Versteht Lars Klingbeil wirklich, was tiefrote Zahlen bedeuten?

vor etwa 15 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Würden Sie Ihren Yoga-Lehrer mit der Reparatur eines Hybridmotors beauftragen, einen Innenarchitekten mit der Extraktion Ihres entzündeten Weisheitszahns? Angesichts der angekündigten Steuererhöhung (und sie wird richtig ins Portemonnaie gehen), stellt sich die Frage, wieso kann es sich Deutschland beim Sanieren seiner maroden Finanzen, immer noch leisten komplette Amateure, – zudem noch einen vom Volk abgewählten –, zu betrauen?

Für ein Spitzengehalt von 43.000.- Euro im Monat – eine Summe, den deutsche Rentner nach jahrzehntelangem Einzahlen in die Rentenkasse in einem ganzen Jahr nicht sehen. „Milliardenloch, ergo Steuererhöhung“ – hätte das nicht auch der Frau, die bei Aldi an der Kasse sitzt, einfallen können? Wieso brauchen ausgerechnet Politiker, die die Rahmenbedingungen der Wirtschaft vorgeben, offenbar null Sachverstand und nicht den geringsten Befähigungsnachweis? Offenbart sich hier – in der Inkompetenz der deutschen Elite – nicht die wahre Ursache für Deutschlands Absturz? Karl Schiller, ebenfalls SPD, aber studierter Wissenschaftswirtschaftler und Bundesfinanzminister unter Willy Brandt, hätte es sich sicher nicht so einfach gemacht. Schlichtweg, weil Karl Schiller nämlich etwas von seiner Materie verstand.

Nun ist Merzens Finanzminister nur ein halber Vorwurf zu machen. Das unterirdische Niveau der deutschen Machtelite sorgt im Ausland schon lange für Spott, nicht erst seitdem bekannt wurde, dass der ehemalige deutsche Wirtschaftsminister nicht in der Lage war, den Begriff Insolvenz zu erklären. Selbst die linientreue ARD nennt die von Habeck angerichteten Flurschäden – wir reden von der Deindustrialisierung Deutschlands – inzwischen eine „eher schwache Bilanz“.

Ein studierter Makro-Ökonom würde in Habecks Wirken wahrscheinlich mangelnden Sachverstand erkennen, was in der Praxis dann zu „Pfusch am Bau“ führen muss. Doch andere, die ebenfalls für das beste Deutschland aller Zeiten verantwortlich zeichnen, hinterlassen einen ähnlichen Eindruck: Vorgetäuschte Doktortitel, aufgehübschte Lebensläufe, Plagiatsaffären, über Nacht „gecleante“ Social Media Profile, – die Liste der aufgeflogenen Schwindler ist lang und die meisten gaben ihren wertlos gewordenen Doktortitel einfach zurück und verzogen sich auf einen anderen lukrativen Posten, der ihnen von der Partei zugeschanzt wurde. (Annette Schavan wurde nach ihrem Fall 2019 von Angela Merkel sofort zur Vorsitzenden einer Stiftung ernannt.)

Im Unterschied zu einem kleinen Handwerker, der für seinen Pfusch im Nachhinein von den Geschädigten haftbar gemacht werden kann, hat auch Robert Habeck nichts zu befürchten. Das politische System, das sie ganz offen „unsere“ Demokratie nennen, machte seinen Aufstieg vom Kinderbuchautoren zum Wirtschaftsminister erst möglich. Habecks Parteibuch bleibt seine einzige berufliche Qualifikation und nein, es ist kein Meister vom Himmel gefallen, das gilt für den Schuster ebenso wie für den Wirtschaftsfachmann.

Was bedeutet, dass die Märkte in absehbarer Zeit einbrechen werden; was bedeutet, dass Stellen abgebaut werden müssen; was bedeutet, dass immer mehr Menschen in der Altersarmut versinken usw. usw. Eine marode Wirtschaft gleicht immer einem Teufelskreislauf. Die 120 000 Berliner Pfandflaschensammler, – zumeist betagte, in die Altersarmut abgerutschte Personen – sind erst der Anfang. Und in dieser katastrophalen Situation soll ein Amateur das Heilmittel finden? Klingbeils Ruf nach Steuererhöhung ist in Wahrheit Ausdruck der Verzweiflung eines Überforderten, der nicht weiß wie er die finanzielle Handlungsfähigkeit des Staates absichern kann. Es ist die gröbste Schraube im Finanzwesen eines Staates, an der er dreht, weil er die Feinmechanik des Getriebes nicht versteht.

Hier offenbart sich einmal mehr eine der größten Schwächen der repräsentativen Demokratie, wenn sie offensichtlich den Aufstieg von Personen in Ämter begünstigt, die man nur mit Fachkompetenz ausüben sollte. Man vergegenwärtige sich nur einmal die Lebensläufe von früheren deutschen Finanzministern – Karl Schiller, Helmut Schmidt, Theo Waigl, Jörg Kukis – und vergleiche deren Erfahrungsspektrum mit dem eines Lars Klingbeil, der übrigens für den Konstruktionsfehler in der Demokratie persönlich nicht verantwortlich ist; er profitiert nur davon.

