
Deutsche Frauen kämpfen für ihre Lieblingspronomen und Gendersterne für Geschlechtervielfalt, iranische Frauen riskieren ihr Leben, um auch nur einmal ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit durch die Straßen zu ziehen. Die Eskalation der Situation im Iran könnte der Gamechanger sein für eine überfällige Befreiung des iranischen Volkes von der Terrorherrschaft islamischer Mullahs. Die mutigen Frauen des Irans waren dabei schon immer die Initialzünder des Widerstandes.
„Bleib bei mir, Neda, bleib bei mir!“ Die Schreie des Mannes gelten der Studentin Neda, die im Juni 2009 auf offener Straße kaltblütig mit einem Schuss in den Oberkörper getötet wird. Jede Hilfe wird zu spät kommen, sie verblutet auf den Straßen von Teheran und löst mit ihrem Tod die stärksten Proteste gegen das Terrorregime der Mullahs aus, die es seit der iranischen Revolution und damit der Machtübernahme religiöser Fanatiker 1979 gegeben hat. Neda war damals mit ihrem Vater wie so viele auf den Straßen, wo gegen das offizielle Ergebnis der gerade ausgezählten Präsidentschaftswahlen protestiert wurde.
Das Handyfoto zeigt angeblich die Studentin Neda, die im Juni 2009 auf offener Straße kaltblütig mit einem Schuss in den Oberkörper getötet wurde. Bei Film- und Fotomaterial von den Demonstrationen im Iran ist sehr häufig mit unabhängigen Quellen nicht feststellbar, ob sie authentisch sind.
Niemand traute dem Wahlergebnis, wonach Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei der Wahl am 12. Juni 2009 angeblich mit einer deutlichen Mehrheit von 63 Prozent im Amt bestätigt worden sein sollte. Das Video von Nedas Tod geht um die Welt, sie wird zur Symbolfigur des Protestes, der von der islamischen Bassidsch-Miliz erbarmungslos niedergeschlagen wird. „Ich bin Neda“ wird zum Solidaritäts-Schlachtruf im Internet, das Regime besteht weiter, Nedas Tod kann den Terror der Mullahs gegen die eigene Bevölkerung nicht beenden. Die Unterdrückung der Frauenrechte geht unbeirrt weiter.
Zehn Jahre später im März 2019 ist es das „blaue Mädchen“, das die nächste Protestwelle im Iran auslöst. Sahar Khodayari goss sich selbst Benzin über den Körper und zündete sich aus Protest gegen ihre drohende Haftstrafe vor dem Revolutionsgericht in Teheran an. Sie war Fußballfan des Vereins Esteghlal Teheran, der Deutsche Winfried Schäfer trainiert damals die Mannschaft. Frauen ist zu diesem Zeitpunkt, wie so vieles Selbstverständliche, auch der Besuch eines Fußballstadions ist verboten. Es gilt als unsittsam für Frauen, halbnackten Männern beim Sport zuzusehen, befinden die Sittenwächter des iranischen Regimes. Sahar schmuggelt sich mit blauer Fanperücke und langem Mantel als Mann verkleidet ins Stadion.
Vor Anpfiff postet sie ganz in blau gekleidet, der Farbe ihres Vereins, stolz ein Selfie davon auf Social Media. Sie wusste, was sie riskiert. Kurz darauf wird sie wegen „mangelhafter islamischer Bekleidung und Widerstand“ festgenommen und angeklagt wegen „Verstoßes gegen das Keuschheitsgebot, sittenwidrigem Benehmen und Beleidigung der Ordnungskräfte“. Doch Sahar will sich nicht widerstandslos ins Gefängnis werfen lassen, sondern lieber sterben. Vor dem angesetzten zweiten Gerichtstermin geht sie in den grausamen Tod, um der Welt ihren Protest zu zeigen. Auch sie wird als das „Blue Girl“ zum Gesicht der Befreiungsbewegung iranischer Frauen. Die Unterdrückung der Frauenrechte im Iran geht unbeirrt weiter.
Anhänger des iranischen Fußballteams Esteghlal halten im Azadi-Stadion in Teheran, Iran, die Flagge ihres Lieblingsteams hoch.
Im selben Jahr schickt der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in erprobter deutscher Staatspraxis herzliche Glückwünsche auch im Namen seiner Landsleute nach Teheran, um zum 40-jährigen Bestehen der Terrorherrschaft zu gratulieren.
Im September 2022 wird dann Jina Mahsa Amini zum neuen Gesicht des Widerstandes der Frauen im Iran. Sie soll nur 22 Jahre alt werden. Jina ist mit ihrer Familie auf der Rückreise aus dem Urlaub und wird bei einem Zwischenstopp in Teheran festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Das reicht im Iran als Grund, um von der Sittenpolizei in einen Wagen gezerrt zu werden. Kurze Zeit später kollabiert sie auf der Polizeiwache und fällt ins Koma, das letzte Bild von Jina zeigt eine junge Frau mit misshandeltem Kopf intubiert auf einer Intensivstation, wo sie kurz danach verstirbt.
Ihr Tod löst die größte und längste Protestwelle seit Bestehen des Mullahregimes aus, sie kann die Herrschaft des Terrors aber ebenfalls nicht zu Fall bringen. Es gehen Bilder um die Welt von iranischen Frauen, die öffentlich ihre Hidschabs verbrennen und sich die Haare abschneiden. Es sind die Frauen im Iran, die mutig und trotzig den Protest vorantreiben und alles riskieren. Während im freien Westen das „Recht auf Kopftuchtragen“ reklamiert wird, kämpfen die Frauen im Iran darum, das erste Mal ihre Haare in der Öffentlichkeit frei im Wind wehen zu lassen. Auf Social Media verbreiten sich Videos mutiger Iranerinnen, die ihre Haare zeigen oder öffentlich singen (ebenfalls verboten). Das Abnehmen des Kopftuches und das Verbrennen des Hidschabs werden die neuen Erkennungszeichen des Widerstandes. Ihre Parole ist der Schlachtruf „Frau – Leben – Freiheit“.
