Wie ARD und ZDF jetzt ganz offiziell unsere Gebühren verzocken

vor etwa 4 Stunden

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Warnung: Die folgenden Bilder könnten Sie verstören – vor allem, wenn Sie noch über einen Restbestand an Hirnmasse und ästhetischem Empfinden verfügen:

Was Sie hier gerade sehen und hoffentlich überleben werden, ist die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – jedenfalls, wenn es nach dem Südwestrundfunk SWR geht. Die kleine und chronisch klamme ARD-Anstalt mit Verwaltungssitz im grün regierten Stuttgart bewirbt mit diesem sündhaft teuren und bemerkenswert schlechten Clip ihr Computerspiel „Green Guardians VR“.

Das Produkt selbst ist noch schlechter als die Promo, dazu gleich mehr.

Vorab widmen wir uns der Frage: Was hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Videospielen zu tun? Antwort: Die Branche eröffnet dem ÖRR neue Möglichkeiten, Gelder zu verschieben und sich damit Unterstützung und Wohlwollen zu sichern.

Die Hauptfigur in unserem Promo-Clip (bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie jetzt an das traumatische Machwerk erinnern muss) ist zum Beispiel der bekannte YouTuber LeFloid, bürgerlich Florian Mundt. Er dürfte die Rolle nicht für umme übernommen haben – ebenso wenig wie alle anderen Beteiligten, von den Programmierern über die Texter bis zu den PR-Leuten.

Im Film- und TV-Geschäft gibt es inzwischen so gut wie keine größere Produktion mehr, die ohne irgendeine finanzielle Unterstützung aus dem ÖRR-Kosmos auskommt. Offenbar wollen unsere De-facto-Staatsmedien nach demselben Muster nun auch Abhängigkeiten in der wachsenden Gaming-Industrie schaffen.

Dafür werden keine Kosten und Mühen gescheut, vor allem keine Kosten. „Green Guardians VR“ ist seit 2021 in Arbeit. Das Game wird mit knapp 400.000 Euro aus einem EU-Programm für „Innovative VR-Leuchtturmprojekte“ gefördert.

Als das Spiel dann im Oktober 2024 offiziell herauskam, wurde es, man kann es nicht anders sagen, ein Desaster. Nur im Erscheinungsmonat wollten drei (in Zahlen: 3) Spieler das Spiel spielen. Danach erreichte „Green Guardians VR“ in einem Monat zwei Spieler, in allen anderen Monaten nur einen. Bis heute hat das Spiel neun (in Zahlen: 9) Menschen erreicht.

Bitte hier Tweet verlinken: https://x.com/OERRBlog/status/1958433823424643435

Wer diese Menschen sind, kann man recht leicht erahnen, wenn man die Rezensionen liest. Aus irgendeinem rätselhaften Grund scheint es da eine gewisse Nähe zum SWR zu geben:

Bitte hier Tweets verlinken: https://x.com/Suppensalz/status/1958478464954020029 https://x.com/art_irae/status/1958442070240366616

Dafür hat die EU also 400.000 Euro an Steuergeld überwiesen. Die internen Kosten hält der SWR geheim, und die kommen ja noch obendrauf.

Dieser durchschlagende Erfolg blieb der Weltöffentlichkeit nicht verborgen. Das wird nun für den SWR zu einem echten Problem. Denn plötzlich werden außerordentlich unangenehme Fragen zur Rechtmäßigkeit des ganzen Projekts gestellt.

Der Medienstaatsvertrag (Anlage zu § 33 Abs. 5 Satz 1) enthält eine sogenannte „Negativliste Jugendangebot“. Dort ist aufgeführt, was der ÖRR alles ausdrücklich NICHT darf. Unter Punkt 14 steht da: „Spieleangebote ohne journalistisch-redaktionellen Bezug zum Jugendangebot“.

Mit anderen Worten: ARD, ZDF und Deutschlandradio haben in der Gaming-Branche nichts verloren – es sei denn, sie machen dort ein Angebot, das direkt und unmittelbar mit einer konkreten Sendung in Verbindung steht. Nun aber fragen ÖRR-Kritiker, was denn bitteschön der Bezug des erfolglosen, aber teuren Spiels zu irgendeiner konkreten TV-Sendung sein soll.