In Zeiten von Wirtschaftswachstum und Hochkonjunktur mag man es nicht tragisch sein, wenn ein Amateur auf der Brücke am Ruder posiert, – doch in Krisenzeiten? Wäre ruhig könnte man schlafen, wäre man sich sicher, der neue, deutsche Finanzminister weiß, was er tut. Zweifel an dessen Sachverstand sind durchaus berechtigt und der Autor dieses Essay wird sich seiner Einschätzung noch sicherer, wenn er die neue Machtelite um Friedrich Merz mit den internationalen Eliten vergleicht.

Ein Besuch der Welt-Elite-Datenbank (WED), die Vergleichsdaten aus 16 Ländern liefert, auf die 54 % des globalen Bruttoinlandsproduktes entfallen, zeigt, dass man hier keine Experimente macht und nichts dem Zufall überlässt. (Man siehe die Studie: „Varieties of Economic Elites? Preliminary Results From the World Elite Database (WED), publiziert bei WILEY.

Deutsche „Exzellenz-Unis“ wie Tübingen, Berlin, Marburg scheinen in der neuen Datenbank keine nennenswerte Rolle zu spielen. Wieso auch, wenn sich die deutsche Elite schon lange aus weltfremden Klima-Sektierern und Berufs-Gutmenschen rekrutiert, denen man in Harvard und Princeton bestenfalls die Pflege der Grünanlagen zutrauen würde? Deutschland wird in diesen Kreisen ganz offen als „Failed state“ bezeichnet. Die einstigen deutschen Elite-Unis sind zu Brutstätten dekadent-marxistischer ( heute „klimasozialistischer)“ Weltanschauung verkommen. „Werte“ statt Fakten, „Utopie“ statt Realität. Gender-Gaga und „deutsche Kolonialgeschichte als erweiterte Holocaust-Forschung“ – diese Studiengänge stehen exemplarisch für ein kontinuierliches Absinken des geistigen Horizonts und den Niedergang einer Nation, die einst – in wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht – Weltprägemacht war.

Ganz gleich ob sie sich duzen – Lars Klingbeil und Friedrich Merz werden die unter Scholz/Habeck angerichteten Schäden nicht ausbügeln können. Sie sind ebenso wenig „Elite“, das ist beiden wahrscheinlich bewusst. Den Schuldenberg, auf dem sie sitzen, mögen sie nach 100 Tagen vielleicht für die Regierungsbank halten, doch fällt einer von ihnen, wird auch der andere fallen: Sie sind beide im Grunde nur politisches Prekariat. Sollte es einem der Minister jemals einfallen, echte Sacharbeit zu leisten, führt das unmittelbar zum Bruch der Koalition, die jetzt schon täglich mehr einem Stillhalte-Abkommen gleicht. Es ist kaum anzunehmen, dass einer der Partner rechtzeitig begreift, dass die „Werte“, auf die sie bauen, – von den USA, dieser heimlichen Notenbank woker Moral – längst als NOT VALID aus dem Verkehr gezogen wurde. Eine echte Elite hätte diese Zeichen spätestens nach der Rede von JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2025 erkannt und dementsprechend die Weichen gestellt. Doch bekanntlich erschwert ein anderer Um-stand diesen Prozess. Während in den meisten Ländern die kulturelle, wirtschaftliche und politische Eliten untereinander konkurieren und sich so gegenseitig „in Schach halten“, sind sie in Deutschland zu einer filzartigen Masse verschmolzen, die es sich auf Kosten des verachteten Volkes gut gehen lässt. Der Wake-up-Call des US-amerikanischen Vizes wurde daher selbstherrlich abgewatscht und weitgehend ignoriert.

Deutschlands Zukunft hängt heute wesentlich davon ab, ob sich eine neue, den Vorgaben der Realität verpflichteten Elite endlich durchsetzen kann. Was in den letzten zehn Jahren seit der illegalen Grenzöffnung in Deutschland geschah, darf sich niemals mehr wiederholen. Friedrich Merz mag nur ein Kanzler von eigenen Gnaden sein, doch noch hat er die Möglichkeit eine weitere Verelendung des deutschen Mittelstands zu verhindern und den überfälligen Weg der gespaltenen Gesellschaft zu einer direkten Demokratie zu ebenen, einer Demokratie, in der das Volk ein Mitspracherecht hat. Sie ist das einzige Mittel um jenen neuen Un-rechtsstaat, dessen Kontur stets deutlicher wird, zu verhindern. Statt die Endkampfmentalität der SPD zu befeuern, wäre es Merz angeraten nicht nur an seine Zukunft, sondern auch die seiner Partei ins Auge zu fassen. Er sollte sich erstmals an die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag halten und der unbequemen Wirklichkeit stellen. Die Entlassung seines Finanzminister-Darstellers wäre ein erster lobenswerter Schritt.

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