Über die Klimawende in den USA – Das CO2-Märchen wird über Bord geworfen

vor etwa 4 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

In den Vereinigten Staaten kündigt sich ein Kurswechsel an, der die globale Klimapolitik kippen lässt. Die neue US-Umweltbehörde EPA unter ihrem neuen Leiter Lee Zeldin will das zentrale Dogma der Klimabewegung absägen: die Einstufung von CO₂ als gefährlichen Schadstoff. Was auf den ersten Blick wie eine technische Entscheidung wirkt, ist für Fritz Vahrenholt eine Revolution. Der studierte Chemiker, frühere Umweltsenator von Hamburg und langjährige Energieexperte spricht im Interview mit dem TE-Wecker von einem strategischen Befreiungsschlag im geopolitischen Wettbewerb mit China.

Die Ursprünge des CO₂-Dogmas liegen, so stellt Vahrenholt noch einmal klar, in der Amtszeit von Barack Obama. Dessen Klimapläne scheiterten damals am US-Senat – zu groß war die Skepsis unter Abgeordneten aus Kohle-Staaten wie Pennsylvania. Um dennoch handeln zu können, wies Obama die EPA an, CO₂ unter dem Clean Air Act zum Schadstoff zu erklären. Eine Konstruktion, die sich über 15 Jahre hielt und der Grundlage vieler Maßnahmen bildete – bis jetzt.

Die neue EPA-Spitze unter Lee Zeldin setzt einen anderen Kurs. Zeldin sei kein ideologischer Aktivist, sondern ein pragmatischer Manager, so Vahrenholt. Er habe die seit Jahren ausgegrenzten Klimakritiker ins Haus zurück geholt – darunter so bedeutende Wissenschaftler wie Judith Curry, Roy Spencer, John Christie oder Ross McKitrick – und ihnen den Auftrag gegeben, ein umfassendes Gutachten zu den Folgen der bisherigen Klimapolitik zu erstellen. Das Ergebnis, ein 150-seitiges Papier, das zentrale Behauptungen des Weltklimarats IPCC erschüttert.

Darin wird nicht nur gezeigt, dass CO₂ keine toxische Substanz sei, sondern im Gegenteil pflanzliches Wachstum fördert und so zur Verbesserung der Welternährung beiträgt. Auch die angeblich zunehmenden Extremwetterereignisse wie Dürren, Stürme oder Starkregen würden anhand langfristiger Datenreihen widerlegt. „Was wir kritischen Medienleser schon lange wissen, steht nun Schwarz auf Weiß in einem offiziellen US-Dokument“, so Vahrenholt.

Hinter dem Kurswechsel stecke aber auch knallharte Realpolitik. Die USA stünden unter wirtschaftlichem Druck, insbesondere im globalen KI-Wettlauf mit China. Preiswerte Energie sei Grundvoraussetzung für industrielle Stärke, und daran führe kein Weg vorbei, weder für Stahl, Chemie noch für Rechenzentren. Darum setze man wieder auf Kohle, Gas und Kernenergie. Mehr als 100 neue Reaktoren seien geplant. Die Energiewende, wie Europa sie betreibe, sei aus US-Sicht ein Wohlstandsvernichtungsprogramm.

Der Bruch mit der bisherigen Linie bleibt nicht ohne Widerspruch. Umwelt-NGOs haben Klagen angekündigt, doch Vahrenholt verweist auf die konservative Mehrheit im Supreme Court. Anders als in Deutschland, wo das Bundesverfassungsgericht laut Vahrenholt sogar Passagen aus dem Grünen-Parteiprogramm übernommen habe, sei das höchste US-Gericht ein Bollwerk gegen ideologische Gesetzgebung.

Vahrenholt beklagt die Vehemenz, mit der Kritiker der Klimapolitik in den letzten Jahren ausgegrenzt wurden. Wissenschaftler wie er seien diffamiert, entlassen, teils sogar mit Gewalt bedroht worden. Der Grund: Sie hätten es gewagt, auf die positiven Effekte von CO₂ hinzuweisen oder Modelle infrage zu stellen, die nicht mit Messdaten übereinstimmen. Für ihn ein fundamentaler Bruch mit wissenschaftlicher Redlichkeit.

Profitiert hätten andere: ein Klimajetset, der sich regelmäßig auf Weltklimakonferenzen trifft, Fondsmanager mit garantierten Renditen auf Wind- und Solaranlagen sowie große Konzerne, die sich staatlich subventionieren ließen. Die Kosten tragen laut Vahrenholt die Bürger – etwa über CO₂-Abgaben auf Heizen und Tanken. Eine Umverteilung von unten nach oben, die Arbeitsplätze vernichte und die Wirtschaft deindustrialisiere.

Doch nun bröckelt das Fundament der grünen Illusion. Unternehmenschefs wie der Porsche-Chef wagten sich aus der Deckung. Er setze wieder auf den Verbrenner – und darauf, dass das CO₂-Narrativ in zehn Jahren zusammengebrochen sei. Warum nicht früher? Der Druck von Medien, Politik und aktivistischen Aktionären sei zu groß gewesen. „Viele wussten es, haben es aber nie offen gesagt.“

Auch die Großkonzerne korrigieren ihre Strategien: BP, Shell und andere ziehen sich aus der defizitären Wasserstoff- und Windfantasie zurück. Stattdessen wird wieder in Öl und Gas investiert. In den USA ist das kein Tabubruch, sondern politisch gewollt. Staaten wie Texas und Florida entziehen klimafixierten Investmentfonds Gelder, während Unternehmen sich vom ESG-Dogma verabschieden.

Der große Bruch könnte ausgerechnet vom Land der Freiheit ausgehen. Amerika verabschiedet sich von der Klimahysterie und Europa steht vor der Frage, weiter in die Deindustrialisierung oder Kurskorrektur? Die Zeit drängt, denn während China weiter Kohlekraftwerke in Serie baut und seine Industrie stärkt, verliert Europa an Wettbewerbsfähigkeit. „Wir werden die Energiewende erst beenden, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk keine Gebühren mehr bekommt“, resümiert Vahrenholt in seinem Gespräch mit TE.

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