Warum Israel den angeblich moderaten Islamistenführer Jolani bombardiert

vor etwa 14 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Das syrische Islamisten-Regime verübt Massaker an den Drusen in der Region Suwaida. Doch in Deutschland verkennen Politik und Medien nach wie vor das Wesen des Islamismus, der auf die Vernichtung der „Ungläubigen“ abzielt – obwohl wir längst selbst betroffen sind. Lesen Sie hier, warum Israel den Drusen zu Hilfe kommt.

Einmal mehr tritt der verhängnisvolle Mix aus Unwissen, Fehleinschätzungen, Propaganda und Täter-Opfer-Umkehr in Sachen Nahost bei den „Qualitätsmedien“ eklatant zutage: Während der Islamistenführer Mohammed Al-Jolani in Suwaida hunderte Drusen abschlachten lässt, hält man ihn bei der ARD, beim Spiegel und vielen anderen deutschen Medien weiter für „gemäßigt“.

Im Ersten hat Israel-Korrespondentin Sophie von der Tann die Standard-Erklärung dafür, warum Israels Militär eben in Damaskus zugeschlagen hat: Ministerpräsident Netanyahu stehe „innenpolitisch unter Druck“. Das stimmt zwar, ist aber nicht der Grund für Israels Eingreifen, wie wir noch sehen werden. In der Tagesschau sagt Ramin Sina ins Mikrofon: „Die Drusen pochen auf eine gewisse Autonomie“, weil sie der „stark sunnitisch geprägten Führung von Neu-Präsident Al-Shaara“ misstrauten. „Israels Führung versucht sich wiederum als Schutzmacht der Drusen zu inszenieren und nimmt sie als Vorwand, um Syrien weiter völkerrechtswidrig anzugreifen.“

Dschihadisten posieren in der Drusen-Stadt Suwaida.

An diesen Sätzen ist so gut wie alles falsch. Die Drusen flehen um Schutz vor dem sunnitisch-islamistischen Regime, weil sie einer ethnisch-religiösen Säuberung ausgesetzt sind, wie sie bereits Christen, Kurden und zuletzt im März dieses Jahres Alawiten widerfuhren. In Suwaida massakrieren Islamisten unter freundlicher Mithilfe der syrischen „Regierungstruppen“ hunderte Drusen. Sie filmen sich dabei, wie sie Männern die Oberlippenbärte abschneiden, um sie zu demütigen – der Bart gilt bei Drusen als Zeichen der Frömmigkeit.

Was Ramin Sina „stark sunnitisch geprägte Führung von Neu-Präsident Al-Shaara“ nennt, ist ein islamistisches Regime unter dem Kommando des Terroristen Abu Mohammad Al-Jolani, der sich einen Anzug angezogen hat und nunmehr Emir (Führer) Ahmed Hussein al-Sharaa nennt. Er gehörte ISIS/Daesh, dann Al-Qaida, dann Al-Nusra, später Jabhat Fatah al-Sham und schließlich der Hayat Tahrir al-Sham (HTS) an. Das US-Außenministerium listete Al-Jolani im Mai 2013 als „Specially Designated Global Terrorist“ und setzte vier Jahre später eine Belohnung in Höhe von 10 Millionen US-Dollar für Hinweise aus, die zu seiner Ergreifung führen.

Mohammad al-Jolani 2016 als Führer der Nusra-Front.

An Jolanis Ziel hat sich auch als Anzugträger nicht geändert: die Ausrottung der syrischen Minderheiten wie Drusen, Alawiten, Christen, Jesiden, Kurden, Armeniern, Tscherkessen, Assyrern und Mandäern. Von ihm eine „Stabilisierung des Landes“ zu erwarten, ist mehr als blauäugig. Wenn man ihm nicht in den Arm fällt, wird aus Syrien nichts anderes weitere islamische Terrorrepublik, die diesmal zu 100 Prozent von Sunniten regiert wird.

„Israels Führung versucht sich wiederum als Schutzmacht der Drusen zu inszenieren“, behauptet der ARD-Mann Sina, dabei sind alle Israelis auf der Seite der Drusen: Mehr als 150.000 Drusen leben im Land und sind als besonders loyale Bürger bekannt, die überproportional häufig in der Armee dienen. Die ethnisch-religiöse Minderheit, die einem Glauben anhängt, der nur untereinander tradiert wird, ist in Israel beliebt. Drusen heiraten nur innerhalb ihrer Gemeinschaft, haben eine starke historische Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl eines kleinen Volkes. 20.000 von ihnen eben auf den Golanhöhen. Sie sorgen sich um ihre Brüder in Syrien, die von den Islamisten als „Ungläubige“ betrachtet und bekämpft werden.

Ramin Sina erzählt dem Tagesschau-Konsumenten, Israel habe nur einen Vorwand gesucht, „Syrien weiter völkerrechtswidrig anzugreifen“, als könnte der jüdische Staat, der sich bereits der Hamas, der Hisbollah, der Huthi-Milizen und des Mullah-Regimes im Iran erwehren musste, es gar nicht abwarten, eine weitere Front zu eröffnen. Mutmaßlich glaubt auch er, dass die Israelis verlustreiche und teure Kriege führen, nur weil der Regierungschef gerade ein Problem hat. Das ist ebenso absurd wie die Behauptung „Israel verschärft die Situation“ im Spiegel. Ein Dschihadist in voller Kampfmontur wird hingegen als „Ordnungshüter“ bezeichnet.

