
Deutschlands größter Autobauer Volkswagen meldet für das Geschäftsjahr 2024 einen Gewinn-Einbruch von 30,6 Prozent – welch bittere Bilanz! Kurz vor Jahresende hatte VW verkündet, bis 2030 in Deutschland mit 35.000 Stellen fast jeden vierten Job bei der Kernmarke VW Pkw zu streichen. Was ist los bei unserer einst so stolzen und erfolgreichen Autofabrik in Wolfsburg?
Da ist zunächst der einstige Gewinnbringer China: deutlich weniger Fahrzeuge verkauft, Gewinneinbruch. Dazu muss VW mit steigenden Kosten produzieren. Der Nettogewinn sank auf rund 12,39 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte. Zugleich steigerte Volkswagen seinen Umsatz leicht auf 324,7 Milliarden Euro.
Für das laufende Jahr stellt sich Volkswagen auf ein „moderates Wachstum“ ein, wie es aus der Zentrale in Wolfsburg heißt. Der Umsatz dürfte um bis zu fünf Prozent zulegen. Die Umsatzrendite werde zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen, nach 5,9 Prozent im abgelaufenen Jahr. Finanzchef Arno Antlitz sagte, der Ausblick reflektiere die globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und den tiefgreifenden Wandel in der Branche.
Arno Antlitz, Finanzvorstand der Volkswagen AG, nach der Jahrespressekonferenz der Volkswagen Group am 11. März 2025
So erklärt ein Finanzvorstand die Schieflagen unseres Vorzeige-Automobils. Mein gesunder Menschenverstand fragt sich: Wer reflektierte 1955 die „globalen wirtschaftlichen Herausforderungen“ und den „tiefgreifenden Wandel“ in der Branche? Antwort: niemand. Zwei Buchstaben bestimmten die Zukunft und Wirtschaftskraft einer ganzen Nation: VW stand für Erfolg, Zuverlässigkeit und Leistung. Mehr noch – die Buchstaben standen jahrzehntelang für alles, was im Automarkt zählte. Und diese Namen klingen nach – bis heute: Käfer, Golf, Passat, Bulli.
Am 5. August 1955 wurde der millionste VW produziert.
Am 5. August 1955 lief der millionste Volkswagen in Wolfsburg vom Band. Der Käfer war das Auto, das sich jeder leisten konnte. Der Volkswagen wurde zum erfolgreichsten deutschen Auto aller Zeiten – über 21,5 Millionen Mal verkauft. Der VW mit seinem luftgekühlten unverwüstlichen Boxermotor und seiner runden Form war ein Stück deutscher Fertigungsqualität, made in Germany im besten Sinn. In der Standardausführung kostete er 1960 knapp unter 5000 Mark. Dafür musste ein durchschnittlich verdienender Arbeiter 16 Bruttolöhne aufbringen.
1974: Blick auf einen Parkplatz voller VW-Busse und Käfer im Werk Hannover.
Was also ist los bei unserem einstigen Vorzeigekonzern?
Da ist leider zunächst der Problem-Standort Deutschland: hohe Kosten und üppige Verwaltung. Dass die Marke Volkswagen ein Rendite-Problem hat, ist seit Jahren bekannt. Lange hat das den Konzern aber kaum gestört, weil unter anderem die Marken Audi und Porsche und auch die Verkäufe in China üppige Gewinne in die Kassen gespült haben. Härter formuliert: Das größte Problem bei VW sind verkrustete Strukturen, ein ausuferndes Lohnniveau und Entwicklungskosten, über die sich gerade die Konkurrenz aus China, aber auch der Wettbewerb in anderen Ländern, geradezu amüsiert.
Aber es gibt meiner Meinung nach noch einen anderen und gravierenden Grund für den Niedergang des einstigen Vorzeige-Unternehmens: Die Konzerne beklagen schwache Verkaufszahlen, vor allem bei Elektroautos – und hohe Kosten für den Umstieg auf E-Antrieb.
Das einstige Vorzeigewerk VW in Wolfsburg im Januar 2025.
Wir VW-Fans hätten aufmerken sollen, als Volkswagen glaubte, elektrisch werden zu müssen. Alles wird grün, hatte die Regierung mit dem grünen Wirtschaftsminister Habeck angeordnet. Und der damalige VW-Chef Herbert Diess ließ (fast alles) grün werden. Welch ein Irrtum!
Heute fragen sich die alten und die neuen VW-Fans: Wer rettet unsere Auto-Legende?
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