
Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat es mal wieder geschafft. Mit dem Stück „Mein Mann, der Schwurbler“ legt das Blatt ein Paradebeispiel für etwas vor, was ich an dieser Stelle „Pathologisierungsjournalismus“ nennen möchte. Eine Frau, in besagtem Artikel Janne Kern genannt, verkauft die intimsten Details über ihren Mann an eine große Zeitung – und die SZ inszeniert daraus keine Diskussion oder einen keinen Diskurs, sondern ein Diagnose-Protokoll.
Der Mann taucht nicht als Bürger mit legitimen politischen Überzeugungen auf, sondern als „Patient“ mit einem Virus. Als Fallstudie. Und vor allem: als Problem.
Schon im Titel steckt die erste Abwertung: „Schwurbler“. Ein reiner Kampfbegriff, null argumentativer Wert, reines Framing. Und es bleibt nicht beim Labeling. Im Laufe des Artikels wird dieser Mann, im Artikel nur „Kerns Mann“ genannt, immer weiter demontiert: seine Biografie, seine Verletzlichkeit, seine Jobs, seine Kindheit. Alles kommt auf den Tisch – nur um am Ende das Klischee zu bestätigen: Wer scheitert, glaubt irgendwann an „Verschwörungen“. Besonders absurd wird es dann mit der Beratungsstelle „Entschwört“, die sich das Recht herausnimmt, definieren zu dürfen, ab wann Gedanken demokratiefeindlich sind. Nicht Handlungen, nicht Gewalt – Gedanken.
Die Sache ist doch die: Selbst wenn ihr Mann „ein Schwurbler“ wäre (was auch immer das heißen mag). Eine Demokratie stirbt nicht daran, dass Menschen Unsinn reden. Sie stirbt daran, dass wir anfangen, Meinungen zu pathologisieren und Andersdenkende wie Patienten zu behandeln.
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