Wenn die Wende unser Ende wird

vor etwa 2 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Mit der Energiewende ist den Grünen im einstigen Land der Dichter, Denker und weltweit hoch angesehenen Ingenieure etwas Unglaubliches gelungen. Sie haben es in jahrzehntelanger Wiederholung teils wirklichkeitsfremder Glaubenssätze geschafft, Millionen von Deutschen das Märchen erfolgreich einzureden, dass, wenn man nur konsequent genug genau das Gegenteil von dem macht, was unsere Vorfahren gemacht haben, die das Land durch mehr Effizienz zu Wohlstand gebracht haben, indem man also dementsprechend mit Subventionen auf Ineffizienz umsteigt, uns allen eine ganz wundervolle Zukunft bevorstehen werde.

Als am 15. September dieses Jahres die deutsche Wirtschaftsministerin Katharina Reiche den sogenannten Monitoringbericht zum Stand der deutschen Energiewende zusammen mit dem Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) und dem Beratungsunternehmen BET Consulting der Presse vorstellte, waren die Worte, die die Ministerin wählte, um die Situation der deutschen Energieversorgung zu beschreiben, interessant.

Die Ministerin machte klar, dass das ganze Vorhaben, die Energieversorgung Deutschlands von gesicherter Stromerzeugung auf eine wetterabhängige Energieproduktion umzustellen, die nicht mehr dem Bedarf, sondern vielmehr dem Zufallsprinzip folgt, sehr viel teurer sei, als bisher behauptet und Deutschland schon heute zeitweise viel mehr an Strom aus Photovoltaik und Windkraft habe, als an Strombedarf vorhanden sei, der deswegen zunehmend zu negativen Preisen im benachbarten Ausland entsorgt werden muss. Mit mehr Bedacht solle daher in Zukunft agiert werden. Der Ausbau der ineffizienten Stromerzeugung aus Sonne und Wind solle aber dennoch fortgesetzt werden, so die Ministerin. Nur nicht mehr im bisherigen Tempo und koste es, was es wolle.

Als sich im Jahr 1998 unter Kanzler Gerhard Schröder die SPD mit der Anti-Atompartei, den Grünen, die erste rot-grüne Koalition bildete, vereinbarten die Regierungspartner damals, den Anteil sogenannter erneuerbarer Energien mittels dauerhafter Subventionen auszubauen und aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie auszusteigen, die die Grünen aufgrund ihrer sachlichen Unkenntnis nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl als unkalkulierbares Risiko ansahen. Eine Abschaltung der gesamten gesicherten Stromerzeugung war damals nicht geplant. Auch von der Rettung der Welt, wie heute, sprach damals noch niemand. Vielmehr beschloss Rot-Grün seinerzeit, bestehende Atomanlagen und alte Kohlekraftwerke durch eine Vielzahl moderner Kohlekraftwerke zu ersetzen. Der Bau neuer Kraftwerke rentierte sich, da die Regierung Schröder den Investoren für zehn Jahre die Strafabgabe auf CO2 erließ und dementsprechend eine Zuteilung von Gratis-Zertifikaten zusagte. Die Weltwirtschaftskrise, die durch die Bank Lehman Brothers 2008 eingeleitet wurde, brachte schließlich fast alle diese etwa 40 Kraftwerksprojekte zum Erliegen (Datteln und Moorburg ausgenommen).

Katharina Reiche ist wie der Verfasser im Osten Deutschlands in der DDR aufgewachsen, wo wir von klein auf gelernt haben, zwischen den Zeilen zu lesen und durch die Blume zu sprechen. Aber ist das der richtige Weg angesichts der dramatischen Situation, in der Deutschlands Wirtschaft dank grüner Energiepolitik steckt? Das Land verliert jeden Tag Firmen, die wegen der hohen Energiekosten und zunehmend absurder werdenden Auflagen aufgeben oder abwandern. Die Insolvenzen sind auf Rekordniveau, und die Arbeitslosenzahlen steigen dramatisch. Die seit etwa sieben Jahren laufende Deindustrialisierung Deutschlands schreitet weiter voran.

Ist ein Pfeifen im Nebel ausreichend, wenn eigentlich ein lautes Nebelhorn dringend nötig wäre, um im letzten Moment eine totale Kollision des Industriedampfers Deutschland doch noch zu verhindern?

Deutschlands Wirtschaft befindet sich im freien Fall, die Menschen verarmen, und die Stimmung im Lande ist hoffnungslos. Um die Stimmung auf diesem Schiff zu drehen, sind klare Worte an die Mehrheit der Menschen und die Wirtschaft dringend erforderlich, die die durch die Politik selbst verursachten Probleme klar benennen und versprechen, diese in absehbarer Zeit in Angriff zu nehmen.

Die gewollte Verteuerung von sinnvoller Energie durch eine Strafsteuer, um unsinnige Energie, die in Wirklichkeit nicht zu gebrauchen ist, zu subventionieren, muss beendet und den Menschen endlich deutlich vermittelt werden, dass man nur mit mehr Effizienz und nicht mit der Umstellung auf subventionierte Ineffizienz einen Mehrwert für das Land und die Welt erreichen kann.

Wer versucht, es in dieser dramatischen Lage, in der sich Deutschland befindet, es allen irgendwie recht zu machen, erreicht nur, dass es genau so weitergeht wie bisher. Dass dies das Ziel von Katharina Reiche ist, darf bezweifelt werden und das macht bei aller Kritik zumindest ein wenig Hoffnung für das Land.

Thomas Eisenhuth, geboren 1967, aufgewachsen in der DDR, arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Energiewirtschaft in Deutschland und seit 25 Jahren Österreich, wo er gemeinsam mit einem Partner seit 10 Jahren ein eigenes Energiehandelsunternehmen betreibt.

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