Wenn der Pizza-Dienst nach dem Ausweis fragt: die absurden Auswüchse des Online Safety Acts

vor etwa 22 Stunden

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Bildquelle: Apollo News

In Großbritannien gilt seit wenigen Tagen mit dem Online Safety Act ein drakonisches Online-Gesetz, das nicht nur ein härteres Vorgehen gegen Hassrede vorsieht, sondern auch Altersverifikation für nicht jugendfreie Inhalte (Apollo News berichtete). Was unter dem Vorwand des Jugendschutzes eingeführt wurde, nimmt jedoch zunehmend absurde Züge an, wie zahlreiche britische Nutzer auf X und in anderen sozialen Medien berichten.

So wundern sich britische Nutzer des Musikstreamingdiensts Spotify, dass sie, um Musik über die App anzuhören, zuerst ihr Gesicht scannen müssen – Spotify schätzt daraufhin das Alter mithilfe des Identifikationsunternehmens Yoti.

Besteht man die Verifikation nicht, droht die Löschung des eigenen Accounts, wie das Unternehmen auf einer Informationsseite mitteilt: „Sie können Spotify nicht nutzen, wenn Sie das Mindestalter für Ihren Markt nicht erfüllen. Wenn Sie nicht bestätigen können, dass Sie alt genug für die Nutzung von Spotify sind, wird Ihr Konto deaktiviert und schließlich gelöscht.“

Ein anderer Brite berichtet auf X, dass er, weil er offenbar einen altersbegrenzten Artikel ausgewählt hatte, bei der Pizzabestellung seinen Ausweis vorzeigen musste – der Pizzabote musste ihn vor Zustellung überprüfen. In einem Screenshot, der die Bestellung zeigen soll, waren zwei Pizza Margherita, mit BBQ-Speck beladene „Wedges“ und Käsenachos angegeben.

Andere Nutzer berichten von absurden Fällen, in denen bestimmte Posts in den sozialen Medien plötzlich als altersbegrenzt eingestuft wurden: Egal ob ein Post über Laktoseintoleranz oder über die Fettverarbeitung von Neandertalern – in den britischen sozialen Medien erscheint zunehmend willkürlich, was als jugendgefährdend gesperrt wird und was nicht.

Besonders schwierig ist das, wenn es um die aktuelle Fortsetzung des pakistanischen Bandenskandals in Großbritannien geht: Mehrere von den Vergewaltigerbanden betroffene Frauen hatten vor einigen Tagen öffentlich Vorwürfe gegen Polizisten erhoben, sich an den sexuellen Misshandlungen immer wieder beteiligt zu haben (Apollo News berichtete). Posts über die Vorwürfe wurden auf X jedoch rasch wegen jugendgefährdender Inhalte gesperrt, wie mehrere Nutzer übereinstimmend berichten.

Unterdessen zeigt sich, dass viele Politiker, die an der Verabschiedung des Online Safety Acts maßgeblich beteiligt waren, tatsächlich kaum etwas vom Internet verstehen: So tauchten ältere Artikel auf, in denen etwa die ehemalige konservative Innenministerin Amber Rudd, wenn es darum ging, den Upload von strafbaren Inhalten zu verhindern, davon sprach, dass man das in die Hand von denen legen müsste, die die „notwendigen Hashtags verstehen“ würden. Diese Aussage ergibt bereits deshalb keinen Sinn, weil Hashtags vor allem bei der Weiterverbreitung von Posts auf X eine Rolle spielen.

Die ehemalige Staatssekretärin für Digitales, Kultur, Sport und Medien, Nadine Dorries, ebenfalls von den Konservativen, forderte etwa in mehreren Treffen, unter anderem mit Microsoft, dass das Unternehmen seine Algorithmen abschaffen solle – dabei ist das ein integraler Bestandteil zahlreicher sozialer Plattformen und anderer Webseiten.

Am Online Safety Act zeigt sich die ganze Absurdität der Internetregulierungen: Politiker, die nichts vom Internet verstehen, versuchen, es zu regulieren und sorgen dabei für massive unnötige Eingriffe in das Leben der Menschen. Da der Online Safety Act unter dem Vorwand des Jugendschutzes verabschiedet wurde, wurden Kritiker, etwa der konservative Nigel Farage, von Regierungsmitgliedern rasch als angebliche Verbündete von Pädophilen gebrandmarkt. Ein ähnliches Szenario droht dabei auch in der EU, in der immer mehr Länder eine verpflichtende Altersverifizierung fordern (Apollo News berichtete).

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