
Donald Trump ist dabei, den Kampf um die Bilder zu gewinnen, und die letzte Hoffnung der Linken ist Hitler.
Am Sonntag amerikanischer Zeit trat Trump im berühmten Madison Square Garden in New York auf. Der Haussender der Demokraten MSNBC befand, eine Wahlkampfveranstaltung an diesem Ort sei „besonders unheimlich“, weil 1939 ein „anderer faschistischer Führer“ dort aufgetreten sei. Dazu zeigte der Sender historische Aufnahmen der Massen, die den Arm zum Hitlergruß emporreckten:
Auch Trumps demokratische Kontrahentin Kamala Harris hatte vor wenigen Tagen gegenüber CNN bekräftigt, dass sie Trump für einen Faschisten hält. Doch nicht nur in den USA weiden sich linke Medien daran, Trump als Wiedergänger Hitlers zu beschreiben. Den Spiegel beschäftigte zum Wochenauftakt in seinem Newsletter „Trump – und die Frage, was er von Hitler hält“. Die Süddeutsche Zeitung findet: „Donald Trump agiert wie ein Faschist mit Ansage.“ Bei der Veranstaltung im Madison Square Garden will die ARD-Tagesschau „Beleidigungen und Rassismus“ entdeckt haben, im ZDF hieß es: „Großveranstaltung in New York: Trump wettert gegen Harris und Migranten.“ Das Redaktionsnetzwerk Deutschland nahm „rassistische und sexistische Ausfälle“ wahr, n-tv sprach von einer „bizarren Trump-Show“.
Trumps Wahlkampf-Veranstaltung in New York.
Demonstranten vor dem Madison Square Garden verglichen Trump mit Hitler.
Die Linke wird in diesen Tagen von einem Monster gefressen, das sie selbst heranzüchtete: dem Kulturkampf. Die linken Studenten waren es, die 1968 einen „langen Marsch durch die Institutionen“ ausriefen, die das Private zum Politischen erklärten, die Kulturzentren und Jugendtreffs gründeten und alternative Strukturen zum Staat schafften, weil sie die Macht erkannten, die sich in der Kultur verbirgt. Ihre Nachfolger, die Ikonen der Gender Studies, der Critical Race Theory und ähnlichen Pseudo-Wissenschaften schließlich unterwarfen auch die Sprache, jeden einzelnen Buchstaben einer politischen Agenda, bis das Politische in die letzten Räume der menschlichen Existenz durchdrungen war.
Wenn wir heute also eine Dominanz des Kulturkampfes über die klassische parteipolitische Debatte feststellen, dann ist dies allen voran das Werk der Linken. Und weil Linke wissen, wie Kulturkampf funktioniert, spüren sie: Wir sind dabei, zu verlieren.
Nicht alle geben das so offen zu wie Stefan Kornelius vor wenigen Tagen in der Süddeutschen Zeitung. Er verneigte sich vor Trumps Auftritt als Pommes-Verkäufer in einer McDonald’s-Filiale in Pennsylvania, nannte dies die „vielleicht beste Inszenierung“ dieses Wahlkampfes: „Keine KI schafft so viel Ausdruckskraft wie ein echter Trump in Feasterville-Trevose, Pennsylvania.“
Trump beim Frittieren
Kornelius erkennt, dass die bewährten Strategien nicht mehr zünden: „Faschismus – das ist der ultimative Grusel. Aber seltsamerweise scheint auch diese Warnung nicht zu verfangen.“ Es sind die Bilder, so stellt der SZ-Autor fest, die Trump zum Erfolg verhelfen: „Wenn die Postmoderne der Sieg der Popkultur über die klassische Elitenkunst war, so triumphieren jetzt die populistischen Bilder und Behauptungen über die Realität. Die politische Figur Trump hat ihre eigene Fiktion geschaffen, zwischen slops (Bilderfluten; Anm. d. Red.) und Katzenessern in Springfield, Ohio.“
Springfield ist das beste Beispiel: Trump muss, wie bei seiner Rede im Madison Square Garden, nur den Namen dieser Stadt erwähnen – sofort hat jeder seine melodischen Worte aus der Präsidentschaftsdebatte im Ohr: „In Springfield, they’re eating the dogs …“ Dabei spielt es keine Rolle, was die Menschen in Springfield tatsächlich tun. Die Kraft von Trumps Aussage speist sich aus den Reaktionen darauf: Trump überschreitet die Grenzen, die das linke Lager errichtet; er sagt ungefiltert, was er denkt, und zieht aus dieser vermeintlichen Schamlosigkeit seine Überzeugungskraft. In einer Zeit, in der die öffentliche Beschämung das zentrale politische Instrument ist, wird der Schamlose zum Mächtigen, weil er nicht erpressbar ist.