Seit Jahrzehnten sterben im Iran mutige Frauen, die sich für die Freiheit aller Frauen und gegen die Unterdrückung einer islamischen Terrorherrschaft bewusst in die Öffentlichkeit stellen, wohlwissend, dass sie damit Verhaftungen, Schläge, Folter, Gefängnis oder den Tod riskieren. Und immer wieder sind es die kaltblütigen und grausamen Morde an Frauen, die im Iran in den vergangenen Jahren Proteste und Freiheitskämpfe der Bevölkerung gegen die Herrschaft der Mullahs ausgelöst haben.
Ein Mann hält ein Foto von Jina Mahsa Amini bei einer Kundgebung am 1. Mai 2025 in Hamburg hoch.
Die neue Kriegslage im Iran durch den Präventivschlag Israels und die Ausschaltung der Führungsköpfe in Militär und Miliz könnte nun die Stunde der Frauen im Iran sein. So dramatisch jede Kriegslage immer für die Zivilbevölkerung eines Landes ist, stellt der Kampf gegen das Mullahregime im Iran einen Befreiungsschlag für das iranische Volk dar. Das geschwächte Regime bietet ein „window of opportunity“ für die Widerstandsbewegung des Landes, die jetzt dringender denn je die Solidarität des freien Westens benötigt, um genau jene Freiheit wiederherzustellen, die es vor der Machtübernahme von Islamisten im Jahr 1979 auch im Iran gegeben hatte.
Frauen kaufen Kleidung auf einem Markt in Teheran,1978.
Heute erinnern nur noch schwarz-weiß Bilder von Frauen in knappen Sommerkleidern und Partynächten in Teheran an jenen Iran, den es auch geben kann, wenn er von religiösen Extremisten befreit ist. Die Destabilisierung der Mullahs durch die Angriffe Israels bringt die Freiheit nicht nur von Frauen, sondern jene eines ganzen Volkes wieder in greifbare Nähe. Es ist zu erwarten, dass die Proteste auf den Straßen nicht lange auf sich warten lassen.
Es hat eine kalte kontrastreiche Gleichgültigkeit, mit der man sich im Westen an das Sterben iranischer Frauen „gewöhnt“ hat. Dass in der vergangenen Woche erst die junge Frau Elahe Hosseinnejad verschleppt und ermordet wurde, weil sie an den „Frau, Leben, Freiheit“-Protesten teilgenommen hatte, bringt im Jahr 2025 nicht einmal mehr eine Schlagzeile und auch keine Intervention „feministischer“ Außenpolitikerinnen.
Die Bedrohungen der Frauenrechte im Iran geben die Lächerlichkeit westlicher Wohlstands-Feminismus-Debatten preis, aber auch den Gratismut, mit dem hierzulande mit Floskeln wie „feministischer Außenpolitik“ um sich geworfen wird, während man mit fest verschlossenen Augen die echten Kämpfe für Frauenrechte in islamischen Staaten ignoriert und immer genau dann versagt, wenn es auch mal etwas kostet, sich zu positionieren. Wer den iranischen Frauen jetzt nicht bedingungslos beisteht, möge als selbsternannte Feministin für immer schweigen.
Mit der Übernahme der Mullahs 1979 im Iran erstarben die Rechte der Frauen. Und nachdem man die Frauen und Mädchen entrechtet hatte, wurde auch der Rest des Volkes unterworfen. Man muss den immer selben Mechanismus des Islamismus verstehen, um gewappnet zu sein für die Verteidigung der Frauenrechte im bislang freien Westen und gerade auch in Deutschland.
Eine Demonstration auf dem Vali-e-Asr-Platz in Teheran, Iran, 1984.
Dass sich halbstarke muslimische Abiturienten an einer Essener Schule heute überhaupt trauen, eine geschlechtergetrennte und somit schariakonforme Abiturfeier zu fordern, sind böse Vorboten einer Entwicklung, die Frauenrechte auch in unserem Land in Frage stellen. Die Islamisierung einer Gesellschaft beginnt nicht erst mit Attentaten von Islamisten, mit Messerattacken auf Stadtfesten und Kalifats-Demonstrationen auf deutschen Straßen. Die Islamisierung beginnt mit Kindergartenmädchen, die bereits in Kopftücher gehüllt in deutschen Kitas auftauchen. Sie beginnt mit der Duldung des Burkinis als adäquate Badebekleidung im Schwimmunterricht an deutschen Schulen. Sie beginnt mit der Verdrängung der Frauen aus dem Straßenbild mancher Stadtviertel. Sie beginnt mit jedem verweigerten Handschlag für eine Frau. Sie beginnt mit der Ignoranz dieser Vorboten der Unterdrückung oder gar der Verniedlichung frauenunterdrückender Tendenzen als „kulturelle Unterschiede“.
Es ist kein kultureller Unterschied, wenn Mädchen auch in Deutschland unter Kopftücher gezwungen werden, sondern totalitär umgesetzter Religionswahn. Die Frage, ob der Westen seine vielzitierten Werte tatsächlich verteidigt, steht und fällt mit der Frauenfrage. Wer Frauenrechte preisgibt, sägt am Ast des freien Westens.