
Mission accomplished? Iran-Atomanlagen kaputt? „Was weiß man heute, Ben?“, fragt Maybrit Illner den ehemaligen Oberkommandeur der US-Armee in Europa Ben Hodges (Team Kamala Harris!), früher Dauergast in deutschen Talkshows. Nix weiß der Ben, wie auch? Und wenn er was wüsste, dann würde er bestimmt nicht hier …, aber genau das ist das Problem bei Illner.
Schon das Thema „Krieg oder Frieden – Sicherheit nur mit den USA?“! Als Experte ist Alfons Mais da, der 63-jährige Generalleutnant und Inspekteur des Heeres der Bundeswehr, ein gemütlicher netter Herr, der erst so richtig auftaut, als Illner frech fragt: „Zwei Prozent und die Bundeswehr ist in einem desolaten Zustand, nun mit 5 Prozent wird alles besser?“ Desolater Zustand? „Bei Großübungen, Evakuierungen, einfach großartig“ unsere Soldaten. Er sei stolz auf die Truppe! Überhaupt sei das ganze Gerede über das Geld, während Russland immer stärker wird, „für die Soldaten schwer nachvollziehbar“. Hat er auch „und die Soldatinnen“ hinzugefügt? Egal.
Sie können mich gerne absichtlich missverstehen, verehrte Leser, aber zum Thema atomare Bedrohung durch den Iran sagte ausgerechnet SED-Aken als einziger etwas Nachvollziehbares am Tisch. Vielleicht weil er zwei Jahre lang Biowaffeninspekteur für die Vereinten Nationen war und sich mit all den kleinen Schweinereien auskennt. 2003 hätte der Iran das Ende seines Atomprogramms verkündet, 2018 hätten die USA entsprechende Abkommen gekündigt. Wenn Verhandlungen funktionieren und Überwachungen ermöglichen, „sind wir sicher“.
Nach einer Ewigkeit kam die Runde dem eigentlichen Thema „Krieg oder Frieden – Sicherheit nur mit den USA?“ näher, als Illner den Auftritt von Schleimer Nato-Rutte beim Treffen in Den Haag ansprach. Ob das peinlich oder geschickt gewesen sei. Vielleicht haben Sie es ja gesehen oder gelesen: Trump muss sich gefühlt haben wie Kim Jong Un beim Defilee seiner Untertanen. Und die Untertanen waren erleichtert und dankbar, dass Trump sagte, er stehe zu Artikel 5. Artikel 5. Der wurde beim „erfolgreichsten Verteidigungsbündnis der Welt“ nur einmal gezogen, nach 9/11, so Ben Hodges. Gegen Afghanistan! Das sagt eigentlich mehr, als man wissen will.
Moment, sagt General Mais, „ich bin der festen Überzeugung, dass die russische Armee gestärkt aus dem Krieg hervorgeht. Für Russland spielen Verlustraten an Menschen keinerlei Rolle. Die ziehen jedes Jahr 200.000 Wehrpflichtige.“ Wofür? „In jeder Talkshow in Moskau wird da abends drüber gesprochen“, wen man alles angreifen könnte. Der General guckt wohl nicht so häufig hiesige Talkshows, sondern eher Heiteres. „Die Wüste brennt, und wir diskutieren, ob wir die Feuerwehr mit Reifen ausstatten, oder doch lieber mit dem Eimer weitermachen“, kalauert Mais. Hoffentlich müssen wir nie zusehen, wie er eine brennende Wüste mit neuen Reifen löscht.
Die eloquente Politologin Florence Gaub von der NATO-Militärakademie ergänzte, dass bei uns das Material teurer sei, „weil wir alles tun, um unsere Soldaten zu schützen“. Wohlfeil gesprochen, aber uns kommt gleich Ursel von der Leyen mit ihren Sitzen für Schwangere in Panzern in den Sinn.
Die Botschaft des Abends: Wenn die USA ihre Ukraine-Hilfe zurückfahren und sogar Mittelverwendungskontrolle ansprechen, dann muss Deutschland „bedauerlicherweise“ alles bezahlen und daheim „den Gürtel enger schnallen“, so der neue Außenminister Johann Wadephul. Und wer was anderes sagt, ist ein Sprachrohr Moskaus. Spokoynoy nochi.