
„So emotional haben wir Merz noch nie gesehen“, titelt BILD und war ganz berührt, als Merz seine Worte zur Wiederherstellung der Synagoge Reichenbachstrasse am Montagabend in München aufsagte. Er sprach Rachel Salamander direkt an, Tochter eines Holocaust-Überlebenden, die als Kind immer wieder die bis heute unbeantwortete Frage stellte: „Warum hat niemand geholfen?“ Hier stockte die Stimme des Bundeskanzler, Tränen schossen ihm in die Augen.
Wir waren alle berührt und schluckten hörbar schwer im neugestalteten Betsaal der 1931 eröffneten Münchner Synagoge, die am 9. November 1938 von Nazis zerstört und 1947 wieder eröffnet wurde. Der Autor dieser Zeilen, der 1959 seine Bar Mitzwah dort feiern durfte, die Aufnahme als vollwertiges Mitglied in die jüdische Gemeinde, war bewegt. Heute muss jedoch die Frage gestellt werden, warum die Stimme des Bundeskanzlers nicht stockt, warum ihm nicht Tränen in die Augen schießen, wenn es um das Überleben Israels und des Judentums im 21. Jahrhundert geht.
Israel steht heute – leider – vor der gleichen Aufgabe wie die Alliierten am Ende des 2. Weltkrieges. Die Bomber der vier Siegermächte schossen solange auf Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Dresden, auf alles was damals noch auf den Beinen war, ohne Rücksichtnahme auf Zivilisten – bis ein deutscher General das Diktat unterschrieb. In nur einer Nacht starben im Februar 1945 in Dresden 25 000 Menschen.
Das Ziel der Alliierten war die Zerstörung der Verantwortlichen der Nazi-Ideologie. Die Ideologie haben die Alliierten nicht vernichten können. Sie lebt noch immer, wenn auch nur in finsteren Hinterzimmern. Offener als Anti-Zionismus und aktiver Anti-Semitismus. Die Menschen, die die Nazi-Ideologie getragen haben, wurden durch Bomben zur bedingslosen Kapitulation gezwungen. In den Nürnberger Prozessen wurden sie zur Rechenschaft gezogen. Vor der gleichen Situation befindet sich Israel heute. Die Hamas-Ideologie kann durch Bomben nicht vernichtet werden, aber jeder, der sie vertritt, muss seinen Preis bezahlen, bis zur bedingslosen Kapitulation. Wenn Israel dieses Ziel nicht erreicht, hat es keine Zukunft als Demokratie in einem jüdischen Staat im Nahen Osten.
Wenn die Tränen des Bundeskanzler echt waren, müssen sie politisch ausgefüllt werden. Er hatte kürzlich damit begonnen als er davon sprach: „Israel macht die Drecksarbeit für uns“. Die Inhalte dieses Satzes hätte er in einer Regierungserklärung und einem TV-Interview vertiefen müssen. Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen, schreibt Giuseppe Garcia in seinem analytischen neu erschienenen Buch.
Stattdessen hat Merz einen fatalen Rückzieher gemacht und angekündigt, Deutschland werde Israel keine Waffen mehr liefern, die in Gaza genutzt werden könnten. Dazwischen fiel noch die Aussage, er verstehe nicht, was Israel mit seiner Bodenoffensive in Gaza erreichen wolle. Dem Bundeskanzler kann geholfen werden. Die Bodenoffensive, die in diesen Tagen in vollem Gange ist, hat das Ziel, die Terroristen handlungsunfähig zu machen, die auch fast zwei Jahren nach dem 7. Oktober noch immer nach der „Endlösung“ Israels streben, es täglich in den sozialen Medien propagieren.
Von Los Angeles bis Berlin, von Sidney überr Madrid bis Belfast wird uns vorgemacht, Palästinenser kämpfen um ihre Freiheit und Selbstbestimmung. Ihr Kampfslogan „From the River to the Sea – Free Palestine“ entlarvt sie selbst. Denn zwischen Mittelmeer und Jordan liegt der Staat Israel, der 1947/48 mit Mehrheit der Stimmen der Vereinten Nationen wiedererrichtet wurde. Niemals in der Geschichte gabe es ein „People of Palestine“, das einen eigenen Staat besaß. Alles eine Erfindung seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit dem Ziel, Israel auszulöschen.
Die bedingungslose Kapitualtion Nazi-Deutschlands war der Ausgangspunkt für diplomatische, politische Verhandlungen, die letztendlich zu Gründung der Bundesrepublik Deutschland und später der EWG und der EU geführt haben. Nur die bedingungslose Kapitulation der Hamas-Terroristen kann zu Verhandlungen über eine friedliche Neugestaltung des Nahen Ostens führen. Solange noch immer Raketen aus Gaza und Jemen auf Israel fliegen und Geiseln festgehalten werden, kann und wird es verständlicherweise keine diplomatischen Verhandlungen geben.
Hätten die Siegermächte 1945 mit Herrmann Göring verhandelt? Genausowenig wird sich Israel mit Hamas, Islamic Jihad oder Hisbollah an einen Tisch setzen. Israel ist ein winziges Land am östlichen Rand des Mittelmeeres und kann sicherlich nicht mit den Alliierten verglichen werden. Der gemeinsame Grundsatz „Frieden durch Stärke“ gilt dennoch. Es wäre die Aufgabe des Bundeskanzler Friedrich Merz nicht nur in einer Synagoge Tränen zu vergießen, sondern dafür zu sorgen, dass Israel stark bleibt. Denn es macht die „Drecksarbeit für uns“.
Sein eigener Antisemitismus-Beauftragter, Felix Klein, hat ihm das Stichwort längst geliefert: Der Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 habe einen Tsunami an Antisemitsimus ausgelöst und die bestehenden Dämme …in unserer Gesellschaft weiter brechen lassen“.