US-Investmentguru schreibt Trump: „Vom Aufbruch zur Unsicherheit – ein offener Brief gegen die planlose Sabotage“

vor 22 Tagen

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Bildquelle: NiUS

US-Investment Guru Shay Boloor (Host von Stocktwits) wendet sich in einem offenen Brief an US-Präsident Donald Trump und kritisiert scharf die derzeitige Handelspolitik der USA, die als chaotisch, unkoordiniert und destruktiv beschrieben wird. Statt eines durchdachten Neustarts habe die Regierung eine Strategie gewählt, die Unsicherheit schafft, Investitionen lähmt und Verbündete ebenso wie Gegner gleichermaßen trifft. Dabei habe es durchaus Wege gegeben, die amerikanischen Interessen konsequent und wirksam zu vertreten – doch diese Chancen seien durch mangelnde Planung und willkürliche Maßnahmen verspielt worden.

Die wichtigsten Aussagen des offenen Briefs:

Was mich so frustriert: Ich war bereit für einen Neuanfang. Wirklich. Ich habe es öffentlich gesagt, hier in diesem Kanal geschrieben. Ich habe verstanden, dass es einen wirtschaftlichen Entzug braucht. Die USA waren jahrzehntelang der reiche Kerl am Tisch, der für alle zahlte – für eine globale Ordnung, die längst nicht mehr zu unseren Gunsten funktionierte. Wir haben unsere Industrie ausgehöhlt, unfaire Handelsdefizite unter dem Deckmantel der Diplomatie akzeptiert und Nachfrage nach billigen Importen subventioniert, ohne uns ernsthaft mit der Zukunft unserer eigenen Arbeitskräfte auseinanderzusetzen.Das musste irgendwann aufhören. Es war auf Dauer nicht tragbar – weder finanziell noch politisch oder moralisch. Wir konnten uns nicht weiter vormachen, dass ein konsumgetriebenes Wirtschaftsmodell, gestützt auf Nullzinsen und globale Instabilität, ein tragfähiger Weg sei. Ich wollte ein Gleichgewicht. Eine kluge „America First“-Strategie, die auf Fairness, Gegenseitigkeit und industrieller Stärke basiert – mit Fokus auf Technologie, Sicherheit und Kapitalbildung. Das wäre Führung gewesen.

Aber das hier ist keine Führung.

Was Sie umgesetzt haben, ist kein Entzug – sondern Schleudertrauma. Keine strategische Entkopplung, sondern chaotische Reaktion im Gewand von Reform. Kein Plan, kein Fahrplan, keine Erfolgskriterien. Kein Versuch, die Rolle der USA als globaler Stoßdämpfer verantwortungsvoll zurückzufahren – sondern der Versuch, das System mit Gewalt zu stören, ohne einen funktionierenden Ersatz.

Man kann keine fragile Lieferkette durch Chaos ersetzen und das „Resilienz“ nennen. Man kann keine Industrie aufbauen, indem man die Grundlagen zerstört: Kapitalflüsse, Arbeitsmobilität, internationale Abstimmung – insbesondere, wenn die USA selbst nicht die Kapazitäten haben, ihren eigenen industriellen Bedarf zu decken. Sie reden davon, Jobs zurückzubringen – aber die Arbeitskräfte fehlen, ebenso wie Genehmigungsverfahren und Lohnflexibilität. Und nach Jahren von Abschiebepolitik und mangelnder Berufsausbildung haben Sie das Problem noch verschärft. Kapital wird nicht plötzlich in diese Lücke springen, nur weil Sie Zölle erhöhen. Es wird abwarten. Denn aktuell kann kein CEO seriös einen Fünfjahresplan für Investitionen erstellen. Kein Vorstand genehmigt eine Verlagerung der Lieferkette, wenn die Zölle nächste Woche per Tweet verdoppelt werden könnten.

Das ist der Kern des Problems: Das war keine durchdachte Erneuerung Amerikas. Es wurde nicht mit der Zentralbank koordiniert, nicht mit dem Finanzministerium kommuniziert, nicht von Arbeitsmarktprogrammen oder Industrieanreizen begleitet. Es war wie eine Bombe – mehr Schock als Strategie.

Und ohne glaubwürdige Struktur zieht sich Kapital zurück, statt sich neu auszurichten.

Ich war bereit für die Schmerzen eines überlegten Neuanfangs. Die meisten langfristigen Investoren waren das. Wir wussten, dass die Globalisierung an ihre Grenzen gestoßen war. Aber das hier ist kein Ausgleich – es ist ein Abriss ohne Baugerüst.

Was Sie geschaffen haben, ist keine Reindustrialisierung. Es ist eine Sabotage der Investitionsplanung. Kein Unternehmen baut eine Fabrik bei politischem Risiko im Vierjahresrhythmus, schwankenden Zöllen und Arbeitskräftemangel. Kein Investor finanziert Expansion, wenn sich wöchentlich die Importkosten ändern, weil irgendein Land einen Leistungsbilanzüberschuss hat.Ihr System basiert nicht auf Verlässlichkeit – sondern auf Kontrolle.

