
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat eine Untersuchung gegen seinen Gründer Klaus Schwab eingeleitet. Vorausgegangen war ein anonymer Whistleblower-Brief, der dem Vorstand der Organisation vorliegt. In dem Schreiben werden Schwab und seiner Ehefrau Hilde finanzielle sowie ethische Verfehlungen vorgeworfen.
Der Brief, laut Forum angeblich verfasst von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern, wirft dem Ehepaar Schwab vor, private Interessen mit Ressourcen des Forums vermischt zu haben. Unter anderem soll Klaus Schwab Mitarbeiter angewiesen haben, größere Bargeldbeträge an Geldautomaten abzuheben und Forumsmittel für private Massagen auf Hotelzimmern verwendet zu haben. Hilde Schwab, ehemalige Mitarbeiterin des Forums, soll angeblich fingierte Termine angesetzt haben, um private Reisen über die Organisation abzurechnen, wie das Wall Street Journal berichtete. Beide weisen diese Vorwürfe zurück.
Auch die Nutzung der vom Forum erworbenen Immobilie „Villa Mundi“ wird thematisiert. Teile des Gebäudes sollen laut dem Schreiben für die private Nutzung der Familie Schwab reserviert gewesen sein. Der Sprecher des Ehepaars erklärte dazu, die Immobilie sei ausschließlich für offizielle Zwecke genutzt worden. Die Renovierung sei wegen des schlechten Zustands erforderlich gewesen und habe den Wert der Immobilie gesteigert. Der Brief enthält darüber hinaus Hinweise auf angeblich langjährige Probleme in der Führungskultur, darunter der Umgang Schwabs mit weiblichen Mitarbeitern.
In einer außerordentlichen Sitzung am Ostersonntag beschloss der Vorstand des WEF, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. Klaus Schwab trat daraufhin mit sofortiger Wirkung als Vorsitzender und Verwaltungsratsmitglied zurück. In einer schriftlichen Stellungnahme begründete er seinen Schritt mit dem Beginn seines 88. Lebensjahres und seiner ursprünglichen Rückzugsabsicht. Zuvor hatte er die Vorwürfe als unbegründet zurückgewiesen und angekündigt, rechtlich gegen die anonymen Anschuldigungen sowie deren Verbreitung vorzugehen.
Das Forum teilte mit, der Vorstand habe die Entscheidung zur Untersuchung nach Beratung mit externen Rechtsberatern einstimmig getroffen. Man nehme die Vorwürfe ernst, sie seien jedoch bislang nicht belegt. Weitere Kommentare wolle man erst nach dem Ergebnis der Untersuchung abgeben. Die unabhängige Untersuchung der aktuellen Vorwürfe wird vom Prüfungs- und Risikoausschuss des Forums begleitet. Angaben zu ihrer Dauer oder zum konkreten Ablauf wurden bislang nicht gemacht.
Interimsweise wird der Posten von Schwab nun vom stellvertretenden Vorsitzenden Peter Brabeck-Letmathe übernommen. Das hatte der Vorstand einstimmig beschlossen. Brabeck-Letmathe war von 1997 bis 2008 CEO von Nestlé. Schwab hatte vor 50 Jahren das World Economic Forum gegründet und es zu einer der einflussreichsten Institutionen in der globalen Politik gemacht (Apollo News berichtete).