
Das darf ohne Zweifel als Jahrhundertkrach bezeichnet werden, was sich US-Präsident Donald Trump und Elon Musk in der jüngsten Vergangenheit gipfelnd in der gestrigen Eskalation durch Musk lieferten. Die politische Freundschaft zwischen Donald Trump und Elon Musk ist wohl Geschichte – und sie endet mit einem spektakulären öffentlichen Bruch. Am Ende drohte Musk sogar mit einer „Bombe“, Trumps Name tauche in FBI-Unterlagen in Sachen Epstein auf.
Allerdings will zumindest Politico aus dem Weißen Haus erfahren haben, dass für heute, Freitag, ein Telefonat zwischen Trump und Musk geplant sei, um die aktuelle Lage zu befrieden. Berater des Weißen Hauses hätten versucht, den Präsidenten davon zu überzeugen, seine öffentliche Kritik an Musk zu mäßigen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Formal ausgelöst wurde der Streit offenbar durch Trumps „Big Beautiful Bill“, ein Gesetzespaket zur Kürzung von Staatsausgaben, das unter anderem die Subventionen für Elektroautos beschneidet.
Musk, Chef von Tesla, reagierte wütend und forderte die Republikaner offen auf, sich von Trump abzuwenden: „Trump hat noch dreieinhalb Jahre – mich wird es noch 40 Jahre geben“, schrieb er auf X. Trump konterte auf seiner Plattform Truth Social und nannte Musk „verrückt“. Zudem drohte er, sämtliche Regierungsverträge und Subventionen für Musks Unternehmen zu streichen. Die Folge: Die Tesla-Aktie brach zwischenzeitlich um über 14 % ein. Zugleich beteuerte Trump, er habe Musk gebeten, sich aus Washington zurückzuziehen. Musk wiederum fragte rhetorisch seine Anhänger auf X, ob sie eine neue Partei unterstützen würden und erhielt bisher 81 Prozent Zustimmung.
Den Höhepunkt lieferte Musk dann am Donnerstagabend selbst: In einem weiteren X-Post behauptete er, Trumps Name tauche in bislang nicht veröffentlichten Akten des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein auf. Wörtlich schrieb Musk: „Es ist an der Zeit, die wirklich große Bombe zu werfen.“ Er zündelt damit an einem der brisantesten Vorgänge herum, die unter der Decke brodeln: den berühmt-berüchtigten Epstein-Files, also in jenem Geheimdossier, das den sexuellen Missbrauch unmündiger Mädchen durch prominente Persönlichkeiten belegen soll.
Donald Trump und Jeffrey Epstein – das zeigen zahlreiche Bilder – kannten sich seit den 1990er Jahren und bewegten sich in ähnlichen gesellschaftlichen Kreisen in New York und Palm Beach. In einem Interview von 2002 beschrieb Trump jedoch Epstein als „terrific guy“ und bemerkte, dass dieser „schöne Frauen genauso liebt wie ich, und viele von ihnen sind auf der jüngeren Seite“. Später sagte Trump, er habe den Kontakt zu Epstein abgebrochen und ihn aus seinem Club Mar-a-Lago verbannt. Trump erscheint wie ein Muster an Beständigkeit, wenn man Aufnahmen von damals mit seiner Melania sieht, die in jenen Tagen Model und bereits Trumps Freundin war, heute „First Lady“.
Bisher wurde im Februar 2025 nur ein erster Teil der Dokumente veröffentlicht, über dem zweiten sitzt noch US-Justizministerin Pam Bondi und läßt prüfen. Bondi erklärte, dass das FBI „Zehntausende“ von Videos und Dokumenten überprüfe, wobei der Schutz der Opferidentitäten Priorität habe. Das öffnet Spekulationen Tür und Tor, dass politische Erwägungen, insbesondere der Schutz von Präsident Trump, eine Rolle spielen könnten.
Unter den ersten deklassifizierten und veröffentlichten Epstein-Dokumenten befanden sich vor allem Flugprotokolle und Kontaktbücher und enthielten kaum neue, sondern größtenteils bereits bekannte Informationen. Bei dem ganzen neuerlichen Spektakel der Giganten erscheint es dennoch wenig naheliegend, dass Trump belastende Details in den Epstein-Files bisher durch Demokraten ungenutzt geblieben wären.
Musk hatte über 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf investiert – jetzt wird er zum lautesten Kritiker. Trumps Reaktion: „Ich hätte auch ohne Musk gewonnen.“ Der sieht das anders und reagiert abermals öffentlich.
Der Bruch zwischen dem Tech-Milliardär und dem Präsidenten ist damit vollständig – und öffentlich. Unvermittelt saß Bundeskanzler Friedrich Merz im Weißen Haus und bekam das langsame Aufbrausen mit. Vor laufenden Kameras erklärte Trump: „Wir hatten eine großartige Beziehung, aber ich weiß nicht, ob wir sie noch haben.“ Merz hörte daneben, aber abseits sitzend schweigend zu, wie es ist, wenn es zwischen zwei Machtmenschen anständig rummst. Die zudem noch über beträchtliche Geldmittel verfügen und sich jeder seine eigene Plattform aufgebaut haben, während Merz nur auf die öffentlich-rechtlichen Anstalten zugreifen kann.
Das Grollen ging schon länger. Hintergrund der Verstimmung ist eine wütende Attacke Musks auf Trumps zentrales Gesetzesvorhaben „Big Beautiful Bill“, das derzeit im Senat liegt. Musk hatte das 1.000 Seiten starke Paket auf seiner Plattform X als „widerliche Abscheulichkeit“ bezeichnet.
Trump zeigte sich irritiert: Musk habe das Gesetz gekannt und dennoch öffentlich attackiert. Dabei habe er ihn einst unterstützt, sogar mit der „Trump hatte mit allem recht“-Mütze. Nun sei er enttäuscht – doch, so Trump, auch mit diesem Gesetz werde er am Ende recht behalten.
Warum ist das auch politisch bedeutend?
Hinter dem Drama verbergen sich echte politische und finanzielle Risiken für beide Milliardäre. Der Marktwert von Tesla ist inmitten der Fehde um 152,4 Milliarden Dollar eingebrochen, und regulatorische Hürden behindern die Pläne für die Einführung selbstfahrender Autos.
SpaceX drohen potentielle Vertragsverluste und regulatorische Herausforderungen, die seine Partnerschaften mit der NASA, dem Pentagon und US-Geheimdiensten gefährden.
Wie es sich für ein anständiges Pokerspiel zwischen zwei Milliardären, die schon fast alles haben, gehört, ist der Risikoeinsatz recht hoch. Wer hat am meisten zu verlieren? Das Wall Street Journal listet auf:
Davor warnt Musk jedoch bereits seit langem und benennt den Entwurf mit derben Ausdrücken wie „widerwärtige Abscheulichkeit“. Das Defizit würde durch das Gesetz um 2,5 Billionen Dollar erhöht.
Auch einer der wichtigsten Geschäftszwecke von Tesla droht zerstört zu werden: der Verkauf von CO2-Zertifikaten. Die Hersteller von achso bösen Verbrennerautos können bei Tesla ihre Ablaßbrief kaufen und sich so von der Schuld an der Klimakatastrophe freisprechen. Das lukrative Geschäft platzt, wenn Trump den CO2-Schwindel beendet. Nicht nur bei Tesla übrigens.
Insofern hat der Krach des Jahrhunderts zwischen zwei der reichsten Männer nicht nur sehr unterhaltsame Züge.