„Undurchdringliche Strukturen“, „hochgradig abgeschottet“, „kriminell“: Sicherheitsbehörden warnen vor dem Aufstieg syrischer Clans

vor 6 Monaten

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In Nordrhein-Westfalen stehen die Sicherheitsbehörden vor neuen Herausforderungen: Neben den bekannten Clanstrukturen aus libanesischen und türkischstämmigen Milieus entwickeln sich nun auch kriminelle Netzwerke innerhalb der syrischen Gemeinschaft. Wie die Welt berichtet, bereitet das Auftreten syrischer familiärer Banden, die laut Sicherheitskreisen „hochgradig abgeschottet und kriminell“ agieren, den Behörden zusätzliche Sorgen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft bezeichnet diese Entwicklung als eine „Neustrukturierung im Bereich der organisierten Kriminalität, ausgelöst durch die Migrationskrise“.

Die Bekämpfung von Clan-Kriminalität ist seit 2017 ein sicherheitspolitischer Schwerpunkt des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU). Trotz zahlreicher Razzien bleibt die Kontrolle dieser Strukturen eine komplexe und fortwährende Aufgabe, berichtet die Zeitung. Während libanesische und türkische Clans bereits lange im Fokus stehen, stellt die Bildung syrischer Clanstrukturen ein relativ neues Phänomen dar.

Ein besonderes Bewusstsein für das Problem schuf ein Vorfall im Juni 2023, als es in Essen und Castrop-Rauxel zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen syrischen und libanesischen Familienmitgliedern kam. Die Angreifer lieferten sich regelrechte Jagdszenen in den Innenstädten und schlugen mit Knüppeln, Holzlatten und Stühlen aufeinander ein. Letztlich wurde der Konflikt durch einen islamischen Friedensrichter beigelegt.

Videos: Auseinandersetzung zwischen Libanesen und Syrern in Essen im Juni 2024; anschließende Klärung des Konflikts mit Friedensrichtern (Quelle: TikTok)

Seit den Krawallen auf dem Salzmarkt beobachtet die Essener Polizei die Aktivitäten syrischer Gruppen im Bereich der Clan-Kriminalität verstärkt. Polizeipräsident Andreas Stüve betont: „Wir können und wollen nicht warten, bis sich kriminelle Strukturen verfestigen und von den nächsten Generationen übernommen werden.“ Häufig drehen sich die Konflikte um „Ehrverletzungen“ und Revierkämpfe im kriminellen Milieu. Bereits 2022 musste ein größerer Streit zwischen libanesischen und syrischen Clans nur mithilfe eines „Friedensrichters“ beigelegt werden.

Polizisten und Zollbeamte bei einem Einsatz gegen Clankriminalität in Castrop-Rauxel im Juni 2024.

Im Beitrag äußert sich auch der Politikwissenschaftler Mahmoud Jaraba von der Universität Erlangen-Nürnberg, der die Entwicklung der Clan-Kriminalität erforscht. „Während meiner Feldforschung habe ich in den letzten Jahren einen zunehmenden Trend krimineller Aktivitäten in den sogenannten ‚neuen Clans‘, insbesondere in syrischen Gemeinschaften, beobachtet“, so Jaraba. Innerhalb dieser Gemeinschaften gebe es sowohl Einzeltäter und informelle Jugendbanden, die sich an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen aufhalten, als auch Netzwerke von Menschen mit gemeinsamer Herkunft. Diese Netzwerke seien häufig in Menschenhandel und illegale Finanztransfers verwickelt. Laut Jaraba organisieren sich diese Gruppen zunehmend über soziale Medien wie TikTok, die sowohl zur Koordination als auch zur Darstellung ihrer kriminellen Aktivitäten dienen.

Die Bekämpfung von Clankriminalität gilt als eines der Hauptanliegen von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

Jaraba hebt hervor, dass der Anstieg krimineller Gruppen innerhalb der syrischen Gemeinschaft eine erhebliche sicherheitspolitische Herausforderung darstellt. „Es besteht kein Zweifel, dass der Aufstieg verschiedener krimineller Gruppen innerhalb der syrischen Gemeinschaft derzeit eine erhebliche Herausforderung für die innere Sicherheit in Deutschland darstellt, insbesondere in Nordrhein-Westfalen“, erklärt Jaraba. Er sieht die Gefahr, dass Konflikte, sowohl zwischen neuen syrischen und etablierten libanesischen Clans als auch innerhalb der syrischen Strukturen selbst, weiter eskalieren könnten. Die Konkurrenz um illegale Märkte und Einflussbereiche könnte zu weiteren Gewaltausbrüchen führen.

Auch die Ähnlichkeit zu den libanesischen Clans sieht Jaraba als besorgniserregend. Die „hochkriminellen Familienstrukturen“ beider Gruppen seien stark hierarchisch und gut organisiert. Während sich die libanesischen Clans über Generationen hinweg etabliert haben, befinden sich die syrischen Strukturen zwar noch im Aufbau, agieren jedoch bereits transnational.

Auch bei NIUS: Asylbewerber, Hamas-Unterstützer, Clanfamilie: Polizei ermittelt nach Chialo-Angriff gegen Familie B.

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