
Was verrückt klingt, ist europaweit ein boomendes Geschäft. Immer mehr Menschen kaufen Pakete, deren Inhalt sie nicht kennen.
Meist werden diese sogenannten Mystery-Boxen online angeboten, aber es gibt sie auch in Geschäften wie Surprise Box oder in Deutschland sogar in Automaten, berichtet das Handelsblatt. Das Problem: Schon bisher verläuft der Verkauf in einer Grauzone, es sind viele Betrüger unterwegs. Seit kurzem gibt es eine EU-Verordnung, die das Geschäft sogar illegal zu machen droht.
Der letzte Schrei: Shopper wühlen in riesigen Kartons mit Mystery-Boxen herum.
Auf Instagram und TikTok haben Mystery-Boxen Hochkonjunktur. Händler wie Stefan Grimm versorgen den Hype mit immer neuem Nachschub. Über seinen Großhandelsmarktplatz Restposten.de können Händler Überraschungspakete gleich palettenweise beziehen. Direkt auf der Startseite werden mit dem Slogan „Entfessele das Chaos der Schnäppchen“ 66 Paletten mit Mystery-Boxen für 499 Euro das Stück pro Palette angepriesen.
Auf Instagram und TikTok feiern die Mystery-Pakete Hochkonjunktur.
„Für die Händler lohnt es sich bei Produkten mit geringem Wert oft nicht, die Sendungen auszupacken, zu überprüfen, ob der Inhalt unbeschädigt ist, und sie wieder zu verkaufen oder an Drittanbieter in weit entfernte Länder wie China zurückzuschicken“, erklärt Phillip Moscoso, Einzelhandelsexperte an der spanischen Business-School IESE. „Das ist ein sehr arbeitsintensiver Vorgang.“ Deshalb landet die Ware dann auf Plattformen wie Restposten.de. Über solche Marktplätze beziehen Händler wie Oliver Fiedler ihre Ware. Über seine Website Secretpacks.de verkauft er Pakete, in denen laut Eigenwerbung „vom neuesten iPhone bis zu Omas Unterwäsche“ alles enthalten sein kann. Er wisse selbst nicht, was in den Paketen sei, erzählt Fiedler. Ein Fünferpack solcher Überraschungspakete beispielsweise kostet dort 54,99 Euro. „Klar kann es passieren, dass dann gar nichts davon gefällt.“ Aber den Gegenwert habe man meist wieder raus. Kunden berichteten in Einzelfällen beispielsweise von iPhones, Nike-Turnschuhen oder einem Lockenstab von Dyson.
Auf der Webseite Restposten.de werden Mystery-Boxen palettenweise angeboten.
Vor einem Jahr hatte Fiedler in einer TV-Sendung von den Mystery-Boxen erfahren. Spontan kaufte er einen gebrauchten Automaten, den er in der Nähe von Würzburg aufstellte. „Am ersten Tag haben wir 700 Pakete verkauft“, erzählt der 20-Jährige. Mittlerweile hat Fiedler zwölf Automaten aufgestellt, auch in Hamburg und Düsseldorf hat er Standorte. Die Hälfte seines Umsatzes macht er über diese Automaten, den Rest online.
Oliver Fiedler von Secretpacks.de macht die Hälfte seines Umsatzes online.
Das Geheimnis des Erfolges der Mystery-Box: Viele Kunden, die diese Surprise Box kaufen, sind Schnäppchenjäger. Sie hoffen (manchmal mit Erfolg), dass etwas besonders Wertvolles in dem Paket ist. Die anderen finden es einfach spannend, die Katze nicht im Sack zu kaufen, um das Sprichwort abzuwandeln. Wie auch immer: Die Mystery-Boxen sind ein Social-Media-Hype, der schnell wächst. Und ein Ende ist nicht abzusehen.