Wenn der Westen fällt: Israel wendet sich von Europa ab

vor etwa 3 Stunden

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Naftali Bennett, früherer Ministerpräsident Israels, ruft dazu auf, den Schulterschluss mit Europa aufzugeben. Auf der Plattform X erklärte der konservative Politiker, das politische Umfeld in Westeuropa verändere sich rapide – und nicht zum Vorteil Israels. „Europa wird islamisch“, schrieb Bennett und nutzte dabei das hebräische Wort hit’aslem, das wörtlich die Annahme des Islams beschreibt.

Er untermauerte seine Aussage mit dem Hinweis auf demographische Entwicklungen in mehreren europäischen Metropolen. In Städten wie Brüssel seien mittlerweile rund 50 Prozent der Kinder muslimischen Glaubens. Auch in Amsterdam, London und Wien liege der Anteil bereits bei etwa 40 Prozent.

Diese Veränderungen blieben laut Bennett nicht folgenlos: „Dies ist eine unfaßbare Statistik mit massiven globalen Auswirkungen und natürlich mit dramatischer Wirkung auf uns als Israel.“ Eine zunehmend muslimisch geprägte Bevölkerung in Europa werde zwangsläufig die Außenpolitik der jeweiligen Länder beeinflussen – und sich damit auch negativ auf die Beziehungen zu Israel auswirken.

Bennett argumentiert: Politiker orientierten sich stets an den Stimmungen der eigenen Bevölkerung. Eine solche demographische Verschiebung werde deshalb zwangsläufig zu einer israelkritischeren Politik führen.

Als Reaktion darauf fordert der 53-Jährige von der israelischen Regierung ein strategisches Umdenken. Israel müsse sich wirtschaftlich neu aufstellen und sich weniger abhängig von Europa machen. Länder wie Indien oder die Vereinigten Arabischen Emirate – letztere trotz muslimischer Bevölkerungsmehrheit seit 2020 mit Israel durch die Abraham-Abkommen eng verbunden – seien als neue Partner geeigneter.

Auch sicherheitspolitisch dürfe sich Israel nicht länger auf Westeuropa verlassen, machte Bennett deutlich. Die Verlagerung außenpolitischer Prioritäten sei angesichts der Entwicklungen in der EU nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit.

Der ehemalige Premier war von Juni 2021 bis Juni 2022 Regierungschef und führte damals eine Koalition, die sogar von einer islamistischen Partei mitgetragen wurde. Nach seinem vorläufigen Rückzug aus der Politik ist Bennett im Frühjahr 2025 mit einer neuen Partei auf die Bühne zurückgekehrt – und das mit Erfolg: Jüngste Umfragen sehen seine Bewegung im direkten Wettbewerb mit dem Likud von Benjamin Netanjahu.

Seine aktuelle Warnung trifft zudem auf einen empfindlichen Zeitpunkt. In Europa, insbesondere in Deutschland, wächst die Distanz zur israelischen Regierungspolitik angesichts des andauernden Krieges in Gaza. Die Bundesregierung stoppte jüngst einige Waffenlieferungen mit der Begründung, dass der Gaza-Konflikt auch in Europa selbst zu sozialen Spannungen beitrage.

Was Naftali Bennett formuliert, betrachtet Benjamin Graumann ähnlich: Jüdisches Leben in Europa steht nicht vor der Herausforderung – es steht vor dem Ende. Wenn der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt in der FAZ fragt, ob jüdische Kinder hier überhaupt noch eine Zukunft haben, dann ist dies das Alarmsignal einer Realität, die Politik und Öffentlichkeit geschaffen, aber nicht wahrhaben wollen. Dass Israel sich angesichts dieser Entwicklung von Europa abwendet, ist Notwehr. Wer seine Partner nach gemeinsamen Werten auswählt, wird im wankenden Westen nicht mehr fündig.

Graumann beschreibt exakt das, was Bennett in strategische Konsequenz übersetzt: Antisemitismus eskaliert in Europa nicht trotz, sondern wegen der politischen Verhältnisse. Während sich Europas Regierungen im Nahostkonflikt moralisch über Israel erheben, dulden sie auf heimischem Boden Hassmärsche, in denen die Vernichtung Israels gefordert wird – geschützt von Polizei, toleriert von Justiz, beklatscht von der linken Zivilgesellschaft. Europa verliert seine jüdischen Bürger nicht, weil sie sich abwenden, sondern weil es sie verrät.

Israels Loslösung ist daher keine Isolation, sondern ein Befreiungsschlag. Ein Zeichen politischer Klarheit, während Europa immer tiefer in seiner eigenen Verlogenheit versinkt.

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