VW, Mercedes, Porsche – überall nur schlechte Nachrichten: Das deutsche Auto-Drama

vor 6 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrates in Deutschland mehrere Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen (NIUS berichtete).

Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk Osnabrück. Betriebsrats-Chefin Daniela Cavallo sagte, der Vorstand plane betriebsbedingte Kündigungen, ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden. „Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!“

Betriebsrats-Chefin Cavallo spricht am Montag vor dem Stammsitz Wolfsburg zu den Beschäftigten.

Die kommende Woche dürften in der Volkswagen-Welt zu einer Woche der Wahrheit werden. Am Mittwoch startet die zweite Verhandlungsrunde für den VW-Haustarifvertrag mit der IG Metall. Am selben Tag legt der Dax-Konzern auch seine Ergebnisse für das dritte Quartal vor. Sie dürften nach Einschätzungen von Analysten schwach ausfallen. Ende September hatte der Autobauer zum zweiten Mal eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr ausgegeben. Vor allem die Kernmarke VW bereitet dem Management schon länger Sorgen. Markenchef Thomas Schäfer hatte bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, die Kosten um 10 Milliarden Euro senken zu wollen. Zu den heikelsten Themen bei VW zählen die wachsenden Überkapazitäten des Konzerns in Europa. VW-Finanzchef Arno Antlitz hatte auf einer Betriebsversammlung vorgerechnet, dass VW in Europa 500.000 Fahrzeuge in der Verkaufsstatistik fehlen, die nicht nachgefragt werden.

Was gerade bei Volkswagen passiert, ist leider wie ein Spiegelbild anderer großer deutscher Autohersteller – überall nur schlechte Nachrichten.

Der Sportwagenbauer Porsche passt seine Elektrostrategie an. „Wir wollen die Verbrenner noch deutlich länger fit halten und uns maximal flexibel aufstellen“, sagt Finanzchef Lutz Meschke anlässlich der jüngsten Quartalszahlen dem Handelsblatt. „Die Transformation hin zu Elektrofahrzeugen verläuft global langsamer als ursprünglich angenommen.“ Weltweit lieferte VW-Tochter Porsche in den ersten drei Quartalen 226.026 Fahrzeuge aus, rund sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Bei seinem Elektromodell Taycan brach die Zahl der Auslieferungen von Januar bis September um 50 Prozent ein – auf 14.042 Stück. In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist Porsches China-Absatz um fast ein Drittel zurückgegangen. Der Taycan ist in China nur 23-mal zugelassen worden – ein Desaster.

Oliver Blume (l), Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, und Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Porsche, klatschen nach der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens im Werk Leipzig ab.

Der heftige Preiswettbewerb auf dem größten Automarkt der Welt hält an. „Es werden Autos, die früher 70.000 bis 80.000 Euro gekostet haben, für 30.000 Euro in den Markt gedrückt“, sagt Porsche-Finanzchef Meschke.

Mercedes-Benz kämpft mit dramatisch sinkenden Gewinnen. Im dritten Quartal hat sich das Konzernergebnis von 3,7 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro mehr als halbiert. Der Umsatz ist um rund sieben Prozent auf 34,5 Milliarden Euro eingebrochen. Ein Grund für den Rückgang im Pkw-Geschäft sind höhere Rabatte. Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Mercedes-Neuwagens ist im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent von 74.600 auf 66.800 Euro gesunken. Der Konzern kündigte an, stärker zu sparen.

Selbst die hochpreisigen Autos wie die S-Klasse von Mercedes-Benz stagnieren in der internationalen Nachfrage. In Europa ist laut Medienberichten im ersten Halbjahr die Nachfrage um 30 Prozent eingebrochen.

Kern der Misere sei der Nachfrageeinbruch in China. Das Reich der Mitte ist seit Jahren der größte Absatzmarkt der Schwaben und elementar für die Luxusstrategie des Konzerns. Nirgendwo sonst verkauft Mercedes mehr Nobelkarossen. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research, fasst zusammen: „Dass die Umsatzrendite in der Autosparte aktuell unter fünf Prozent liegt und der Absatz von Elektroautos schrumpft, ist ein riesiges Problem. Damit ist Mercedes auf dem Niveau der Sanierungsmarke VW angekommen.“

Volkswagen, Porsche, Mercedes – überall nur schlechte Nachrichten. Und das deutsche Auto-Drama scheint noch nicht zu Ende.

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