
Wer zu Trübsinn oder Niedergeschlagenheit neigt, der sollte die nachfolgende Liste vielleicht besser überspringen und erst danach weiterlesen. Denn die Aufstellung dürfte jeden traurig machen, dem Deutschland irgendwie am Herzen liegt.
Das hier sind die traditionellen Volksfeste, die im laufenden Jahr 2025 aus Sicherheitsgründen abgesagt wurden:
• Osterbrunnenfest Bietigheim-Bissingen (Baden-Württemberg) • City-Flohmarkt Rheinfelden (Baden-Württemberg) • Fasching München (Bayern) • Bürgersteigflohmarkt Schongau (Bayern) • Bölschefest Friedrichshagen (Berlin) • Osterfeuer Frohnau (Berlin) • Stadtfest Schwedt (Brandenburg) • Walpurgisnacht Dallgow-Döberitz (Brandenburg) • Frühlingsfest Sossenheim (Hessen) • Kirschblütenfest Marburg (Hessen) • Rosenmontagszug Marburg (Hessen) • Straßenfest „Kinzigtal Total“ (Hessen) • Wismar blüht auf (Mecklenburg-Vorpommern) • Frühlingsmarkt Lage (Nordrhein-Westfalen) • Pfingstochsenfest Elmshorn (Schleswig-Holstein).
Die Liste hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Sie wird täglich länger.
Was über Jahrzehnte keine Probleme machte, wird seit Angela Merkels Grenzöffnung im Jahr 2015 immer schwieriger – und ist inzwischen vielerorts unmöglich: Volksfeste. Einst fröhlicher Ausdruck der heimischen Kultur, sind sie in den vergangenen zehn Jahren zu Hochsicherheitszonen mutiert.
Die Auflagen für die Veranstalter und Betreiber werden immer strenger – und teurer.
In Berlin zum Beispiel werden Veranstaltungen nur noch genehmigt, wenn die Zufahrten abgesperrt sind: durch querstehende LKW, durch Poller oder durch mobile Fahrzeugsperren. Sie müssen, so die Vorgabe, schnell auf- und abgebaut werden können. Da für die Sicherheit der Veranstaltungen nach Ansicht der Behörden vorrangig die Veranstalter zuständig sind, müssen sie auch die Kosten tragen.
Und die sind beträchtlich. Der sogenannte „Oktablock“ zum Beispiel ist eine 1,25 Meter hohe mobile Fahrzeugsperre. Der Stahlzylinder wiegt 450 Kilogramm und kann nur per Kran oder Gabelstapler zum Einsatzort gebracht werden. Sein Listenpreis liegt bei 8.653 Euro.
Dann gibt es noch die 2,47 Meter breiten mobilen Fahrzeugbarrieren. Sie funktionieren wie Scherengitter, können zeitsparend auf- und abgebaut werden und sollen Fahrzeuge mit bis zu 7,3 Tonnen und einer Geschwindigkeit von 48 Kilometern pro Stunde aufhalten. Listenpreis pro Stück: 870 Euro. Wegen der buchstäblich explodierenden Nachfrage ist ein munterer Markt für Fahrzeugsperren entstanden. Mehrere Unternehmen bieten sie auch zur Miete an – für 120 Euro pro Stück und Tag.
Die Angst vor Terror ist in Deutschland mittlerweile ein lohnendes Geschäft.
Aber mit der Schaustellerei wird man traditionell nicht reich – von den Zeltwirten beim Münchner Oktoberfest mal abgesehen. Auch die Veranstalter von Straßenfesten und Weihnachtsmärkten leben nur höchst selten in Palästen. Und so passiert, was absehbar war: Die Beteiligten an den Volksfesten können sich die ständig wachsenden Sicherheitsanforderungen nicht mehr leisten.
Die Veranstalter der Berlinale mussten schon den geforderten Überfahrschutz selbst bezahlen. Die Rede ist von 40.000 Euro Mehrkosten. Für den Karneval der Kulturen, der am Pfingstwochenende in Berlin stattfindet, fallen nach Angaben aus Sicherheitskreisen etwa 350.000 Euro zusätzlich an. Zum Beispiel muss die 3,5 Kilometer lange Aufzugstrecke auf der Karl-Marx-Allee vor Autos geschützt werden. Die mobilen Straßensperren müssen durch Personal bewacht werden – und will ein Rettungswagen durch, müssen die Security-Leute die Sperren zur Seite tragen. Und dann wieder zurück.
