
Erst kürzlich hat Ex-Kanzlerin Angela Merkel ihre Memoiren mit dem Titel „Freiheit“ veröffentlicht. Vera Lengsfeld, aufgewachsen in der DDR, kannte Merkel vor und während ihres Daseins als Bundeskanzlerin persönlich. Lengsfeld hat ebenfalls ein Buch über Dr. Merkel geschrieben und erklärt bei „Schuler! Fragen, was ist“ welches Erbe die promovierte Physikerin nach 16 Jahren hinterlassen hat.
Lengsfeld sieht für die heutige Situation – wirtschaftlich und gesellschaftlich – nicht die nun zerbrochene Ampel-Koalition in der Alleinverantwortung. „Alles, was uns heute an der Ampel quält: Also das Heizungsgesetz, das Erneuerbare-Energien-Gesetz, die unkontrollierte Masseneinwanderung – alles das ist zu Merkels Zeiten entstanden und ist von der Ampel nur fortgesetzt worden. Übrigens auch die Radwege in Peru“, sagt Lengsfeld, welche ebenfalls für die CDU im Bundestag saß.
Zu DDR-Zeiten wurde Lengsfeld von ihrem damaligen Ehemann bespitzelt
Merkel wusste ganz genau, dass ihr in der nächsten Legislaturperiode die Probleme um die Ohren geflogen wären, analysiert die DDR-Bürgerrechtlerin. „Und ich bin überzeugt: Wenn sie noch mal angetreten wäre, wäre sie schneller weg vom Fenster gewesen als die Ampel.“
NIUS-Politikchef Ralf Schuler im Gespräch mit Publizistin Vera Lengsfeld
Bereits zu DDR-Zeiten begegneten sich Lengsfeld und Merkel. Damals war die junge Merkel Pressesprecherin des „demokratischen Aufbruchs“. Lengsfeld erinnert sich: „Ich habe sie von Anfang an als eine Person erlebt, die sehr genau wusste, was sie wollte und sehr durchsetzungsstark war bei dem, was sie wollte.“ Es gebe ja noch heute Videoszenen, die manchmal in Dokumentationen gezeigt würden, wo sie Kamerateams abwehrt, die aus westdeutscher Gewohnheit in der Volkskammer einem Kandidaten hinterherlaufen und ins Zimmer mit reinwollen. Dort ging Merkel erstaunlich ruppig mit denen um.
Aus Angst vor einer Koalition mit Linken wechselte Lengsfeld 1996 von den Grünen zur CDU.
„Ich hatte das bisher auf eine Ungeübtheit mit freien Medien geschoben. Aber es war seltsam, wenn man die späte Angela Merkel kennt“, sagt Lengsfeld. „Zumindest das öffentliche Auftreten war dann sehr viel konzilianter. Hinter den Kulissen sah das manchmal anders aus. Sie wusste immer sehr, also sie wusste von Anfang an, dass es auf die Bilder ankommt.“
Von 1990 bis 2005 war Lengsfeld Mitglied des Deutschen Bundestages
Während man bei Kohl die Wiedervereinigung, bei Brand die Ostpolitik und bei Adenauer die Westbindung fest miteinander verbindet, hat Merkel so ein Projekt nicht. „Es gibt eins, das bleibt von ihrer Kanzlerschaft. Und das ist die AfD.“ Das sei sicherlich nicht ihr Wunschergebnis gewesen. Doch Lengsfeld hält fest: „Die Realität ist ja so gemein, die kommt auch manchmal durch die Hintertür.“ Diese könne man nicht verbieten.
Das ganze Interview mit Vera Lengsfeld finden Sie hier