
Ein Islamwissenschaftler aus Kairo ist Leiter einer Meldestelle, die von der Ampel-Regierung verifiziert wurde, um Meinungen auf X, Facebook oder Instagram zu kontrollieren. NIUS schaute sich das Netzwerk um die Meldestelle genauer an. Das Ergebnis: Die Spuren führen zur DITIB, der legalistisch-islamistischen Millî Görüş-Bewegung und zur Kalifat-liebenden Ahmaddiya-Sekte.
Die Bundesnetzagentur von Klaus Müller (Grüne) ernannte kürzlich den ersten Trusted Flagger für die Umsetzung des Digital Services Act (DSA). Das sorgte für viel Wirbel. Denn Trusted Flagger „REspect“ erhielt bereits Staatsförderung durch die Familienministerin Lisa Paus (Grüne). NIUS recherchierte, dass der Leiter der Meldestelle „REspect“, ein Islamwissenschaftler aus Ägypten ist, der mit einem bekannten antisemitischen Hamas-Unterstützer auf seinem X-Profil posierte.
Diese Meldestelle kann nun an Plattformen gemeldete Beiträge weitergeben, was zur Löschung führen kann.
Der Name des Leiters: Ahmed Gaafar. Sein Werdegang wirft Fragen auf. So macht er zwar heute Karriere in einem Milieu, das sich verschreibt, Hass zu bekämpfen. Doch Gaafar studierte an der berüchtigten Al-Azhar-Universität in Kairo, die als Brutstätte des politischen Islams gilt. Auch einige führende Muslimbrüder in Deutschland haben dort studiert.
Der junge Ägypter und REspect-Leiter Ahmed Gaafar macht Anti-Hass-Karriere. Foto: Facebook/Ahmed Haykel Gaafar
Von 2021 bis 2023 war Ahmed Gaafar Leiter bei der Fachstelle „PREvention“, die sich mit religiösen Extremismus befasst. Die Fachstelle gehört wie „REspect“ zur Jugendstiftung Baden-Württemberg.
Die Fachstelle „PREVention“ wiederum liegt wie auch „REspect“ im Demokratiezentrum Baden-Württemberg, das gefördert wird vom baden-württembergischen Sozialministerium, wo die Gesamtkoordination liegt. Die Landeskoordinierungsstelle der Jugendstiftung Baden-Württemberg setze das Zentrum im Auftrag des Ministeriums um.
Für das Zentrum gibt es vom Bund seit 2022 7,2 Millionen Euro im Rahmen des Programms „Demokratie Leben“. Von dem Demokratiezentrum wird auch „REspect“ gefördert.
November 2021: Ahmed Gaafar (1.v.l.) und Aysenur Aydin (3.v.r.)
Die Leiterin der Fachstelle für Prävention ist die türkischstämmige Soziologin Aysenur Aydin. Sie ist seit fünf Jahren aktiv bei der Organisation „Jumed – Junge Muslime engagiert für Demokratie“. Auf deren Website wird auf sie unter „Angebot“ aufgeführt – als „JumediE-Multiplikatorin“. Neben ihr werden noch auf drei Männer aufgelistet, die alle drei der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde angehören. Im Jahr 2022 hatte „Jumed“ zudem Workshops in der Ehsan-Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Mannheim veranstaltet.
Brisant: Ahmadiyya ist eine ultrakonservative Gruppe, die von Experten als eine islamische Sekte eingeordnet wird. Dort herrscht strenge Geschlechtertrennung. Ältere Gemeindemitglieder arrangieren Ehen für junge Frauen. Im Kontext der Gemeinde finden immer wieder Ehrenmorde statt. Ahmadiyya hat einen Oberhaupt – den Kalifen – und will ein weltumspannendes Kalifat. Die Scharia werde über das deutsche Grundgesetz gestellt.
Aysenur Aydin arbeitete als „Fachstellenleitung“ vorher bei der PREventions-Stelle (2021 – 2024) zusammen mit Ahmed Gaafar.
