
Wenn ein U-Boot in Deutschland getauft wird, das für Israel bestimmt ist, kann man sicher sein: Kaum einer darf dabei sein – außer die Polizei. So war es auch, als die INS Drakon jetzt im Kieler Hafen ihren Namen bekam. Das rund 70 Meter lange U-Boot von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) soll nächstes Jahr ausgeliefert werden.
Laut israelischen Angaben ist das Schiff mit „einzigartigen“ Systemen und „bahnbrechender“ Technologie ausgerüstet. Es werde ein „Eckpfeiler für die Gewährleistung der Sicherheit Israels sein“, sagte der Oberbefehlshaber der israelischen Marine, David Saar Salama in der FAZ. „Sichtbar und unsichtbar wird es sich für längere Zeit in fernen und verborgenen Gefilden aufhalten.“ Mit dem neuen U-Boot werde die Reichweite der israelischen Armee erhöht. Zu mehr Details äußerte sich Israels Marine-Chef nicht – alles streng geheim.
Die Drakon soll nächstes Jahr die Schwester-U-Boote der Dolphin-II-Klasse ergänzen. Das sei „Teil der signifikanten Transformation“ der U-Boot-Flottille, sagte Salama. Der Verkauf des U-Bootes wurde noch unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) genehmigt. Insgesamt verfügt die israelische Marine ohne die Drakon über fünf deutsche U-Boote – weitere sollen folgen. Die Ausrüstung mit modernen U-Booten ist seit Jahrzehnten ein zentraler Bestandteil der deutschen Militärunterstützung für Israel. Die Bundesregierung übernimmt wie üblich einen Teil der Baukosten. Der genaue Preis für die Drakon sind nicht bekannt, geschätzt werden drei Milliarden Euro.
Über viele Details kann man nur mutmaßen, aber ein paar Fakten wurden bekannt: So soll in dem längeren Rumpf zusätzliche Technik eingebaut sowie Platz für mehr Waffen und Sensoren geschaffen worden sein. Fachmagazine berichten, dass die neue Drakon eine Senkrechtstartanlage für bislang unbekannte ballistische Raketen installiert hat. Durch die größeren Torpedorohre im vorderen Bereich des U-Boots sollen auch Marschflugkörper abgeschossen werden können.
Fachleute vermuten, dass die Drakon atomwaffenfähig ist. Von strategischer Bedeutung ist für Israel auch die sogenannte außenluftunabhängige Antriebsanlage, die auf Brennstoffzellen basiert. Dadurch können U-Boote länger tauchen, sind leiser und geben weniger thermische Signatur ab – und sind damit schwieriger zu orten. Verdeckte Operationen, etwa vor der Küste Irans, wären so leichter auszuführen. Das neue U-Boot kann länger unter Wasser bleiben als alle seine Vorgänger. Das wohl wichtigste und gleichzeitig geheimnisvollste: Das neue U-Boot Drakon kann sich – in der Sprache der Militärs – unsichtbar machen.
Mehr NIUS: