Untersuchungsbericht zur Gelbhaar-Affäre äußert schwere Kritik an Ex-RBB-Chefredakteur

vor 24 Tagen

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Ein kürzlich veröffentlichter Untersuchungsbericht der Beratungsagentur Deloitte zur RBB-Gelbhaar-Affäre bringt den ehemaligen Chefredakteur des Senders, David Biesinger, in Bedrängnis. Er sei über die brisante Recherche lediglich „rudimentär“ informiert gewesen. Eine „inhaltliche Auseinandersetzung mit der Recherche“ habe laut Bericht gar nicht stattgefunden, wie der Business Insider aus dem Untersuchungsbericht zitierte.

Unter seiner Verantwortung publizierte der RBB Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar. Diese schwerwiegenden Vorwürfe stellten sich im Nachhinein jedoch als völlig falsch heraus. Einzige Quelle der Berichterstattung war eine angebliche Zeugin namens „Anne K.“, deren Identität nie ausreichend geprüft wurde und die sich später als erfunden erwies. Die unprofessionelle Herangehensweise führte dazu, dass Gelbhaar Schadensersatzforderungen in Höhe von 1,7 Millionen Euro gegen den Sender geltend macht.

Biesinger verwies, so heißt es im Bericht, auf das Prinzip der „delegierten Verantwortung“, welches Deloitte ausdrücklich kritisiert: „Dieses Organisationsmodell lässt offen, wie der Chefredakteur seiner Aufgabe und Verantwortung nachkommt, für die Einhaltung der journalistischen Standards zu sorgen. Darüber hinaus ist nicht erkennbar, welche Sorgfalt und Prüfung er beim Delegieren der Aufgaben anwendet.“

Als Zweifel an der Existenz von „Anne K.“ laut wurden, versuchte Biesinger, die Verantwortung auf eine angebliche kriminelle Täuschung abzuwälzen, indem er behauptete, es sei mit „betrügerischer Absicht und krimineller Energie“ eine falsche Identität geschaffen worden. Deloitte widerspricht dieser Darstellung jedoch entschieden: „Dass die Quelle kriminelle Energie aufwendete, steht außer Zweifel. Aber das Täuschen über eine Identität durch bloße Nennung eines falschen Namens am Telefon stellt aus unserer Sicht eine einfache Täuschungshandlung ohne großen Aufwand dar.“ Biesingers Argumentation sei daher unzutreffend.

Noch schwerer wiegt aus Sicht der Ermittler jedoch Biesingers Reaktion auf den beginnenden Skandal. Bevor der Fall überhaupt umfassend untersucht wurde, kündigte er in einer internen ARD-Konferenz bereits personelle Konsequenzen an – allerdings nicht für sich selbst, sondern für die verantwortliche Autorin der Recherche. Nach Bekanntwerden der Affäre trat Biesinger zwar von seinem Amt als Chefredakteur zurück, wurde jedoch anschließend von Intendantin Ulrike Demmer zum Leiter der Hauptabteilung Programmressourcen ernannt.

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