2022 veranstaltete Jumed – gefördert vom Grünen-Bundesministerium – eine Workshopreihe in einer Ahmadiyya Moschee.
„Jumed“ erhält Gelder vom Paus-Ministerium im Rahmen von „Demokratie Leben“, die seit 2022 jährlich erhöht wurden. Seit 2022 bis heute erhält es insgesamt: 378.180 Euro.
Im Jahr 2021 war Aysenur Aydin vom Demokratiezentrum zu Besuch in der Gemeinschaftsschule Weilimdorf. Dort machte sie für die 9. Klasse einen Workshop zum Thema Demokratie. In der Schule trug sie währenddessen vor der Klasse ihr islamisches Kopftuch. Im Januar 2024 organisierte sie ein Treffen zwischen muslimischen und christlichen Jugendlichen. Konkret: Junge katholische Pfadfinder besuchten die Fatih Moschee der IGMG, die islamische Gemeinde Milli Görüs.
PREventions-Leiterin Aydin trägt ein Kopftuch in ihren Workshops in Schulen.
Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg bezeichnet die IGMG „als größte und bedeutendste Organisation des legalistischen Islamismus in Deutschland“ und beobachtet aktuell die Rekrutierung von Jugendlichen.
Für eine „Extremismus-Präventions-Leiterin“ fraglich …
In diese Milli Görüs-Moschee organisierte Aydin einen „interreligiösen Dialog“ mit christlichen Jugendlichen.
Ebenfalls befindet sich im „Demokratiezentrum Baden-Württemberg“ die Fachstelle „FEX – Extremismusdistanzierung“. Und auch sie wird vom Bundesfamilienministerium durch das Programm „Demokratie Leben“ gefördert. Seit 2022: mit 314.644 Euro.
Die FEX-Abteilungsleiterin ist seit März 2023 eine Frau mit türkischer Herkunft: Derya Şahan.
Links: Derya Sahan 2024 als Extremismus-Expertin. Ganz rechts: Sahan als DITIB-Frauenchefin 2014.
Doch Derya Şahan war früher eine Funktionärin bei der politisch-islamischen DITIB.
Der Islamverein untersteht der türkischen Religionsbehörde Diyanet, die wiederum direkt dem türkischen Präsidenten untersteht. Recep Tayyip Erdoğan vertritt eine fundamentalistische Religionsauslegung – er unterstützt die islamistische Muslimbruderschaft und Hamas. Schon häufig sind DITIB-Vereine in Deutschland mit Antisemitismus aufgefallen.
Derya Şahan als damalige Chefin des DITIB Bundesfrauenverbands.
Konkret war Derya Şahan die Vorsitzende des DITIB Bundesfrauenverbands. Auch war sie lange beim DITIB-Landesfrauenverband Baden tätig. 2018 engagierte sie sich noch öffentlich für DITIB.
Hat sie heute von DITIB Abstand genommen?
Derya Şahans Ehemann Fatih Şahan ist jedenfalls der Landeskoordinator von DITIB Baden in Karlsruhe. Ein Flyer zeigt, dass der Landesjugendverband Baden zu seiner Veranstaltung nach Pforzheim 2023 geladen hatte. Eingeladen wurde zum Thema „Seelsorge“ der Gast Mohamed Matar – der Imam wird von Sicherheitsbehörden dem Umfeld der islamistischen Muslimbruderschaft zugerechnet. Ein paar Jahre vorher, 2018, hatte Frau Sahan noch im selben DITIB-Landesjugendverband Baden als Referentin des „Demokratiezentrums“ einen Vortrag über Demokratiebildung gehalten …
Derya Şahan hielt 2018 für das „Demokratiezentrum“ einen Vortrag bei der Jugend-DITIB.
Aktuell sitzt Islamwissenschaftlerin Derya Sahan sogar im SWR-Rundfunkrat, im Landesrundfunkrat und Landesprogrammausschuss – entsandt durch Muslimische Verbände Baden-Württemberg.
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