Weniger Kunden, zu viele Verbrenner: Deutsche Autobauer steigen weiter ab

vor 8 Monaten

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Die deutschen Autobauer verlieren weiter Kunden – und sie verlieren in ihren wichtigsten Märkten immer stärker an Bedeutung. Das berichtet das Handelsblatt nach einer Auswertung von Daten der Automotive-Analyseagenturen Marklines und Dataforce.

Danach haben die deutschen Hersteller VW, Audi, Porsche, BMW und Mercedes im laufenden Jahr in Europa, den USA und China nur 7,2 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Damit liegen die Absätze der Branche um 2,1 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum – obwohl der Fahrzeughandel in diesen Regionen insgesamt zulegte. Der Marktanteil der deutschen Hersteller sinkt auf 20,4 Prozent.

Die großen Probleme sind:

Die deutschen Autobauer verkaufen nach wie vor überproportional viele Verbrenner. Bei Volkswagen trifft das auf alle relevanten Märkte zu. Der Anteil der zugelassenen Diesel und Benziner der Kernmarke VW lag in Europa bei fast 87 Prozent. Der Elektro-Anteil aller Zulassungen in Europa betrug rund 13 Prozent, der von Volkswagen nur 10,6 Prozent. In dem wichtigen Markt China machen Verbrenner nur 57 Prozent aller Zulassungen aus, der Anteil von VW lag dort bei mehr als 90 Prozent. Rund ein Viertel aller in China neu zugelassenen Autos wird rein elektrisch angetrieben, bei Volkswagen sind es weniger als neun Prozent.

Aktuell stehen bei VW 30.000 Jobs auf der Kippe

Auch BMW, Mercedes und Audi haben in China einen Antriebsmix, der deutlich vom dortigen Markt abweicht. Deshalb müssen alle deutschen Hersteller in diesem Jahr zum Teil kräftige Absatzrückgänge hinnehmen. Selbst in den USA, dem – verglichen mit Europa und China – am schwächsten elektrifizierten Automarkt, hat etwa VW ein Überangebot an Verbrennern. 94 aller im dritten Quartal zugelassenen VWs tanken Benzin, während der gesamte Verbrenner-Marktanteil in den USA rund 90 Prozent betrug.

Die Automärkte Europa, USA und China transformieren sich zwar in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Insgesamt zeigt sich allerdings, dass Autohersteller Marktanteile verlieren, je mehr Verbrenner sie anbieten. Marken mit einem hohen Anteil bei Zulassungen von Elektroautos und Plug-in-Hybriden gewinnen hingegen Marktanteile.

Die Bundesregierung will den CO2-Preis stärker anheben

Ab dem nächsten Jahr gelten in der Europäischen Union verschärfte CO2-Flottengrenzwerte. Die Fahrzeuge einer Marke, die in Europa neu zugelassen werden, dürfen ab 2025 im Schnitt nur noch 94 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer emittieren. Bislang sind es rund 115 Gramm. Mit dem aktuellen Mix aus Verbrennern, Elektroautos und Plug-in-Hybriden würde unter den deutschen Herstellern aktuell nur BMW die Grenzwerte einhalten. Volkswagen drohen dagegen Strafzahlungen in Milliardenhöhe, und auch Mercedes muss den E-Absatz schleunigst ankurbeln.

VW konnte in Wolfsburg im vergangenen Jahr gerade einmal 490.000 Fahrzeuge produzieren. Damit lag die Auslastung des Stammwerks bei lediglich 61 Prozent. In der „Gläsernen Manufaktur“ in Dresden nutzt VW nur 30 Prozent seiner Kapazitäten.

Kaum besser sieht es bei Mercedes aus. Im schwäbischen Sindelfingen wurden 2023 nur 222.000 von 500.000 möglichen PKW gefertigt. Im Schnitt bestehen in Deutschland etwa ein Drittel an Überkapazitäten. Eine Arbeitsstunde in der deutschen Autoindustrie kostet heute 62 Euro. Das ist der höchste Wert in Europa. In Frankreich liegen die Arbeitskosten bei 47 Euro, in Italien bei 33 Euro, in Spanien bei 29 Euro und in Ungarn bei nur 16 Euro. Dazu kommen hohe Ausgaben für Energie und krankheitsbedingte Ausfälle.

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