
Man stelle sich vor: Zwei israelische Nationalisten sitzen am Vorabend der israelischen Wahl in Jerusalem. Statt über Israels Sicherheit zu reden, streiten sie darüber, welche israelische Partei am besten die Masseneinwanderung in Deutschland in den Griff bekommt.
Klingt absurd? Frei erfunden? Ist es auch. Denn Juden haben aus ihrer Geschichte gelernt: Wenn es ernst wird, steht jedes Volk allein. Deshalb hat für die Patrioten unter ihnen das eigene Fortbestehen stets Vorrang – bedingungslos. Natürlich erkennen sie an, wenn anderswo gegen denselben Feind gekämpft wird und helfen, wenn sie können, doch würden sie niemals ihre Sicherheit mit der Sicherheit eines anderen Volkes abwiegen. Es wäre schön, wenn selbige Denke auch bei allen Konservativen in Deutschland ankommen würde.
Kanzler Friedrich Merz (CDU) und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud): Beide Staatsmänner stellen Israels Sicherheit als ihre Priorität – oder „Staatsräson“ – dar.
Denn wer wirklich an Deutschland denkt, wer sich ernsthaft Sorgen um innere Sicherheit, kulturelle Selbstbehauptung und nationale Integrität macht, der schätzt nicht die Aussage eines bedingt kompetenten Politikers zur Geopolitik im Nahen Osten höher ein als die Realität auf deutschen Straßen. Es ist diese bizarre Haltung, in der jede außenpolitische Nebelkerze als wichtiger wahrgenommen wird als das, was jeden Tag vor der eigenen Haustür brennt – Messerangriffe, Clan-Kriminalität, Masseneinwanderung, NGO-Komplex.
Israelis wählen nicht aus moralischem Wohlwollen – sondern weil sie überleben wollen. Ihre Politik ist nicht Tugendethik, sondern Selbstschutz. Deutsche Konservative dagegen verweigern sich genau diesem Ernst – und flüchten sich in Ersatzhandlungen. In Israel ist „Israel zuerst!“ keine mögliche Debatte, sondern eine Überlebensfrage. Und genau darum wählen Israelis Parteien, die hart, klar und unbeugsam sind – selbst wenn sie dabei nicht jedem gefälligen westlichen Narrativ entsprechen. Die Deutschen sind spätestens mit der Asylkrise ab 2015 ebenfalls in einem Überlebenskampf angekommen.
Was bei Israelis aus historischer Erfahrung heraus Überlebenswille ist, wird in Deutschland oft zur moralischen Ersatzhandlung. Wer sich hierzulande als „rechts“ oder „konservativ“ begreift, müsste sich eigentlich an der eigenen Nation orientieren. Doch viele tun es nicht. Stattdessen projizieren sie ihr politisches Bedürfnis nach Stolz, Wehrhaftigkeit und Identität auf einen fremden Staat – und vergessen dabei das eigene Land. Genau hier beginnt die Parallele zu einer anderen politischen Strömung, die ebenfalls vorgibt, etwas zu sein, was sie in Wahrheit längst aufgegeben hat.
Die „Antideutschen“ sind eine israelsolidarische, philosemitische Strömung innerhalb der deutschen Linken. Statt sich für die Arbeiterklasse, soziale Gerechtigkeit oder den „kleinen Mann“ einzusetzen, kreist ihr gesamtes politisches Denken um ein einziges Thema: Israel. Nicht als realer Staat, sondern als sakralisierte Projektionsfläche. Ausgerechnet Linke verteidigen plötzlich einen ethnonationalen, militarisierten Staat – nicht aus Überzeugung, sondern aus Schuld, Ideologie und Ersatzreligion.
Liberalkonservative machen denselben Fehler – nur spiegelverkehrt. Sie geben sich als Patrioten, reden von Heimat, Leitkultur und der Rettung Europas. Doch sobald die einzige relevante Oppositionspartei in Deutschland in einem für Deutsche irrelevanten Nebenthema nicht zu 100 Prozent auf Israel-Linie liegt, werfen sie das Handtuch. Nicht Deutschland ist ihr Maßstab, sondern das Gefühl, auf der „richtigen“ Seite bei einem außenpolitischen Tabuthema zu stehen.
Der verstorbene Sänger Torsun Burkhardt: Mit seiner Band „Egotronic“ prägte er den Soundtrack der „Antideutschen Szene“.
Interessant dabei ist, dass viele Antideutsche später zu Liberalkonservativen werden. Sie tauschen ihre Jungle World gegen die Welt – doch die „Wiedergutmachungsmeisterschaft“ (frei nach Henryk M. Broder und Menachim Begin) bleibt. Der linke Antideutsche wird zum liberalkonservativen Antideutschen – und sabotiert so jede echte patriotische Politik von innen.
Die einen verraten die Linke, vermeintlich im Namen Israels. Die anderen verraten Deutschland – auch vermeintlich im Namen Israels. Wenn Liberalkonservative Deutschland so lieben würden, wie sie Israel lieben, dann wäre Europa längst gerettet.
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