
Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hatte am Dienstag in München mit dem Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Paul Pauli, und mit dem Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte, Prof. Dr. Peter Hoeres, gesprochen und eine Pressemitteilung herausgegeben. Offensichtlich befürchtete man in München zu Recht, dass das Ansehen der Universität einen auf längere Sicht irreparablen Schaden nimmt. Der wichtigste Satz der Pressemitteilung lautet:
„Es besteht Einigkeit, dass die von Teilen der Studierenden kritisierten Äußerungen und Publikationen, auch von Lehrstuhlmitarbeitern, – entsprechend der Prüfungen der von der Hochschulleitung eingesetzten Taskforce – in keiner Weise zu beanstanden sind.“
Damit stellt das Ministerium klar, dass gegen Prof. Dr. Peter Hoeres und PD Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn nichts vorliegt, dass nichts zu beanstanden ist, dass die Vorwürfe jeder Grundlage entbehren. Außerdem soll „im Einvernehmen zwischen Fakultät und Lehrstuhlinhaber ein zusätzliches Lehrangebot eingerichtet werden“. Damit bleibt die Entscheidung beim Lehrstuhl.
Allerdings klingt es nach Vertuschung, wenn das Ministerium behauptet, dass die „Hochschulleitung … auch in Zukunft ihre Fürsorgepflicht voll umfänglich wahrnehmen und die Freiheit von Forschung und Lehre gewährleisten“ wird. Am 29. Januar sagte die Vizepräsidentin Schlömerkemper im Studierendenrat, dass „dieser Fall die Universitätsleitung schon länger beschäftige und dass bereits wichtige Schritte zur weiteren Klärung des Falls unternommen wurden“. Zur Klärung des Falls gehörte offensichtlich nicht, mit den Betroffenen zu reden, sondern eine Task Force einzurichten, die auch nicht mit den Betroffenen das Gespräch suchte. Mit Hoeres sprach Pauli erst Ende März, mit Hasselhorn bis heute nicht. Die Wahrnehmung der Fürsorgepflicht sieht anders aus – und der Schutz der Freiheit von Lehre und Forschung auch.
Inzwischen haben 569 (Stand 9. April, 8:30 Uhr) Wissenschaftler den „Aufruf und Solidaritätserklärung“ unterschrieben.
Hoffen wir, dass sich die Universitätsleitung als lernfähig erweist und „in Zukunft ihre Fürsorgepflicht voll umfänglich wahrnehmen und die Freiheit von Forschung und Lehre gewährleisten“ wird.
Heute ist jedenfalls ein guter Tag für die Freiheit der Forschung und Lehre, der zeigt, dass man vor Kampagnen nicht einknicken darf.