
In den vergangenen Wochen inszenierten öffentlich-rechtliche Sender die Hitzewelle mit einer apokalyptisch anmutenden Bildsprache: glutrote Temperaturkarten, dramatische TV-Sondersendungen, alarmistische Schlagzeilen wie „Backofen Deutschland“. Der Eindruck: Das Land stehe kurz vor dem klimatischen Kollaps. Doch der Wettergott, dem man in diesen Formaten offenbar ehrfürchtig zu huldigen versucht, scheint sich nun einen kleinen Scherz zu erlauben.
Im Schwarzwald, am Feldberg, misst das Thermometer gerade einmal frische 12 Grad. Am 9. Juli 2025 lag das deutschlandweite Tageshoch bei lediglich 23,0 °C, was nur minimal über dem klimatologischen Mittelwert von 22,6 °C lag. Und auf der Zugspitze tanzten jüngst die Schneeflocken. Von einer flächendeckenden Gluthölle ist jedenfalls nichts zu spüren.
T-Online ruft hingegen den altbekannten „Höllensommer“ aus – jenen Sommer der Hitzeapokalypse, der schon im letzten Jahr beschworen wurde und dann einfach nicht stattfand. Und auch diesmal sprechen Experten von „zwei historisch heißen Hitzetagen“. Doch das ist irreführend: Bereits 2015 – also vor exakt zehn Jahren – wurden in Deutschland Temperaturen von über 40 Grad gemessen.
Die Behauptung, solche Werte seien ein völlig neues Phänomen, hält einer Überprüfung der Fakten nicht stand. Dass ihre Häufigkeit zugenommen hat, mag sein – neu sind sie indes nicht. Ab 2003 waren Temperaturen über 40 Grad keine Seltenheit mehr. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: In den frühen 1990er-Jahren wurde die 40‑Grad‑Marke tatsächlich noch nicht erreicht.
Die schweißgebadeten Wetter-Specials gehören inzwischen zum Sommerprogramm von ARD und ZDF: „Brennpunkt“-Ausgaben, „ZDF spezial“, aufwendig bebilderte Grafiken, reihenweise Passanten, die Erfahrungen mit dem heißen Wetter schildern. Auch der Focus kritisierte bereits: „ARD sendet Brennpunkt zur Hitzewelle – und reiht eine Belanglosigkeit an die andere.“ Das Wetter wird zum Hauptdarsteller und verdrängt klassische Nachrichten zu Politik und Wirtschaft.
Nachdem öffentlich-rechtliche Sender sich in Warnungen vor „Gluthitze“ und „Glutresilienz“ ergingen, zeigen die Wetterdaten der letzten Tage nun ein ganz anderes Bild. In großen Teilen Deutschlands herrschte schlicht typisches mitteleuropäisches Sommerwetter: Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad, wechselnde Bewölkung, wiederholte Regenschauer, gelegentliche Gewitter.
Ein milder Sommer steht am Feldberg (Schwarzwald) in Aussicht. (Screenshot: Wetter.com)
In Berlin etwa lag das Thermometer zuletzt kaum über 22 Grad – begleitet von kräftigen Schauern am Nachmittag. Auch in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg dominierten dichte Wolken und frische, keineswegs hitzige Luft. Der Deutsche Wetterdienst verzeichnete eine Häufung von Regentagen und Tageshöchstwerten, die deutlich unter dem Hitzerekordniveau lagen.
Wetterdienste wie wetter.de warnen nun nicht mehr vor Hitze, sondern vor Starkregen und Gewittern. Selbst die mittelfristigen Prognosen bleiben moderat: Bis Mitte Juli sind Temperaturen über 25 Grad eher selten, dafür werden Schauer und stürmische Episoden erwartet. Auch wenn die Temperaturen langfristig steigen mögen – derzeit erleben die meisten Menschen schlicht einen normalen, mitunter heißen, mitunter verregneten Sommer.
All das steht in scharfem Kontrast zur medialen Inszenierung vom „Backofen Deutschland“. Man fragt sich: Können öffentlich-rechtliche Sender überhaupt noch nüchtern über Wetter berichten? Wer führt die Feder in der Wetterberichterstattung – der Journalismus oder die Angst vorm Wettergott?
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