Wertvoll wie nie: Ach, hätte ich doch ein bisschen Gold!

vor 6 Monaten

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Die Berliner Fasanenstraße ist eine vornehme Adresse. Da passt das Handelshaus von Degussa hinter der Hausnummer 70 gut rein. Weiche Teppiche, elegant und gediegen, gedämpfte Stimmen, Marmorböden. Das Entree wirkt wie die Eingangshalle eines Luxushotels. Teuer ist es bei Degussa wirklich. Sie verkaufen Gold. Und ich kann sagen: Ich bin mal da drin gewesen …

Das fällt mir jetzt ein, da die Goldpreise hoch sind, richtig hoch. „Seit einem Jahr steigt der Goldpreis stetig wie nie“, schreibt Capital. Die Feinunze steht nun auf einem neuen Rekordhoch: 2790 US-Dollar. Und noch was fällt mir ein: mein genialer verstorbener Kollege Dr. Paul C. Martin, „Gold-Paule“ genannt. Er war Wirtschaftsjournalist und Buchautor. Sein berühmtestes Buch erschien 1973 und hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Es hieß: „Gold schlägt Geld.“ Paule lebte danach.

Die Degussa-Filiale in Berlin-Charlottenburg

Gold ist nicht der wertvollste Stoff, den es gibt. Wertvoller ist Rhodium, Irdium und Palladium. Aber ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der seiner lieben Frau gesagt hat: „Schatz, ich habe dir zum Zeichen meiner Liebe einen Rhodium-Ring gekauft.“ Sie hätte ihn wohl rausgeschmissen, den Mann, meine ich.

Nur Gold hat Kriege gewonnen und Kulturen ausgelöscht. Gold ist nicht gut und ist nicht böse. Die Menschen, die um Gold kämpfen und töten, sind es. Gold löst Gier und Niedertracht aus und lässt in den Augen einer Beschenkten ein paar Tränen glitzern (Achtung, Klischee!). Gold ist endlich. Es kommt, vereinfacht gesagt, aus dem Weltall. Der Abbau wird in einigen Jahrzehnten zu Ende sein, da sind Experten sicher. Dann gibt es kein Gold mehr. Viele, die versprochen hatten, Gold künstlich herstellen zu können, wurden von enttäuschten Königen und Despoten umgebracht.

Aktuell ist Gold dabei, das beste Jahr seit 1979 zu erreichen. Händler sehen in Gold angesichts der sehr knappen US-Wahl eine „todsichere Wette“, wie Analysten sagen. Laut einem Bericht von Bloomberg rechnen viele Investoren mit weiteren Gewinnen. Zunächst waren Zentralbanken und chinesische Käufer die treibende Kraft hinter dem Höhenflug, doch die „Nachfrage habe sich ausgeweitet“, heißt es. Vereinfacht gesagt: Wenn die Zeiten unruhig sind und die Menschen Angst vor der Zukunft haben, kaufen sie Gold, wenn sie können. Womit wir wieder in der vornehmen Berliner Fasanenstraße 70 sind, in einer Filiale der Goldschmiede Degussa.

3 Mal 250 Gramm Gold – zurzeit jeweils 20.000 Euro wert.

Ich wurde höflich behandelt, als ich nach einem Krügerrand fragte. Da kostet die Unze heute 2781,40 Euro, damals etwas über 2000 Euro. Allerdings fragte der Herr hinter dem Schalter: „Wie viele dürfen es denn sein?“ Ich sagte: „Einer genügt.“ Neben mir plauderten einige arabisch aussehende Herren in gutsitzenden dunklen Anzügen und warteten, bis ich meinen Krügerrand bezahlt hatte. Ich drehte mich schnell ab, ich wollte nicht sehen, ob sie vielleicht ganze Barren rausschleppten.

Ich habe meinen Krügerrand zu Weihnachten verschenkt. „Für schlechte Zeiten“, murmelte ich, als ich die Münze überreichte. Heute sagt mir mein gesunder Menschenverstand: Wie schön war es, Gold zu verschenken. Aber er sagt auch: Ach, hätt ich doch ein bisschen Gold!

Lesen Sie auch von Louis Hagen:Das Volkswagen-Drama: Wie konnte das nur passieren?

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel