaltung mehrerer Gigawatt Solarstrom wäre ein massiver Stromausfall – ein Blackout.
Neben der möglichen Fernabschaltung liefern die Wechselrichter auch Daten über das Stromnetz. Gegenüber der Weltwarnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausdrücklich vor der Gefahr, dass über Wechselrichter Informationen über das deutsche Stromnetz nach außen gelangen: „Diese Produkte übermitteln regelmäßig Telemetriedaten, zum Beispiel Spannung und Netzfrequenz, in die Cloud des Herstellers, welche für ein feinmaschiges Monitoring der Energienetze (Ausspähen) genutzt werden könnten.“
Noch ist nicht eindeutig geklärt, welche Gefahr tatsächlich von den integrierten Kommunikationskomponenten ausgeht. Sollte sich jedoch bestätigen, dass China über Wechselrichter einen Blackout auslösen könnte, steht Deutschland vor einer ernsten Herausforderung. Allein 3,3 Millionen Dachanlagen und offiziell 866.000 Balkonkraftwerke – wobei bei Letzteren von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist – erzeugen in Deutschland Strom. Da ein Wechselrichter eine durchschnittliche Lebensdauer von 15 Jahren hat, würde selbst ein Einbauverbot neuer chinesischer Geräte das Problem nicht sofort lösen. In den kommenden Jahren bliebe ein erheblicher Teil der installierten chinesischen Wechselrichter im Betrieb – und damit potenziell steuerbar.