Was wäre Mercedes ohne seine Gastarbeiter?

vor 6 Monaten

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Mercedes-Benz steckt in Schwierigkeiten: schlechte Absatzzahlen, die Luxuslimousinen laufen nicht wie geplant, E-Autos werden von den Kunden nicht richtig angenommen. Ein deutscher Mythos ist ins Wanken geraten – wie konnte das bei einem Auto geschehen, dessen Zuverlässigkeit und Ansehen weltweit einzigartig ist?

Ich möchte hier nicht zu viel mit Zahlen und technischen Daten jonglieren, liebe Leser. Mercedes-Benz steht für höchste Qualität und für fantastische Autos – und das braucht man eigentlich nicht mit Zahlen zu belegen. Diese Qualität gab es, seit es Mercedes gibt. Also all die guten Jahre, als Autos Spaß machen sollten und Bundeskanzler wie Konrad Adenauer und Ludwig Erhard im Mercedes kutschierten. Und als es Spaß machte, diese Autos zu fertigen. Zum Beispiel am Fließband im Daimler-Werk Sindelfingen. Und hier kommen die Türken ins Spiel, Deutschlands größte Gastarbeiter-Gemeinde.

Ein Daimler-Werk in Baden-Württemberg

Mercedes ist nicht das meistverkaufte Auto in der Türkei. Aber das bekannteste. Und die Männer, die diese Autos bauten, kamen in den 60er Jahren zum Beispiel aus Anatolien in unsere Werkshallen. Wir hatten sie gerufen, und sie kamen gerne. Sie waren Fließbandarbeiter und wurden manchmal auch Meister. Zum Beispiel Senol Caycioglu, über den Bild berichtet. Er machte seine Ausbildung bei Daimler und arbeitete sich bis zum KfZ-Meister hoch. Er spricht hervorragend Deutsch und ist ein Musterbeispiel für gelungene Integration.

Mercedes Benz will zahlreiche Verkaufsstandorte schließen.

Bis Mitte der 60er Jahre kamen die meisten Gastarbeiter aus Italien, danach kamen immer mehr aus der Türkei. Insgesamt stieg die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer von rund 330.000 im Jahr 1960 auf über 2,6 Millionen im Jahr 1973. Die Bundesrepublik Deutschland hatte mit der Türkei ein Abkommen über die Anwerbung von Gastarbeitern geschlossen. Deutschland brauchte Arbeitskräfte, die Türkische Republik litt unter hoher Arbeitslosigkeit und profitierte von den Devisen, die türkische Arbeiter nach Hause schickten.

Es waren natürlich nicht nur Türken, die deutsche Unternehmen mit ihrer Hände Arbeit groß machten. Auch Jugoslawen, Kroaten, Spanier, Portugiesen, Italiener. In Kroatien steht Mercedes bis heute für Wert, Unverwüstlichkeit und Liebe. Der ehemalige Gastarbeiter Ivaan Topic erinnert sich: „Wer aus Deutschland mit einem Mercedes zurückkehrte, konnte sich das Mädchen aussuchen, das er heiraten wollte. Wer einen Fiat fuhr, bekam keine ab und musste sein Auto verstecken.“

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Heute arbeiten rund 166.000 Menschen aus 142 Nationen bei Mercedes. Im Grunde genommen ist dieser Autobauer (ähnlich wie auch BMW, Porsche, Audi, Volkswagen) ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Man hat Menschen eine Heimat gegeben. Man hat sie gerufen, weil man sie brauchte. Das ist der große Unterschied zur Migranten-Situation von heute. Und sie – die großartigen Gastarbeiter der ersten und zweiten Generation – haben geliefert. Sie haben mitgeholfen, einzigartige Autos mit einzigartigen Motoren zu bauen, die die Kunden wollten.

Dann kam die politische Anweisung, weniger schöne, dafür aber schadstoffarme Auto zu bauen. Leider wollen die Menschen diese Autos nicht wirklich.

Und so werden auch die Arbeiter bestraft, die einen großen Anteil am Erfolg vom Mercedes-Benz haben – die Gastarbeiter der frühen Jahre und deren Nachfolger. Man kann sagen, auch sie werden bestraft, weil Ideologie die größte Erfolgsstory beendet, die Deutschland je hatte: die wunderbare Geschichte einer gelungenen Integration – und die ebenso wunderbare Geschichte der deutschen Autos.

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