
Der größte Rosenmontags-Umzug Hessens findet im osthessischen Fulda statt. Seit Jahrzehnten eröffnen elf Böllerschüsse aus einer historischen Kanone pünktlich um 11.11 Uhr das Treiben der bis zu 100.000 Narren in der Stadt – nur in diesem Jahr nicht. Denn weite Teile der Fuldaer Innenstadt sind seit Samstag eine Waffenverbotszone.
Die harmlose karnevalistische Tradition fällt dem Anstieg der Kriminalität zum Opfer!
Das regionale Nachrichtenportal Osthessen-News berichtet, dass es von 2022 bis 2024 in Fulda (70.000 Einwohner) im öffentlichen Raum 540 Gewaltdelikte gegeben habe, in 126 Fällen kamen dabei Messer oder andere Waffen zum Einsatz. Am Bahnhof in Fulda, auf dessen Vorplatz der große Fastnachts-Umzug für gewöhnlich mit den Böllerschüssen gestartet war, kam es zuletzt im Juni 2024 zu einer Messerstecherei. Ein 16-Jähriger war das Opfer, kam mit Verletzungen am Becken und an den Beinen ins Krankenhaus, ein 17-jähriger Tatverdächtiger war zwischenzeitlich festgenommen worden.
Seit mehr als 50 Jahren beginnt der Fuldaer Rosenmontags-Umzug mit elf Böllerschüssen. In diesem Jahr wird die Kanone stumm bleiben.
Polizeipräsident Michael Tegethoff erklärte bei der Verkündung der konkreten Pläne am vergangenen Donnerstag: „Wir haben in den letzten Jahren auch in der Innenstadt von Fulda eine Zunahme von Gewaltdelikten im öffentlichen Raum – zum Teil unter Einsatz von Waffen oder gefährlichen Gegenständen – registriert.“ Weiter hieß es: „Wir wollen Straftaten verhindern und niemanden kriminalisieren.“
Zehn Tage zuvor hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, weite Teile der Innenstadt zur Waffenverbotszone zu erklären, um der Polizei weitreichende Kontrollen auffälliger Personen zu ermöglichen. Die Fuldaer Karnevalsgesellschaft (FKG), die den großen Umzug veranstaltet, ging auf die Behörden mit der Frage zu, was die Waffenverbotszone für die traditionellen Böllerschüsse zum Start des Umzugs bedeute – die Prüfung dauert bis heute noch an, weswegen man sich dafür entschieden hat, mit der Tradition zu brechen.
„Wegen der Waffenverbotszone, die seit 1. März gilt, haben wir uns aus Solidarität entschieden, in diesem Jahr auf die Kanone und die elf Böllerschüsse zu verzichten“, sagt uns FKG-Präsident Oliver Weißenberger am Montagmorgen kurz vor Start des Umzugs. Man wolle jedoch für eine Alternative sorgen.
Mehr NIUS: Messer-Razzia auf dem Weihnachtsmarkt gegen Deutsche