Und das Bittere ist: Es trifft nicht einmal die Richtigen. Es trifft alle. Verbündete, arme Länder, langjährige Partner. Israel wird mit 17 % Zöllen belegt, obwohl es seine eigenen senkt, um US-Importe zu fördern. Vietnam bekommt 46 %, weil es zu produktiv geworden ist. Lesotho – eines der ärmsten Länder der Welt – muss 50 % zahlen, weil es nicht genug US-Waren kauft. Als wäre das ein Zeichen von Ungerechtigkeit und nicht von Armut. Das ist widersprüchlich. Es ist grausam. Und es untergräbt jede moralische Glaubwürdigkeit.

Sie sagen, es geht um den Schutz amerikanischer Arbeiter. Doch kein Arbeiter profitiert von einer Politik, die so erratisch ist, dass kein Unternehmen mehr einstellen will. Kein Verbraucher wird geschützt, wenn Importe teurer werden, aber keine heimischen Alternativen existieren. Kein Investor wird motiviert, wenn Kapital durch politische Willkür entwertet wird. Das ist kein Plan zur Stärkung Amerikas. Es ist ein Pokerspiel, das darauf hofft, dass andere zuerst blinzeln. Ein Spiel ohne doppelten Boden.

Und das Schlimmste? Es hätte einen Weg gegeben. Einen realistischen. Eine Version dieser Politik, die wirklich hätte funktionieren können. Nicht in Schlagzeilen, sondern in der Realität. Ein Weg, der gezielt Druck ausübt, wirtschaftliche Macht im Sinne nationaler Interessen einsetzt, klare Signale sendet – ohne globalen Handel zu destabilisieren oder Kapitalmärkte zu erschrecken.

Sie hätten China gezielt angehen können – und fast jeder ernsthafte Investor hätte das unterstützt. Nicht nur wegen Defiziten oder Währungsmanipulation, sondern wegen der systematischen Sabotage unserer Wirtschaft. Ich hätte einen Vierjahresplan unterstützt, um die Abhängigkeit von chinesischer Produktion zu beenden, solange sie unser geistiges Eigentum stehlen. Kein Spiel mehr. Klare Ansage: Wenn China nicht kooperiert, unterstützen wir Taiwans Unabhängigkeit und nehmen die globale Halbleiterindustrie mit uns. Kein Zögern. Keine leeren Drohungen.

Mit der EU hätten Sie fair spielen können: Autozölle spiegeln – in Ordnung. Aber Dienstleistungen und andere Güter in Ruhe lassen. Unser Überschuss im Dienstleistungssektor mit Europa ist enorm – das stärkt Cloud, Beratung, Streaming, Verteidigungstechnologie, Medienrechte. Die EU in diesen Bereichen zu bestrafen wäre, als würde man sich ins eigene Knie schießen.

Das wäre echte Stärke gewesen. Das hätte eine America-First-Doktrin leisten können. Den Umbau von innen heraus – nicht das Einwerfen von Fenstern im Namen des Wandels. Investoren hätten das unterstützt. CEOs hätten geplant. Partner hätten es respektiert – auch wenn sie es nicht gemocht hätten. Und Kapital wäre in Richtung amerikanischer Resilienz geflossen – statt sich vor amerikanischer Unberechenbarkeit zu fürchten.

Aber Sie haben sich für Chaos entschieden. Und jetzt ist das Vertrauen dahin. Nicht weil die Zahlen schlecht sind – sondern weil niemand mehr weiß, was sie bedeuten. Das ist der Preis dafür, Regeln zu zerstören, ohne neue zu schaffen.

Nein, das ist nicht der Entzug, den wir gebraucht hätten. Es ist keine strategische Entkopplung. Kein Weg zur Erneuerung. Es ist das laute, langsame Aushöhlen jenes Fundaments, das amerikanisches Kapital, Innovation und Unternehmertum groß gemacht hat. Und es hätte nicht so kommen müssen.

Aber jetzt sind wir hier. Und die Märkte reagieren – nicht auf Fakten, sondern auf das Gefühl, dass die Zukunft nicht mehr planbar ist. Das ist kein Handel. Das ist der Rückzug.Ich will, dass dieser Beitrag nicht parteipolitisch verstanden wird. Es geht nicht um rot oder blau. Nicht um 2024. Nicht um Ideologie. Es geht um Strategie. Um Umsetzung.Es geht darum zu begreifen, dass jedes politische Signal aus den USA durch die ganze Welt hallt – durch Märkte, Lieferketten, Vorstandsetagen und Regierungen. Worte werden zu Signalen. Signale zu Preisen. Preise zu Schmerz – oder Fortschritt.

Und ich hoffe – im Namen der Märkte, der Unternehmen, der Zukunft, in die wir investieren – dass es nicht zu spät ist für einen Kurswechsel. Denn wir brauchen keine neuen Störungen. Wir brauchen einen Plan.

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