Warum trauerte Innenministerin Nancy Faeser um die Toten von München, als sie offiziell noch gar nicht tot waren?

vor 2 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Am vergangenen Donnerstag raste der Afghane Farhad Noori mit seinem Mini Cooper in eine Münchner Demonstration. Mindestens 38 Personen wurden verletzt – viele davon schwer. Zwei Tage später wurde bekannt, dass die 37-jährige Amel und ihre Tochter Hafsa (2) ihren schweren Verletzungen erlagen.

Doch schon bevor die junge Frau und ihre Tochter verstarb, legten viele ranghohe Politiker und Personen des öffentlichen Lebens Blumen ab und trauerten. Warum trauerten sie schon, als es noch gar keine Todesmeldungen gab? NIUS dokumentiert die Seltsamkeiten rund um das Attentat von München am 13. Februar 2025.

Rund 24 Stunden nach der Tat kamen zahlreiche Politiker und Amtsträger zum Unglücksort, um zu trauern. Zu diesem Zeitpunkt waren keine Todesopfer öffentlich bekannt – es wurden weiße Rosen abgelegt, während Opfer in den Kliniken um ihr Leben kämpften.

Dieter Reiter, Oberbürgermeister von München, legte zusammen mit Kanzler Scholz und Minister Wissing am Tag nach dem Attentat Blumen ab. Zu dem Zeitpunkt waren keine Todesopfer bekannt.

Scholz und Wissing am Tag nach der Tat an der Unglücksstelle.

Dieter Reiter, Oberbürgermeister von München, kam am Freitag sogar ein weiteres Mal, um eine weiße Rose zusammen mit Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Söder abzulegen. Zu dem Zeitpunkt waren keine Todesopfer bekannt.

Nancy Faeser besuchte ebenfalls am Tag nach dem Anschlag den Unglücksort. Wieder dabei, um Blumen für nicht verstorbene Opfer abzulegen: Dieter Reiter

NIUS fragte bei der Ministerin nach: Warum legte die Innenministerin Blumen nieder, obwohl noch kein Todesopfer bekannt ist? Blumen-Niederlegen ist üblicherweise ein Symbol der Trauer um Tote. Ein Sprecher des Innenministeriums antwortet:

„Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich in München mit Oberbürgermeister Reiter und dem bayerischen Innenminister Joachim Hermann ein Bild vom Tatort gemacht. Sie hat vor Ort ihr Mitgefühl mit den Opfern und den Betroffenen ausgedrückt. Das steht für sich.“

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München, legte am Freitag ebenfalls Blumen für die nicht verstorbenen Opfer ab. Er wurde von Bayerns Innenminister Herrmann begleitet.

Grüne Parteimitglieder legen Blumen ab. Von links: Bundestagsabgeordnete Jamila Schäfer, zweiter Bürgermeister von München Dominik Krause, Grünen-Chef Felix Banaszak, Fraktionsvorsitzende im Landtag Katharina Schulze

In der Süddeutschen Zeitung (SZ) meldete sich der Ehemann und Vater der Verstorbenen zu Wort. Er habe zusammen mit Angehörigen ein Statement ausgearbeitet und wünsche nicht, dass der Anschlag instrumentalisiert werde. Der SZ-Reporter hinter der Veröffentlichung heißt Bernd Kastner. Das wirkt überraschend, da Kastner nach eigenen Angaben „sich aktuell vor allem mit Klimaschutz“ beschäftige. Kastner, der zuvor Pressearbeit bei Amnesty International machte, ist sonst journalistisch nicht mit klassischen Terror-Lagen wie etwa dem Anschlag von Magdeburg innerhalb der Redaktion betraut. Seine Themengebiete in den vergangenen drei Monaten: Nahostkonflikt, Verpackungssteuern und „Demos gegen Rechts“.

Gegen 10:30 Uhr raste Farhad Noori, dessen Nachbarn ihn als „reizenden Mann“ beschreiben, mit seinem Auto in die Demonstration. Nur wenige Stunden später tritt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Tatort vor die Mikrofone der Presse und erklärt, dass der 24-Jährige bereits im Zusammenhang mit Ladendiebstählen und Drogendelikten auffällig geworden sei. Diese Informationen stellen sich später als falsch heraus. Noori trat als Zeuge in mehreren Verfahren auf, da er als Ladendetektiv arbeitete.

Hermann selbst gilt als absoluter Profi. So ein Fehler passiert nur, wenn es in den Behörden drunter und drüber geht – die Fehlinformation sei wohl der Kürze der Zeit geschuldet, erklärt später ein Polizeisprecher.

Bereits vor der Bekanntgabe der Todesopfer kursierten Todesmeldungen in den sozialen Medien. Dabei wurde auch angeblich interne Kommunikation von Feuerwehr und Rettungsdienst zitiert. Die Echtheit lässt sich nicht bestätigen. So heißt es in einem Screenshot, welcher sich rasch im Netz verbreitete:

„BF München Kinder NEF war mit als erste vor Ort beim Anschlag. Hat das 2-jährige Kind wiederbelebt. Ist direkt im RTW gestorben. Wurde in der Haunerschen tot übergeben. [...] Beide waren 2 Stunden nach dem Anschlag definitiv tot. Mutter im Rechts der Isar, Kind in der Haunsche. Alle Sanis wurden vom KIT betreut und nach Hause geschickt.“

Übersetzt bedeutet das: Ein besonderer Kindernotarzt war in München schnell vor Ort. Diese Sondereinheit existiert in München wirklich. Mit „Haunersche“ und „Rechts der Isar“ sind Münchener Kliniken gemeint. Die Kommunikation könnte gefälscht sein, sie deutet jedoch auf einen Fach-Jargon der Beteiligten hin. Dass die beteiligten Einsatzkräfte vom KIT (Kriseninterventionsteam) betreut wurden, ist üblich.

Ein spezieller Kindernotarztwagen ist in München an der Feuerwache 1 stationiert. Rufname: Florian München 76/10

Nach NIUS-Informationen war in Sicherheitskreisen schon unmittelbar nach dem Anschlag bekannt, dass der Terror mindestens ein Todesopfer verlangte. Warum die Behörden dies erst am Samstag kommunizierten, ist unklar. Noch unklarer bleibt, ob blumen-ablegende Politiker vielleicht schon vor der Öffentlichkeit von dem schrecklichen Ausgang des Anschlags wussten.

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