Aus der Parallelwelt deutscher Journalisten zurück in die Realität: In einer Videobotschaft wendet sich Benjamin Netanjahu an die Drusen im Land: „Meine drusischen Mitbürger in Israel, die Lage in Sweida, im Südwesten Syriens, ist sehr ernst. Die IDF arbeiten, die Luftwaffe arbeitet, andere Kräfte arbeiten. Wir arbeiten daran, unsere drusischen Brüder zu retten und die Banden des Regimes zu eliminieren."

Aufgebrachte Drusen am israelisch-syrischen Grenzzaun.

Auf den Golanhöhen hatten sich chaotische Szenen abgespielt, als etwa 1000 Drusen den Grenzzaun durchbrachen, um ihren Brüdern in Suwaida zuHilfe zu kommen. Netanjahu rief die Drusen auf, die Grenze zu Syrien nicht zu überqueren: „Ihr riskiert euer Leben; ihr könnt ermordet werden, ihr könnt entführt werden und ihr schadet den Bemühungen der IDF. Deshalb bitte ich Sie: Kehren Sie in Ihre Häuser zurück und lassen Sie die IDF arbeiten“.

Eine der Arbeiten war die Zerstörung des Militärhauptquartiers der syrischen Führung in Damaskus, außerdem griff die israelische Luftwaffe Panzer, Raketenwerfer, Kampfausrüstung und mit schweren Maschinengewehren bewaffnete Pickups an, die sich auf dem Weg in die Region Suwaida im Süden Syriens befanden.

Israels Schlag gegen das Militärhauptquartier in Damaskus am Dienstag.

Da kein arabischer Staat einen Finger rühren wird, um den Drusen zu helfen, keine Demonstrationen in westlichen Städten stattfinden, kein Haftbefehl in Den Haag gegen Jolani erhoben wird und Greta Thunberg nicht die Segel setzt, um sich vor Ort für die Drusen zu verwenden, können die Drusen nur auf einen setzen: Israel.

Die Luftwaffe schlug sehr präzise zu.

Während er Westen weiter der Selbsttäuschung unterliegt, es gebe „gemäßigte Islamisten“, gehen die syrischen Dschihadisten mit maximaler Grausamkeit gegen Minderheiten vor. Dabei hatte in den Medien ständig herumgereichte, fragwürdige „Expertin“ Kristin Helberg doch in den Tagesthemen behauptet, al-Jolani versuche, „alle Minderheiten mitzunehmen“. Womit auch gemeint sein könnte: rauf auf die Pick-ups und ab ins Folterlager. Helberg schwadronierte auch von „Botschaften von Vielfalt und Versöhnung“, die Jolani ausgesendet habe: „Manche sehen in ihm schon einen muslimischen Che Guevara …“

Islamisten im Anmarsch auf Suwaida.

Ähnlich naiv wie Helberg ging auch die damalige Außenministerin Annalena Baerbock ans Werk und reiste mit üppigen Hilfsgeldern nach Damaskus: 2024 leistete Deutschland „humanitäre Hilfe“ in Höhe von 220 Millionen Euro für Syrien, die an „regimeferne“ UN-Organisationen und NGOs floss. Zusätzlich wurden 8 Millionen Euro Soforthilfe nach dem Sturz des Assad-Regimes bereitgestellt. Noch im März 2025 wurden 300 Millionen Euro zusätzliche Hilfen für den Wiederaufbau Syriens und die Unterstützung von Flüchtlingen in der Region (z. B. Jordanien, Libanon, Irak, Türkei) angekündigt, wovon 168 Millionen Euro aus dem Auswärtigen Amt und 133 Millionen Euro aus dem Bundesentwicklungsministerium stammen.

März 2025: Annalena Baerbock und ihr syrischer Amtskollege Hassan Shaibani, dem sie 300 Millionen Euro zusagte.

Und nun beteiligen sich Regierungstruppen und Sicherheitskräfte, die dem Verteidigungsministerium angehören, an den Kämpfen gegen die Drusen in Suwaida. Sie sollen mehr als 300 Menschen getötet, Häuser und Geschäfte geplündert und angezündet haben. Ermordete Drusen überfuhren sie nach ihrer Hinrichtung noch mit Autos, wie Aufnahmen zeigen, die in sozialen Medien kursieren. Das Krankenhaus von Suwaida wurde gestürmt und Ärzte und Patienten massakriert. Die Gräueltaten überraschen nicht: Viele Täter stammen aus den Reihen ehemaliger ISIS-Kämpfer, die heute die Uniformen der Syrischen Armee tragen – mitunter mit dem ISIS-Logo.

Dschihadisten mit ISIS-Logo auf der Uniform.

