
Was passierte in Völklingen nach einem Raubüberfall auf eine Tankstelle, in dessen Folge ein Polizist getötet wurde? Noch sind die wesentlichen Fragen der brutalen Tat offen: Wie kam der Täter an die Schußwaffe und wem entriß er sie? Eine Pressekonferenz brachte gestern Nachmittag einige erste Erkenntnisse.
Fest steht bisher: Der maskierte Täter hatte am Donnerstagabend gegen 18 Uhr die Angestellten einer Tankstelle mit einem Messer bedroht und einen niedrigen dreistelligen Bargeldbetrag ausgehändigt bekommen. Anschließend wollte er mit der Beute flüchten. Zeugen beobachteten den Überfall und riefen die Polizei; ein Zeuge verfolgte den Täter.
Drei Polizisten stellten ihn schließlich und versuchten, ihn festzunehmen. Insgesamt waren es drei Polizisten, zwei ausgebildete Polizisten und ein Kommissarsanwärter, die dem Täter nachsetzten. Über die weiteren Abläufe konnten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Freitagnachmittag noch keine Auskunft geben. Denn parallel würden die Ermittlungsarbeiten laufen. Allein die Obduktion dauert fünf bis sechs Stunden, so die Polizeipräsidentin Natalie Grandjean.
Vor allem war noch nicht klar, auf welche Weise sich der Deutschtürke der Dienstwaffe bemächtigte. Polizeiführung und Staatsanwaltschaft konnten vor allem noch nicht sagen, wessen Dienstwaffe der Täter entriss und woher er wußte, wie man das macht.
Denn es müssen zwei Sicherungen überwunden werden, so erklärt Polizeigewerkschafter Manuel Ostermann gegenüber Medien, um eine Dienstwaffe zu entreißen. Dazu gehören ein Bügelverschluß und eine Sicherung am Holster. Die Waffen müssen nicht eigens entsichert werden, sind also dann nach dem Entnehmen scharf. Dies wurde nach Schießereien in Zeiten der RAF eingeführt, als Polizisten keine Zeit mehr hatten, ihre Dienstwaffen zu entsichern. Möglicherweise ist der Täter darin geschult, wie man Polizeibeamte entwaffnet, so spekulierte Ostermann. Denn die Hürden seien ziemlich hoch, um an eine Dienstwaffe zu kommen.
In Kampfsportschulen werde jedoch gezeigt und trainiert, wie man Dienstwaffen aus dem Holster von Polizisten zieht, so Waffenexperte Lars Winkelsdorf gegenüber Bild. Die Waffen sind bereits durchgeladen und nach dem Entnehmen aus dem Holster schußbereit.
Fest steht weiterhin: Bei dem Täter handelt es sich um einen 18-Jährigen mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit, der im Saarland geboren wurde und bei dem Überfall allein unterwegs war. Über ihn lagen bisher keine polizeilichen Erkenntnisse vor, in den Datenbanksystemen der Polizei tauchte er bisher nicht auf. Er wurde durch zwei Körpertreffer schwer verletzt, so die Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean, jedoch nicht lebensgefährlich. Sie konnte auf Nachfrage noch nicht sagen, ob die Beamten mit Bodycams ausgerüstet waren.
Bei dem getöteten Polizisten handelt es sich um den 34-jährigen Polizeioberkommissar Simon B. aus Saarlouis, der in der Uniklinik Homburg an seinen schweren Verletzungen verstarb. Er hatte eine schußsichere Weste getragen.
Die sichtlich betroffene Natalie Grandjean selbst überbrachte die Todesnachricht an die Ehefrau. Er hinterläßt Kinder im Kindergarten und Grundschulalter. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl wegen schwerer Raubes, Mordes und versuchten zweifachen Mordes beantragt.
Eine Polizeigruppe, so wurde bei der Pressekonferenz betont, kümmert sich um sogenannte „Resonanzstraftaten“ im Netz. Die sollen angezeigt werden.