Von der Riester-Rente zum Lindner-Depot: Das bedeuten die neuen Rentenpläne für unsere Altersvorsorge

vor 7 Monaten

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Seit vielen Jahren ist klar, dass die gesetzliche Rente auf wackeligen Beinen steht.

Der demografische Wandel setzt das deutsche Rentensystem massiv unter Druck. Immer weniger junge Menschen müssen die Renten für immer mehr ältere finanzieren. Vor über zwei Jahrzehnten wurde die Riester-Rente als weitere Säule der Altersvorsorge eingeführt. Doch die ist spektakulär gescheitert. Jetzt wagt Finanzminister Lindner einen neuen Versuch, um die Altersvorsorge kapitalgedeckt zu organisieren, mit dem sogenannten Lindner-Depot.

Die Riester-Rente sollte 2002 das große Rentenproblem lösen, das durch den demografischen Wandel entstand. Mit staatlichen Zulagen und Steuervergünstigungen wollte man die Menschen dazu bringen, für das Alter privat vorzusorgen. Doch was anfangs vielversprechend klang, entpuppte sich schnell als Enttäuschung. Viele Riester-Verträge brachten nur geringe Renditen, vor allem aufgrund der niedrigen Zinsen und hohen Verwaltungskosten. Die Riester-Rente war zudem bürokratisch kompliziert zu handhaben und für viele Menschen schwer verständlich.

Der ehemalige Arbeitsminister Walter Riester ist Namensgeber der „Riester-Rente“, die 2002 eingeführt wurde.

Außerdem sorgten die Garantien, die bei vielen Riester-Produkten versprochen wurden, für ein weiteres Problem: Sie bremsten die Renditen. Sicherheit ist natürlich wichtig, aber wenn die Erträge am Ende kaum die Inflation ausgleichen, bleibt nur wenig übrig. Im Ergebnis ist die Gesamtzahl der privaten Altersvorsorgeverträge seit 2018 sogar rückläufig.

Das Lindner-Depot soll ab 2026 kommen. Der Grundgedanke für das neue Modell: Die private Altersvorsorge soll einfacher, flexibler und renditestärker gestaltet sein.

Was ändert sich nun konkret?

Anders als bei der Riester-Rente sollen nun auch ETFs (börsengehandelte Indexfonds) gefördert werden. Diese ermöglichen es, kostengünstig in den Kapitalmarkt zu investieren und langfristig von höheren Renditen zu profitieren. Bisher waren viele Riester-Produkte stark auf festverzinsliche Anlagen mit geringen Erträgen fokussiert.

Ein zentraler Punkt der neuen Pläne ist der Verzicht auf starre Sicherungslevel. Bei der Riester-Rente mussten viele Anbieter garantieren, dass das eingezahlte Kapital am Ende mindestens in gleicher Höhe zur Verfügung steht. Das klang zwar sicher, drückte aber massiv auf die Renditen. Beim Lindner-Depot können Sparer nun entscheiden, ob sie auf Garantien verzichten und dafür mit höheren Ertragschancen rechnen wollen.

Finanzminister Christian Linder will die Riester-Rente durch das Lindner-Depot ersetzen.

Auch bei der Auszahlung bietet das Lindner-Depot deutlich mehr Flexibilität. Statt wie bei der Riester-Rente auf lebenslange Zahlungen festgelegt zu sein, können Sparer beim neuen Modell zwischen verschiedenen Auszahlungsmodellen wählen. Sparer können zum Beispiel entscheiden, ob sie eine lebenslange Rente oder größere Teilbeträge erhalten möchten. Auch Investitionen in selbstgenutzte Immobilien sind eine Option.

Die staatliche Förderung wird ebenfalls attraktiver. Sparer können künftig bis zu 600 Euro pro Jahr vom Staat dazubekommen. Für jeden Euro, den sie selbst einzahlen, gibt es 20 Cent extra. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Menschen mit geringem Einkommen und auf jungen Berufseinsteigern. Um diesen Gruppen den Einstieg in die private Altersvorsorge zu erleichtern, gibt es zusätzliche Bonuszulagen. Geringverdiener (mit weniger als 2.187 Euro brutto im Monat) erhalten 175 Euro pro Jahr als Extra-Unterstützung, während Berufseinsteiger (unter 25 Jahren) in den ersten drei Jahren nach Berufsbeginn einen Bonus von 200 Euro jährlich bekommen.

Auch für Familien bietet die neue Lindner-Rente zusätzliche Anreize. Pro Kind wird eine Kinderzulage von bis zu 300 Euro (25 Cent für jeden Euro Eigensparleistung) gewährt.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Lindner-Rente ist die nachgelagerte Besteuerung. Das bedeutet, dass Sparer in der Anspar-Phase steuerlich entlastet werden, da die Einzahlungen in die private Altersvorsorge weiterhin von der Steuer abgesetzt werden können. Diese Regelung sorgt dafür, dass die steuerliche Belastung während der Erwerbsphase gering bleibt. Erst in der Auszahlungsphase im Rentenalter, wenn das angesparte Kapital ausgezahlt wird, greift die Besteuerung. Diese nachgelagerte Besteuerung orientiert sich am jeweiligen Steuersatz im Rentenalter, der oft niedriger ist als im aktiven Arbeitsleben.

Durch diese Regelung profitieren Sparer nicht nur von staatlichen Zulagen und Renditechancen am Kapitalmarkt, sondern auch von einer Steuerentlastung während der Ansparjahre.

Neben dem neuen Lindner-Depot bleiben auch die bisherigen Rentenversicherungsmöglichkeiten mit 100 Prozent Sicherungsniveau bestehen und werden um die höheren Förderungsmöglichkeiten ergänzt.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, ein Renten-Depot zu wählen, das klassische Rentenversicherung mit Aktieninvestitionen kombiniert. Dabei werden mindestens 80 Prozent der eingezahlten Beiträge garantiert.

Das Lindner-Depot bringt viele Verbesserungen gegenüber der Riester-Rente. Vor allem die Förderung von ETFs, die nachgelagerte Besteuerung und der Verzicht auf strikte Garantien machen es möglich, langfristig bessere Renditen zu erzielen.

Die Bürger sollen in Zukunft entscheiden können, ob sie ETFs in ihren Fonds aufnehmen.

Aber trotz dieser positiven Entwicklungen: Die großen Probleme des deutschen Rentensystems löst auch dieses Modell nicht im Alleingang.

Der demografische Wandel bleibt eine gewaltige Herausforderung, und die private Altersvorsorge kann die Folgen erst in einigen Jahrzehnten wirklich lindern. Zudem setzt das neue Modell voraus, dass die Menschen bereit sind, sich mit den Risiken und Chancen des Kapitalmarkts auseinanderzusetzen.

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