Verspätete Züge, ewige Baustellen: Das Land der Achselzucker

vor 5 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Es passiert täglich, ja stündlich: Irgendwas funktioniert nicht oder funktioniert zu spät.

Zugverspätungen gehören zum Alltag von Zugreisenden.

Der Zug fällt aus, oder er kommt nicht pünktlich. U-Bahn, Straßenbahn, S-Bahn, ICE – irgendwas geht immer nicht. Was immer geht: Menschen quetschen sich in öffentliche Verkehrsmittel, was sollen sie auch anderes machen. Autofahrer stottern durch Straßen mit Baustellen. Aber auf den Baustellen baut keiner: tagelang, wochenlang, manchmal Monate lang.

Jeder Tag ist ein Kampf gegen Dinge, die nicht gehen, obwohl sie gehen sollten. Handwerker kommen nicht, die Telekom-Leitung funktioniert nicht, aber kein Techniker lässt sich blicken, obwohl ein Termin vereinbart war. Scherben auf Geh- und Fahrradwegen – keiner räumt sie weg. Grünstreifen zwischen den Straßen sind verwahrlost, Unkraut wuchert überall. Wasser-Trinksäulen in den Städten funktionieren nicht, Brunnen sprudeln nicht mehr.

In vielen Großstädten verwahrlosen die Grünstreifen immer mehr. Oftmals wird auch Autofahrern die Sicht verdeckt.

Das alles, liebe Leser, erleben wir alle täglich. Und wir erleben es immer mehr. Geputzte Wege, saubere Straßen, schmucke Häuser, saubere Waggons – das alles gibt es so nicht mehr. Aber dafür gibt es ein anderes Phänomen – und auch das werden Sie sicher schon beobachtet haben: die Leute ärgern sich, aber sie nehmen es hin. Sie sehen es, sie schütteln vielleicht mit dem Kopf, aber am Ende zucken sie und wir mit den Achseln. Motto: Wir können es nicht ändern, was sollen wir denn tun.

Leider sind wir ein Land der Achselzucker geworden. Wir nehmen Dinge hin, die man so geballt eigentlich nicht hinnehmen sollte. Welche Eltern beschweren sich in der Schule, weil bei ihren Kindern so viel Unterrichtsstunden ausfallen? Wer beschwert sich beim Direktor, wenn 90 Prozent der Schüler im Deutsch-Unterricht kein Deutsch können? Oder, weil ich Dinge genannt habe, die fast jedem von uns täglich widerfahren: Wer beschwert sich denn endlich mal darüber, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nicht pünktlich sind? Für alles gibt es eine Hotline oder eine E-Mail-Adresse. Wer ruft die Aufzugsfirma an, weil im Bahnhof wieder mal der Fahrstuhl ausgefallen ist?

Wenn keiner anruft, wird sich nichts ändern. Wenn keiner schreibt, wird alles so bleiben. Wenn in Ihrer Stadt eine Baustelle mehrere Tage ohne Bauarbeiter bleibt, beschweren Sie sich bei der Stadt. Vielleicht leben wir gerade im Land der Achselzucker. Und wahrscheinlich zucken viele von uns zu oft mit den Achseln, weil wir denken: Da ändert sich ja doch nichts.

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Nicht nur mit der Achsel zucken. Lieber selbst was tun.

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