All das, nachdem Israel in den vergangenen Wochen offenbar täglich mit syrischen Vertretern gesprochen hat. Es ging um die Durchsetzung der vereinbarten Demilitarisierungslinie, um eine langfristige Waffenruhe – sogar um ein mögliches Friedensabkommen, von dem zuletzt gemunkelt wurde. Jerusalem hat ein Interesse an friedlichen Beziehungen zu seinen Nachbarn und begrüßt jedes Land, das den Abraham-Abkommen beitreten will.

Doch die Bundesregierung verweigert weiterhin einen realistischen Blick auf die Lage. Es geht nicht um „innere Konflikte“, die man erklären und mit gutem Willen lösen könnte. Offenbar ist immer noch nicht ins Bewusstsein von Politik und Medien gedrungen, welche Agenda Dschihadisten verfolgen und dass von einem islamistischen Warlord, der in einen Armani-Anzug schlüpft, eben keine Deeskalationsbestrebungen zu erwarten sind. Wer glaubt, dass ausschließlich Israel sich an ein ominöses „Völkerrecht“ zu halten hat, glaubt eben auch, dass ein Aufruf zur „Mäßigung“ hilfreich sein könnte.

„Angesichts der Kämpfe in Syrien und dem Eingreifen Israels hat die Bundesregierung alle Seiten zur Mäßigung aufgefordert. Sie sollten von Schritten absehen, die Syrien destabilisieren können“, vermeldete die Tagesschau. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes wird mit den Worten zitiert: „Klar ist auch, dass Israel ein Interesse an einem stabilen und an einer handlungsfähigen Regierung haben muss, die die Sicherheit in allen Landesteilen und eben auch in allen Bevölkerungsgruppen sicherstellt.“ Eine stabile Regierung – wenn auch radikal-islamisch –, die von Deutschland und der EU mit vielen hundert Millionen Euro gestützt wird.

Jolanis Schergen schicken sich an, Drusen zu töten.

Syrien könne nach Assads Fall stabiler werden, verkündete so mancher Nahost-Experte vor Jahren, ohne eine Erfahrung zu erwägen, die seit jeher für den Nahen und Mittleren Osten gilt: Schlimmer geht immer! Den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, ist keine wirklich gute Idee, wie bereist der euphemistisch so genannte „Arabische Frühling“ zeigte.

Jolani und seine Islamisten-Schergen, stellte Tarik Khan eben auf der Plattform X fest, „tun, was Islamisten überall tun: Nach den Alawiten sind es nun Christen und Drusen, die gefoltert und ermordet werden.“ Die Rufe nach Mäßigung, die im Auswärtigen Amt erschallen, werden die bedrängten Drusen in Suwaida nicht retten – aber Israel tut es.

Einmal, weil es den drusischen Staatsbürgern, die bereits seit Jahrzehnten in Kriegen und im Kampf gegen den Terror viele Opfer gebracht haben, schuldig ist, ihre Brüdern jenseits des Grenzzauns in der Stunde der Not nicht im Stich zu lassen, aber wohl auch, um den Machthabern in Syrien zu signalisieren, dass Israel es nicht duldet, wenn in seiner unmittelbaren Umgebung Dschihadisten ihr Unwesen treiben.

Offenbar ist die Botschaft angekommen: Die dschihadistischen Milizen und die Regierungsarmee haben sich aus Suwaida zurückgezogen, Jolani alias al-Sharaa erklärte, man habe die Verantwortung für die Sicherheit im vorwiegend von Drusen bewohnten Suwaida an örtliche Vertreter übergeben. Dazu wäre es ohne die israelischen Luftangriffe und die Intervention von US-Außenminister Marco Rubio nicht gekommen.

Benjamin Netanjahu sicherte den Drusen Israels Unterstützung zu.

Denn nur wenn Dschihadisten robust Einhalt geboten wird, ziehen sie sich – vorerst – wieder zurück. Ruft der Westen nach Mäßigung, stachelt sie das nur umso stärker an, interpretieren sie dies doch seit jeher als Zeichen der Schwäche und Anlass, den „Ungläubigen" erst recht zuzusetzen. Einen gemäßigten Islamisten gibt es nicht – respektive nur so lange, wie ihm die Munition ausgegangen ist.

Der Verzicht auf gebotenes Handeln beim Bestehen auf rituellen Rufen nach Deeskalation zeigt einmal mehr die Bedeutungslosigkeit der Vereinten Nationen und UN-Generalsekretär António Guterres, aber auch von Johann Wadephuls Außenpolitik „aus einem Guss“, die bisher kaum von der „feministischen Außenpolitik“ Annalena Baerbocks zu unterscheiden ist.

Und was den deutschen Gebührenrundfunk betrifft: Der unterscheidet sich, geht es um den Nahen Osten, kaum noch von Al-Jazeera. Nicht auszuschließen, dass es demnächst Trinkspiele gibt, bei denen jedes Mal, wenn „Flächenbrand“, „Kreislauf der Gewalt“ und ähnliche Begriffe aus dem Nahost-Bullshit-Bingo zu hören sind, ein Gläschen gehoben wird. Anders ist das, was man bei ARD, ZDF und im Deutschlandfunk hört, eigentlich auch nicht mehr zu ertragen.

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