
Plastikmüll ist ein Problem. Jährlich landen mehr als 19 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren und Gewässern. Das hat verheerende Folgen, denn Plastikmüll wird nur langsam zersetzt. Tiere sterben an der unvermeidbaren Aufnahme, da sich das Plastik in ihren Körpern absetzt und zu inneren Verletzungen führt. Auch wir nehmen es durch die Nahrungskette wieder auf, was dazu führt, dass das Immunsystem geschwächt wird und Entzündungen leichter entstehen.
Das Ziel des Abkommens war, die weltweite Plastikverschmutzung einzudämmen. Dies wolle man erreichen durch ein Verbot bestimmter Produkte, durch die Förderung von Mehrweg und durch weniger Plastikproduktion. Die UN will den Rohstoff-Kreislauf schließen.
Dies gleicht einer Überheblichkeit, wie sie nur aus Genf kommen kann. Einige wenige mächtige Politiker wollen in jeden Winkel der Erde hineinregieren – und glauben auch noch, dass ihre Gesetze etwas bewirken können.
Die Kreislaufwirtschaft fördern zu wollen, klingt zwar nach einem wunderschönen Plan, der aber schon an der Umsetzung scheitert. Viele Länder verfügen nicht über die nötige Infrastruktur, um Plastik effizient zu sammeln, zu trennen und wiederzuverwerten. Bis zu 60 Prozent des Plastikmülls in den Meeren stammen aus China, Indonesien, den Philippinen und Thailand. Auch Indien und Pakistan zählen zu den größten Verschmutzern. Doch hier ist das Grundproblem nicht, dass diese Länder zu viel Plastik verbrauchen. Das Problem ist, dass es vielerorts an Infrastruktur fehlt, Müll zu sammeln und zu recyclen oder fachgerecht zu entsorgen.
Gleichzeitig bieten Produkte aus Kunststoff einer großen, armen Bevölkerung Zugang zu günstigen und sauberen Produkten, die sie sonst niemals haben könnten. Dass diese Gruppe von Staaten zum Beispiel Verbote von Einmalplastik ablehnen, verständlich. Wenn Deutschland hingegen Einmal-Plastik in To-Go-Bechern und Plastikgabeln fordern kann, ist das ein Zeichen des Wohlstands. Und dieser Konflikt wird auch im Hinblick auf dieses Abkommen sichtbar: Deutschland forderte weitgehende, teure Regulierungen, Verbote von Einmalplastik und Gebote für bestimmte Produktklassen. Ziel war es, den gesamten „Lebenszyklus“ von Plastik zu regulieren. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie ist schon in Deutschland zum Scheitern verurteilt – kann sie dann wirklich auf die ganze Welt übertragen werden?
Tatsächlich steigt die globale Nachfrage nach neu produziertem Kunststoff weiter. Gerade die Ölförderländer haben kein Interesse daran, die Nachfrage nach Plastik – und damit Öl – zu reduzieren. Auch werden von einigen Beobachtern „wirtschaftliche Interessen“ angeführt, die eine Einigung zum Müll-Abkommen verhindern. Das stimmt insofern, dass Recycling von Plastik kostenintensiv ist. Die einzige wirtschaftliche Lösung ist in vielen Fällen das Verbrennen von Plastik zur Stromerzeugung.
Ein Gesetz, welches beispielsweise Plastikgabeln in Goa oder Kairo regulieren will, muss ein anderes sein als das für Städte wie Berlin oder Chicago. Anders kann und wird es auch nicht funktionieren. Zu wichtig sind Kunststoffe aller Art im täglichen Leben und zu sehr im Wirtschaftsleben der Menschheit verankert. Ein Abkommen gegen Plastikmüll muss also entweder so weit gefasst sein, dass es quasi keine Regulierungswirkung entfaltet – oder es muss so hyperspezifisch formuliert sein, dass es fast unmöglich ist, unter 180 Nationen in der UN ein Abkommen zu schließen.
Und genau das ist jetzt passiert. Drei Jahre lang hat man verhandelt – doch am Ende bleibt nur ein Haufen Plastikmüll.
Sophia Juwien absolviert bei TE ein mehrwöchiges Praktikum.