
Die Weltbank hat ihr langjähriges Verbot zur Finanzierung von Atomkraftprojekten aufgehoben. Das teilte der Vorstand der Institution am Mittwoch mit. Das Verbot bestand seit 2013, de facto hatte die Weltbank jedoch seit 1959 keine Atomprojekte mehr unterstützt. Besonders europäische Geberstaaten, allen voran Deutschland, hatten sich in der Vergangenheit gegen eine Förderung ausgesprochen.
Die Kehrtwende der Bank fällt in eine Zeit, in der Atomkraft international wieder an Bedeutung gewinnt. Mehr als 20 Staaten erklärten auf der UN-Klimakonferenz 2022, ihre Atomkapazitäten bis zur Mitte des Jahrhunderts verdreifachen zu wollen. Auch die USA verfolgen ambitionierte Pläne: Die Regierung unter Donald Trump fördert eine neue Generation kleiner Reaktoren und will den Anteil der Atomkraft am heimischen Strommix deutlich erhöhen.
Washington, als größter Anteilseigner der Weltbank, spielte eine zentrale Rolle bei der Neuausrichtung. Im April forderte US-Finanzminister Scott Bessent das Ende des Finanzierungsverbots und sagte, dies könne „die Energieversorgung vieler Schwellenländer revolutionieren“.
Unterstützung kommt auch aus Schwellenländern wie Ghana, das seit Jahrzehnten den Einstieg in die Atomkraft anstrebt. Ishmael Ackah, Berater im Energieministerium, erklärte: „Wir wollen eine Wirtschaft, die rund um die Uhr läuft, eine industrielle Produktion, die Tag und Nacht läuft.“ Das Land habe Strukturen aufgebaut und Standorte identifiziert, sei aber bisher durch internationale Vorgaben ausgebremst worden.
Seit 2017 finanziert die Bank zudem keine Öl- und Gasbohrungen mehr, obwohl weiterhin Infrastrukturprojekte im Gasbereich unterstützt werden. Bankpräsident Ajay Banga deutete am Mittwoch an, dass auch über eine mögliche Aufhebung dieses Verbots diskutiert werde, eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen.