
Ein Flugzeug mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an Bord soll Ziel eines russischen Stör-Angriffs auf das Navigationssystem gewesen sein. Zahlreiche Medien berichten, von der Leyens Flieger hätte wegen der Störung eine Stunde kreisen müssen und beziehen sich auf einen Bericht der Financial Times. Es habe eine gezielte Störung des GPS-Systems gegeben, wohl aus Russland gesteuert, wie bulgarische Behörden vermeldeten. Die Piloten hätten auf haptische Karten zurückgreifen müssen. Auch die EU-Kommission bestätigte die Störung.
Die Aufzeichnungen des Fluges zeigen jedoch, dass das nicht stimmen kann.
Flug AAB53G von Warschau in die bulgarische Stadt Plowdiw hätte planmäßig nach 1:48 Stunden landen sollen. Das Flugzeug vom Typ Dassault Falcon 900LX landete aber erst nach 1:57 Stunden Flugzeit – neun Minuten länger als geplant und nicht eine Stunde länger, wie berichtet worden ist.
Die Aufzeichnungen von Flightradar24 zeigen, dass die Piloten tatsächlich eine kurze Schleife rund um den Flughafen Plowdiw fliegen mussten. Doch auch die Flug-Experten schreiben bei X: „In den Medien wird über GPS-Störungen berichtet, die das Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord auf dem Weg nach Plovdiv in Bulgarien beeinträchtigt haben sollen. Einige Berichte behaupten, dass das Flugzeug eine Stunde lang in einer Warteschleife gekreist sei. Das können wir aus unseren Daten ableiten: Der Flug sollte 1 Stunde und 48 Minuten dauern. Er dauerte 1 Stunde und 57 Minuten. Der Transponder des Flugzeugs meldete vom Start bis zur Landung eine gute GPS-Signalqualität.“
Die Experten von Flightradar24 konnten also weder eine GPS-Störung noch einen um 1 Stunde verlängerten Flug in ihren Daten erkennen.
Hinzu kommt: Fällt das GPS-Navigationssystem einer Dassault Falcon 900LX aus, greifen die Piloten typischerweise auf die klassischen, unabhängigen Navigationssysteme zurück, die in Businessjets dieser Klasse standardmäßig vorhanden sind. Fällt die GPS-Navigation aus, wechselt das Flight Management System (FMS) des Flugzeugs eigentlich automatisch auf Funknavigationshilfen – die Navigation allein mit analogen Karten käme erst am Ende einer Kette redundanter Systeme und ist allein durch den Ausfall der GPS-Navigation nicht plausibel zu erklären.
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