
Der ehemalige Außenminister, Sigmar Gabriel, sprach sich angesichts vergangener Aussagen Trumps für einen EU-Beitritt Kanadas aus. „Ich würde den Kanadiern anbieten, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Das wäre wahrscheinlich das Sinnvollste“, sagte er in einem Interview mit dem Weser Kurier am Samstag. „Vielleicht nicht voll integriert wie alle anderen, aber vielleicht teilweise.“ Kanada sei europäischer als manche Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
„Da muss man als Europa dagegenhalten“, forderte er im Hinblick auf vermeintliche „imperiale Vormachtsansprüche“, wie der Weser Kurier es in einer Frage ausdrückte. Zugleich sprach sich der Vorsitzende der Atlantik-Brücke mehrfach dafür aus, die USA so lange wie möglich zu halten. „Außerdem wirkt natürlich alles, was wir Europäer in der Nato und gemeinsam mit den Vereinigten Staaten können, weit abschreckender als jede denkbare neue Struktur.“
Gabriel forderte, dass Europa und Deutschland schnellstmöglich ihre eigene Verteidigungsfähigkeit ausbauen müssen. Jedoch sei Deutschland „mindestens zehn Jahre davon entfernt“, seine Armee so auszubauen, dass diese zur Territorialverteidigung fähig sei. Besonders für diese Übergangszeit sei die Nähe zu den USA wichtig. „Ich würde daher dringend raten, keine aktiven Beiträge dazu zu leisten, dass Amerika sich von uns abwendet“, sagte er.
Selbst unter Trump würde Amerika Deutschland noch näher stehen als China oder Russland. Zugleich sagte Gabriel auch, dass Trump nicht an eine „Rule of Law“, die Herrschaft oder Stärke des Rechts glaube. Die EU hingegen sei auf die Stärke des Rechts gegründet und befinde sich damit im Widerspruch zur aktuellen amerikanischen Regierung.
Im Hinblick auf die Demokratie in den USA prognostiziert Gabriel, dass es auf einen Konflikt zwischen dem Obersten Gerichtshof und der Trump-Administration hinauslaufen werde. „Dann werden wir sehen, ob die USA eine stabile Demokratie bleiben oder ob es Trump oder die mit ihm verbündeten Milliardäre wie Peter Thiel und Elon Musk schaffen, die Institutionen der amerikanischen Demokratie zu schleifen.“ Er halte Leute wie Musk für weit gefährlicher.
„Sie versuchen, die amerikanische Demokratie abzuschaffen und durch ihre Vorstellung von einer Regierung in der Art eines römischen Senats zu ersetzen“, so Sigmar Gabriel. „Wobei sie natürlich zu den Senatoren gehören und die normalen Bürger nicht abstimmen dürfen.“ Er habe Hoffnung, dass die amerikanische Demokratie „diesen Sturm überleben wird – aber ich gebe zu, gewiss ist das nicht!“