Warum das Konklave so schnell zu Ende war

vor 28 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die überraschend schnelle Wahl des neuen Papstes Leo XIV. beim Konklave nach dem Tode von Papst Franziskus soll auch der Verpflegung der Kardinäle im Gästehaus des Vatikans zu verdanken sein. „Die Speisen im Gästehaus waren ein sehr guter Anreiz, das Konklave schnell hinter sich zu bringen“, wird in Medienberichten der New Yorker Kardinal Timothy Dolan zitiert, der dem konservativen Flügel des US-Episkopats angehört. Demnach habe es wenig Fleisch gegeben, einfachen Reis, leichte Saucen, wenig Wein und keine Desserts – „gesundes Essen“, wie es der spartanische Franziskus bevorzugte. Ravioli waren angeblich verboten, weil man in ihnen „geheime Botschaften“ von außerhalb der Mauern des Vatikans verstecken kann, die während des Konklaves verboten sind.

Jahrhundertelang war in den Gemäuern des Vatikans große Küche angesagt. Leo X. (1513-1521) aus dem Hause Medici war berühmt für seine ausschweifenden Bankette, bei denen er oft mehrere tausend Gäste mit extravaganten Speisen beglückte, etwa Papageienzungenpudding. Auch Lerchenzungen galten dereinst als ultimative Delikatesse, nicht nur in Monty Pythons „Das Leben des Brian“.

In den Jahren 1534 bis 1576 wirkte mit Bartolomeo Scappi, dem „Michelangelo der Köche“, einer der berühmtesten Küchenchefs seiner Zeit als päpstlicher Leibkoch im Vatikan. Die von ihm kredenzten Gaumenfreuden hätten dafür gesorgt, so wurde kolportiert, dass das Konklave 1549/1550, das zur Wahl Julius III. führte, mehr als zwei Monate gedauert habe. Die Kardinäle hätten einfach nicht heimreisen wollen.

Spätestens mit dem Amtsantritt von Johannes Paul II. im Jahre 1978, dem ersten Nicht-Italiener auf dem Papst-Thron seit 1523, änderte sich der Speiseplan im Vatikan grundlegend, mehr und mehr zog ein, was man heute als Ethno-Food zu bezeichnen pflegt. Karol Wojtyla liebte deftige Speisen aus seiner polnischen Heimat, Kremowka, ein Brandteigkuchen, gebuttertes Brötchen sowie ein Glas Ziegenmilch zum Frühstück, polnisches Fleisch zum Mittagessen und polnischen Aufschnitt zum Nachtmahl, alles zubereitet von polnischen Nonnen.

Sein 2005 gewählter Nachfolger Benedikt XVI., der seinerzeit erste deutsche Papst seit 482 Jahren, mochte bayerische Hausmannskost, darunter Regensburger Wurstsalat. Ab und an soll er sich, Gipfel pontifikalischer Ausschweifungen, aus der unweit des Vatikans gelegenen Trattoria „Ambasciata die Capri“ ein Dessert habe kommen lassen, vielleicht ein Parfait oder Millefoglie, die Spezialität des Hauses.

Mit Bergoglio fanden südamerikanische Gerichte Eingang in den päpstlichen Speiseplan, darunter Empanadas, gefüllte Teigtaschen, die den von Johannes Paul II. geschätzten Piroggen ähneln. Franziskus, dessen Vorfahren aus dem Piemont nach Argentinien ausgewandert waren, schätzte aber auch italienische Hausmannskost wie Pizza und Bagna Cauda, auf die Bergoglio regelrecht scharf gewesen sein soll, wenn man solcherlei Unmäßigkeit einem Papst nachsagen darf.

Idealtypisch für den sich bescheiden und volksnah gebenden Jesuiten dürfte auch die Speisenfolge jenes Gastmahles gewesen sein, das Franziskus am 19. November 2017 zum „Tag der Armen“ gab. Damals wurden 151 Tische im Vatikan aufgebaut, an denen der Papst zusammen mit 1.500 Gästen, zumeist Arbeits- und Obdachlosen, ein gemeinsames Mittagessen einnahm: Gnocchi, Kalbfleisch, Polenta und Brokkoli, zum Nachtisch gab es Tiramisu. Wer will, kann in dem Namen der Süßspeise („Zieh mich hoch!“) eine Aufforderung an den Herrn sehen, die sündige Menschheit aus dem Tal der Tränen ins Himmelreich zu lupfen.

Erst nach der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Pontifex sei den hohen Würdenträgern der Weltkirche ein „unglaubliches Abendessen“ serviert worden, so Kardinal Joseph Tobin, Erzbischof von Newark – in einem Restaurant der Ewigen Stadt. Die Speisekarte wurde im Internet geleakt: Zucchiniflan mit weißen Bohnen und Taleggio-Fondue als Vorspeise, als Pasta-Gang Spargelrisotto mit Speck-Crumble, als Hauptgang Roastbeef mit „brauner Sauce“ und Duchesse-Kartoffeln und zum Dessert Kaffee- und Zabaglione-Halbgefrorenes mit einem Klacks frischer Sahne sowie Fruchtsalat.

Die Speisekarte war in etwas holprigem Englisch formuliert. So firmierte der zum Dessert kredenzte Sekt aus dem Hause Ferrari als „Blane de Blanes“ – richtig wäre „Blanc de Blancs“. Außerdem labten sich die Kardinäle an einem kräftigen, roten Valpolicella Ripasso Superiore 2023 sowie einem weißen Vermentino Bolgheri des renommierten Erzeugers Antinori. Ob der frisch gewählte Papst an diesem Festmahl teilnahm, ist nicht bekannt.

Von Georg Etscheit und aufgegessen.info

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