Was kann denn Blau dafür, dass es blau ist?

vor 4 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Schöne neue Heuchel-Welt: Vor drei Monaten hatte Edeka die Farbe Blau noch als ein „Warnhinweis der Natur“ verurteilt, weil es die Farbe in der Natur nicht gäbe. Das gelte für Lebensmittel, aber auch für die Wahlen.

Damit wollte der Lebensmittelkonzern gegen die „blaue“ AfD protestieren. Motto: Was es nicht geben soll, darf man nicht zeigen. Jetzt macht Edeka die Kehrtwende um 360 Grad, wie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagen würde. In einer neuen Kampagne für das Payback-Programm hat Edeka als zentrales Motiv ein Bälle-Bad gewählt, in der die Bälle eine Filiale überschwemmen. Die Bälle – Sie werden es erraten, liebe Leser – sind himmelblau.

Szene aus einem Werbe-Clip: Plötzlich ist Blau auch bei Edeka das Größte

Mein gesunder Menschenverstand fragt sich: Was kann denn Blau dafür, dass es blau ist? Und: Warum soll denn blau irgendwie schlecht sein? Im Gegenteil – Blau ist die Farbe, die am häufigsten als Lieblingsfarbe genannt wird. In der Farbpsychologie symbolisiert Blau Harmonie, Treue, Sympathie, Frieden, Vertrauen, Ehrlichkeit, Kommunikation. Viel mehr geht nicht, oder? Blau ist neben Rot und Grün eine der drei Grundfarben der sogenannten „additiven Farbmischung“. Die Mischung von Cyan und Magenta ergibt Blau.

Blau ist das Meer, blau ist der Himmel, blau sind aber auch die Leute, die zu viel gezecht haben. Blau ist die Farbe der Sehnsucht. Psychologen formulieren: Blau steht gleichermaßen für den Traum nach Freiheit, unendlichen Weiten, aber auch für Introvertiertheit und Rückzug in sich selbst.

„Ja, so blau, blau, blau blüht der Enzian“, sang einst Schlagerstar Heino.

So: Bevor Sie sich jetzt von zu viel Blau erschlagen fühlen und sich von diesem Artikel zurückziehen – hier noch ein paar ganz andere Bedeutungen, die verblüffend sind, finde ich:

Im Russischen bedeutet Hellblau Galuboj und ist das Synonym für Homosexualität. Im Englischen wird Blau mit Melancholie verbunden. Das kommt wohl aus der Seefahrt: Wenn ein Kapitän auf See starb, wurde eine blaue Fahne gehisst. Der Musikstil „Blues“ bedeutet eigentlich: Wer sich „blue“ (also blau) fühlt, fühlt sich traurig oder melancholisch – und so klingt auch oft die Musik. Im Französischen bedeutet „être fleur bleue“ wörtlich „blumig blau sein“ – das bedeutet naiv, zu romantisch. In der Zeit des Idealismus hatten Dichter wie Novalis eine blaue Blume als Symbol. Seit Menschengedenken sucht man nach einmaligen blauen Steinen – der einzige echtblaue Edelstein ist der Saphir.

Wir sind weit weggekommen von Edeka und seiner Kampagne gegen Blau, die sich auf wundersame Weise in eine Kampagne für Blau verwandelt hat. Ich finde: Blau als solches ist so einmalig, so großartig, dass es egal ist, ob ein Supermarkt wie Edeka etwas mit Blau macht oder nicht.

Blau ist ein wunderbares Geschenk der Natur – zu groß für eine Supermarktkette.

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