Die Springfield-Aussage elektrisierte die Linken mindestens ebenso sehr wie die Rechten und inspirierte zu zahlreichen Memes und Liedern. Sogar Luisa Neubauer und Ricarda Lang nutzten einen Springfield-Song, um ihre Instagram-Videos damit zu hinterlegen. Die ikonischen Kulturprodukte produzieren längst die Rechten.
Natürlich haben die Republikaner die Wahl noch nicht gewonnen. Ein Sieg von Harris ist noch immer möglich. Doch der Erfolg der Republikaner im Kampf um die besseren Bilder ist unverkennbar. Dies hat strukturelle Gründe und könnte die Politik darum auf Jahre prägen.
Wer den Kulturkampf gewinnen will, braucht die Kraft der Kreativen im Rücken. Das links-grüne Establishment hat sich im vergangenen Jahrzehnt den Kulturbetrieb zurecht gemobbt: ein verzweifelter Versuch, die Bild- und Sprachproduktion vollständig zu unterwerfen. Wer sich ihren Denk-Anleitungen nicht unterwerfen, wer seine Kunst nicht Klima, Gender oder Klassenkampf unterordnen wollte, der wurde in den Kultur-Institutionen isoliert und aus der Branche gedrängt.
Der Kulturkampf der Linken hat sich von einem disruptiven Projekt, das bestehende Strukturen aufbrechen wollte, in einen autoritären Machtanspruch verwandelt. Die kulturelle Produktion der Linken entspringt heute einem Anpassungsprozess: Das Individuum wird durch Indoktrination und Sanktionierung solange abgeschliffen, bis es den moralischen Ansprüchen der linken Wortführer genügt.
Doch Kreativität entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Regelbruch. Im Widerstand gegen die linke Medien-Maschinerie ist Trump überhaupt erst groß geworden. Und hier entfaltet diese mediale Maschinerie ihre paradoxe Wirkung: Die linken Rituale der Verächtlichmachung sind mittlerweile so eingeübt und erwartbar, dass sie kaum noch etwas bewirken können. Die Linken sind quasi gezwungen, Trump zu unterstützen: Gerade, wenn sie ihn mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen, profitiert er davon.
Man denke etwa an den Versuch der Demokraten, Trump und seinen Vize J. D. Vance während des Wahlkampfs als „weird“ zu brandmarken. Früher hätten sich Linke auf die Fahnen geschrieben, anzuecken und als merkwürdig zu erscheinen. Heute ist die Ausgrenzung der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern.
J.D. Vance überzeugte viele Beobachter in der Debatte gegen Harris’ Vize Tim Walz – der ihn und Trump zuvor als „weird“ bezeichnet hatte.
Die Ideenlosigkeit der Linken ist struktureller Natur. Ihre Bilder wirken seelenlos, ihre Protagonisten erscheinen wie bloße Karrieristen. Kamala Harris kann noch so oft erzählen, wie sie als „little black girl“ aufwuchs – Donald Trump wirkt dennoch um Längen authentischer, wenn er Pommes Frites serviert, obwohl jeder weiß, wie reich er ist.
Während die Macht des Regelbruchs den Rechten und Konservativen also ein Momentum verschafft, leiden die Linken unter einer inhärenten Machtlosigkeit, die ihrer Kultur der Anpassung entspringt: Wer stets darauf schielt, wie er wahrgenommen wird, macht sich vom Urteil der Massen abhängig. Dies ist einer der Gründe, weshalb die deutschen Medien Trump bekämpfen, als bewerbe er sich als Bundeskanzler. Zwar ist die deutsche Öffentlichkeit noch nicht so weit wie die amerikanische. Die Rituale der Ausgrenzung greifen hierzulande noch, den konservativen Kräften fehlt oftmals der Mut, das eigene Anecken in einen Vorteil zu verwandeln.
Doch was in den USA geschieht, wird mit Verzögerung auch in Deutschland eintreten. Amerika ist die Glaskugel, in der die deutsche Linke ihre zukünftigen Niederlagen sieht.
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