Michael Roden ist Vorsitzender des Berliner Schaustellerverbandes. Er organisiert Feste auf dem zentralen Veranstaltungsplatz im Bezirk Reinickendorf und auch den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz. Die Politik verfüge dauernd höhere Sicherheitsmaßnahmen, klagt er, aber bezahlen sollen das dann die Veranstalter. Die geben die Kosten an die Schausteller weiter – und die letztlich an die Besucher. „Wenn das so weitergeht, kostet die die Karussellfahrt bald zehn Euro und die Bratwurst fünfzehn“, sagt Roden.
Als erstes Bundesland arbeitet Berlin derzeit an einem „Veranstaltungssicherheitsgesetz“. Darin will der Senat verbindliche Standards festschreiben, etwa zur Menge an Sicherheitspersonal und zu Absperrungen. Doch viele Veranstalter befürchten, dass die Kosten dafür letztlich immer bei ihnen landen.
Hans-Dieter Laubinger organisiert seit Jahren in Berlin und Brandenburg Feste, unter anderem den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus, das Weinfest im Bezirk Köpenick und das Heimatfest im Ortsteil Erkner. Inzwischen könne er eine Betonhandlung aufmachen mit all den Fahrzeugsperren, die er kaufen musste. Laubinger sagt: „Terrorabwehr ist Aufgabe des Staates.“ Die Veranstalter müssten dafür sorgen, dass Besucher gut auf den Markt gehen können, dass es keine Stolperfallen gibt, dass Erste Hilfe und Rettungswege organisiert sind.
„Aber für Terrorabwehr ist der Staat zuständig.“
Der Frühlingsmarkt samt Kirmes im nordrhein-westfälischen Landkreis Lippe ist der Terrorabwehr zum Opfer gefallen. Das neue behördliche Sicherheitskonzept verlangte, dass alle Möglichkeiten, mit Fahrzeugen auf das Veranstaltungsgelände zu gelangen, blockiert werden müssten. Dafür wären 15 Sperrpunkte nötig gewesen, die meisten davon permanent mit Kontrolleuren besetzt. Die Kosten hätten am Ende die Schausteller tragen müssen, und die konnten sich das schlicht nicht leisten.
Frank Hakelberg ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes. Er sorgt sich sehr um seine Branche: „Wir haben rund 9.700 Volksfeste. Jedes ist wichtig und einzigartig für eine Stadt, ein Dorf, eine Region.“ Die Absagen führten zu erheblichen Umsatzeinbußen und bedrohten Existenzen. Auch Hakelberg meint: „Sicherheit ist Aufgabe des Staates. Es kann nicht sein, dass Schausteller oder Vereine das alleine wuppen müssen.“
Im neuen bunten Deutschland können Deutsche auf öffentlichem Straßenland nur noch unter latenter Lebensgefahr zum Feiern zusammenkommen. In Magdeburg fuhr ein Moslem im Jahr 2024 mit dem Auto auf den Weihnachtsmarkt und tötete sechs Menschen. Selbst Demonstrationen, ein Kernelement der Demokratie, sind nicht sicher. In München steuerte ein Islamist im Februar 2025 sein Auto gezielt in eine Gewerkschaftskundgebung und tötete eine Mutter und ihr zweijähriges Kind.
Nach dem islamistischen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016, als ein LKW-Attentäter 13 Menschen tötete, wurde deutschlandweit damit begonnen, ähnliche Veranstaltungen mit baulichen Maßnahmen zu sichern: Die sogenannten „Merkel-Poller“ sollten verhindern, dass Weihnachtsmärkte und andere Straßenfeste durch Fahrzeuge bedroht werden. Später wurden Messer- oder allgemein Waffenverbotszonen geschaffen.
Trotzdem kam es immer wieder zu neuen Anschlägen. Es zeigt sich, dass es nichts nutzt, wenn man mit großer PR-Geste Tatwaffen verdammt – aber aus ideologischen Gründen die Täter und deren Brüder im Geiste unbehelligt lässt. Aschaffenburg, Brockstedt, Mannheim, Solingen: Die Täter bzw. Attentäter waren hier immer Moslems.
Aber die deutsche Politik weigert sich, den Islam als das zu behandeln, was er ist: ein politisches Problem. Eher nimmt sie in Kauf, dass deutsches Brauchtum von den Straßen verschwindet – und dass Deutsche in ihrem eigenen Land nicht mehr unbeschwert öffentlich feiern können.
Übrigens: Kein einziges öffentliches Fest zum Ende des moslemischen Fastenmonats Ramadan ist abgesagt worden. Das ist inzwischen offenbar das einzige Kulturgut, das auf unseren Straßen sicher ist.
Das sagt ja auch etwas aus über den Zustand des Landes.