
Die Ausgeburten verrückter „queerfeministischer“ Aktivisten nehmen bisweilen bizarre Formen an. In Oldenburg startet etwa ein kleiner Jahrmarkt, der einen recht eigenwilligen Blick auf Geschichte und Gegenwart wirft und mit interaktivem Gedöns lockt, das „Spaß machen“ soll. Inklusive Infos über Schwangerschaftsabbrüche.
Heute startet die dritte Edition von „Sheroes“: Die Sparte 7 des Oldenburgischen Staatstheaters veranstaltet einen mobilen „queerfeministischen Jahrmarkt“, mit dem „patriarchale Denkmuster spielerisch ins Wanken gebracht“ werden sollen. Weitere Termine gibt es am 31. Mai sowie am 1., 3. und 5. Juni (dann in Bremen).
Beim interaktiven Spektakel rund um den Kiosk begegnen die Besucher an verschiedenen Stationen „vergessenen FLINTA-Persönlichkeiten“ (Akronym, das für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen steht), die von der Geschichtsschreibung vergessen wurden. Kein Wunder, schließlich beklagen die Veranstalter, dass „unsere Welt vor allem von weißen Männern gestaltet wurde – und dass vor allem weiße Männer darüber berichtet haben“. Biografie-Karten der von der Historie vernachlässigten „queeren“ Personen können erspielt, ertauscht oder verdient werden – etwa beim Umwerfen von Dosen mit sexistischen Begriffen oder beim Quiz zur queeren Geschichte.
Die Besucher haben auch die Möglichkeit, Vulven zu falten, eine „Burnout-Ente“ zu angeln oder mehr über die „feministische Geschichte des Fahrrads“ zu erfahren, womit wohl die Revolutionierung der Mobilität von Frauen als Motor der Emanzipation gemeint ist, worüber in der Szene schon ganze Bücher geschrieben wurden. Aber ob es im Sinne der Feministen ist, wenn das Objekt Fahrrad zum Subjekt gemacht wird? Laut Veranstalterin Gesine Geppert, Leiterin der Sparte 7 und Mitglied in mehreren Kollektiven, soll das alles jedenfalls „Spaß machen“ – etwa die Einnahme einer ganz anderen Perspektive auf die Geschichte, die es ja, wie jeder Kenner von Orwells dystopischem Roman „1984“ weiß, zuallererst umzuschreiben gilt.
Die Behauptung, Geschichtsschreibung sei bisher von einer „ausschließlich eurozentristischen, weißen und männlichen Perspektive“ geprägt, ist dabei durchaus fragwürdig, doch geht es den Aktivisten erklärtermaßen darum, weibliche, diverse, migrantische oder klassistische Perspektiven zu entdecken. Die Besucher können auch eigene Vorschläge für „Sheroes“ machen, die dann ins wohl recht überschaubare Archiv eingehen.
Demonstration „Flinta* March 2025“ für feministische Politik.
An den Stationen können die Besucher des „Sheroes“-Jahrmarkts vor der Exerzierhalle, der jeweils drei Stunden für Feinschmecker skurrilen linken Gedankenguts geöffnet ist, Coins erspielen, die sich am Kiosk gegen die Biografie einer „unbekannten“ Frau eintauschen lassen, „sexistische Dinge in unserer Müllsammelstation abgeben“ oder ganz allgemein „die Diversität der Gesellschaft feiern“: Musik hören, sich die Zukunft vorhersagen lassen, chillen und dabei in feministischen Schriften schmökern. Bei so viel Spaß dürfen auch Informationen zu Abtreibungen, eine Fotoausstellung zum Thema Scham und Fakten zur Menstruation nicht fehlen.
Offiziell ist das Projekt „ein innovatives Beispiel für modernes, partizipatives Theater, das gesellschaftliche Themen spielerisch und inklusiv vermittelt“ – tatsächlich ein subventioniertes Event für eine sehr überschaubare Szene, die sich gern selbst feiert und das als „Sichtbarmachung marginalisierter Gruppen“ verkauft. Dazu tritt das Sheroes-Mobil verschiedenen öffentlichen Orten auf, auch in Schulen, wie etwa am Mariengymnasium Jever.
Ob sich eine signifikante Anzahl binärer Bürger auf den queerfeministischen Jahrmarkt verirrt, darf mit Fug bezweifelt werden. Gleichwohl dürfen sie ihn mit ihrem Steuergeld bezahlen: Die Sparte 7 des Oldenburgischen Staatstheaters, ein „Zukunftslabor“, das experimentelle und spartenübergreifende Formate fördert und dieses zweifelhafte Event veranstaltet, ist Teil des Oldenburgischen Staatstheaters, das wiederum mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Oldenburg am Leben gehalten wird. Im Kampf gegen die „patriarchalen Strukturen“, und sei es durch das Werfen aus Dosen mit schlimmen Begriffen, sollte uns das wert sein.
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