Hier nun betritt Thomas Dauser die Bühne, seines Zeichens „Direktor Innovationsmanagement und Digitale Transformation“ beim SWR. Er sagt, „Green Guardians VR“ sei direkt an die Sendung „KlimaZeit: klimawirksame Lügen der Fossilindustrie“ gekoppelt. Weiter lässt der Mann uns wissen:

„Ein Onlinespiel ist dann sendungsbezogen, wenn damit die konkrete Sendung thematisch und inhaltlich vertieft und begleitet wird. Das ist bspw. dann der Fall, wenn auf die für die Sendung genutzten Materialien und Quellen zurückgegriffen bzw. das Spiel aus dem gedanklichen Inhalt der Sendung entwickelt wurde. Ausnahmslos alle Games des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben einen Sendungsbezug.“

Daraus allerdings ergibt sich ein Problem von Einstein’scher Dimension: Denn „Green Guardians VR“ wird, siehe oben, seit spätestens 2022 entwickelt. Die TV-Sendung „KlimaZeit: klimawirksame Lügen der Fossilindustrie“, auf die das Spiel sich angeblich bezieht, wurde aber erst am 9. August 2024 ausgestrahlt.

Herr Dauser behauptet allen Ernstes, dass der SWR in weiser Voraussicht und in Kenntnis aller künftigen Inhalte und Quellen ein Game zu einer Sendung entwickelt hat, die erst zwei Jahre später lief.

Bei Dauser kommt das Echo also vor dem Ruf. Jetzt wird der Herr, immerhin Mitglied der SWR-Geschäftsleitung, offen der Lüge bezichtigt. Angesichts der nachweisbaren Entstehungsgeschichte des Spiels kann man das durchaus verstehen:

• Im März 2022 wurden Zielgruppentests mit 14- bis 21-Jährigen gemacht, ohne jeden Bezug zu irgendeiner TV-Sendung. • Im Juni 2023 hat der SWR das Projekt auf der Fachmesse TinCon vorgestellt, ohne jeden Bezug zu irgendeiner TV-Sendung. • Anfang 2024 wurde das Projekt in einem Workshop einer Filmhochschule vorgestellt, ohne jeden Bezug zu irgendeiner TV-Sendung.

Der Gaming-Experte Lutz Olaf hat den ganzen Skandal auf X grandios zusammengetragen:

Bitte hier Tweets verlinken: https://x.com/LutzOlaf/status/1958847125158085012

Inzwischen steht folgerichtig die Forderung nach einem Untersuchungsausschuss im Mainzer Landtag im Raum. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Rechtsaufsicht über den SWR.

Bei all den Nebengeräuschen sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass das Spiel selbst eine einzige Katastrophe ist. Den Inhalt fasst die ARD so zusammen: „Bis zu vier Gamer (reisen) in die Zukunft und schlüpfen in Roboter-Avatare, die von einem Mega-Konzern in eine vermeintlich perfekte Zukunft geschickt werden. Dort entlarven sie eine groß angelegte Desinformationskampagne und helfen, das Klima zu retten.“

Die Bewertungen auf Steam sind entsprechend: Sieben positiven Rezensionen (wie viele Mitarbeiter hat die SWR-Intendanz?) stehen fünf negative gegenüber. Beklagt werden technische Probleme, die politische Ausrichtung und die handwerkliche Qualität: „Einfach nur mies. Tonmischung, Grafik, ätzende Propaganda. Verschleuderte Gebührengelder.“

Man möchte hinzufügen: Das kennen wir schon.

Auf der gerade laufenden Messe „Gamescom“ in Köln hat die ARD übrigens mitgeteilt, das „ARD Games Netzwerk“ zu gründen. Dabei handele es sich um eine „strategische Bündelung für das Zukunftsfeld Gaming“. Das sei für die Anstalt „ein Zukunftsfeld mit dem Potenzial, neue Zielgruppen zu erreichen, bestehendes Publikum stärker einzubinden, ARD-Marken und Erstplattformen zu stärken und innovative Plattformen wie VR, AR oder das Metaverse zu erschließen“.

Keine Pointe.

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