Merz’ demütiger Besuch bei Trump

vor 9 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Viel zu sagen hatte er nicht, Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Antrittsbesuch im Weißen Haus in Washington. Waren es zwei oder drei Minuten? Ansonsten saß er auf dem Sessel und konnte lauschen, wie US-Präsident Donald Trump über sich, von sich und seiner erfolgreichen Politik redete. „Ich habe ein großartiges Mandat und die Mehrheit gewonnen“. Eine leichte Spitze an Merz, der nur mit Mühe eine Regierungskoalition bilden konnte.

Merz hatte als Gastgeschenk eine Kopie der Geburtsurkunde von Trumps Großvater mitgebracht, der aus Kallstadt in der Pfalz kam. Das Auswärtige Amt habe das besonders hübsch angefertigt, am liebsten wolle er das selbst behalten, so Merz begeistert im Regierungsflieger. Höflich freute sich Trump und schaute nach oben, wo denn noch Platz für die Urkunde sein könnte. Die deutschen Presseleute lobten überschwänglich diese geniale Idee der Urkunde, was auch sonst.

Dann gleich weiter im Text. Die amerikanischen Journalisten interessierte mehr das Verhältnis von Trump zu Elon Musk, der zuletzt mit unschönen Sätzen und Schimpfkanonaden für Schlagzeilen gesorgt hatte. Außerdem wollten sie wissen, was bei den wirklich wichtigen Gesprächen unter anderem mit Putin gesagt wurde.

Trump lobte vor allem sich und seine erfolgreiche Politik, gemessen unter anderem am stark gesunkenen Benzinpreis und der drastisch reduzierten illegalen Grenzüberschreitung. Er kritisierte heftig Vorgänger im Amt Joe Biden, der zuließ, dass viele „schlimme Menschen“ über die Grenzen gekommen seien. Trump: „Wir sorgen dafür, sie wieder rauszubringen!“

Zu Merz gewandt bekundete er, dass Deutschland jetzt vor massiven Schwierigkeiten aufgrund der Migrationspolitik des letzten Jahrzehnts steht. Trump hatte die damalige Kanzlerin Merkel deswegen deutlich kritisiert und Deutschland wegen der ausufernden Migrationspolitik attackiert. „Ihr habt eure Schwierigkeiten, aber das ist nicht Ihre Schuld“, sagt er an Merz gewandt. „Aber ihr hatte ich das gesagt“, so Trump auf Merkel gerichtet.

Deutlich wurde, wer hier der Boss ist. Merz ist es nicht. Der mittlerweile mit wirklich allen Wassern gewaschene Trump kann auf verschiedene Arten meucheln: Laut und brutal wie bei dem Präsidenten der Ukraine, Selenskyi, oder freundlich und charmant durch Nichtbeachtung wie bei Friedrich Merz. Der saß wie ein braver Schulbub daneben, konnte sich mal an die Nase fassen und lediglich seine Freude darüber bekunden, auch mal hier im Weißen Haus sitzen zu dürfen. Trump mußte das Pressecorps des Weißen Hauses daran erinnern, auch mal eine Frage an Merz zu stellen.

Der erinnerte an den 6. Juni, den Jahrestag des D-Days. „Das war ja nicht besonders schön der Tag für Sie!“ So Trumps derber Scherz. „Nein, es war der Tag der Befreiung“, entgegnete Merz artig und sprach seinen Dank an die Amerikaner aus, dass sie Deutschland von einer Diktatur befreit hatten.

Nichts demonstrierte besser die politische Bedeutungslosigkeit des Auftrittes von Merz im Weißen Haus als die Ausführungen von Trump, dass er zuvor mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping telefoniert hatte. Beide luden sich zu Staatsbesuchen ein; er, Trump, werde mit der First Lady nach China fliegen und hoffe, dass umgekehrt Xi ebenso nach Amerika reisen werde. Trump: Er habe gerade den Telefonhörer aufgelegt, da stand dann Merz vor der Tür.

Merz landete mit seinen Leuten im Dunkeln um Mitternacht herum und wurde von ein paar Beamten und Flughafenbediensteten begrüßt. Geburtsurkunde hin oder her.

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